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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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inne.
    »Über Lucy.«
    »Sie kennen meine Nichte?« Ich konnte es nicht glauben.
    »Wir haben in Glynco mehrere Trainingsprogramme gemeinsam absolviert«, sagte er und meinte damit die Bundesakademie in Glynco, Georgia, wo das ATF, der Zoll, der Geheimdienst, der Grenzschutz und ungefähr sechzig weitere Institutionen der Verbrechensbekämpfung ihre Grundausbildung durchliefen.
    »In gewisser Weise hat sie mir Leid getan. Wo sie auftauchte, wurde viel über Sie geredet, als hätte sie selbst keine eigenen Talente.«
    »Ich kann nicht ein Zehntel von dem, was sie kann.«
    »Das geht den meisten so.«
    »Was hat das hier mit ihr zu tun?«, wollte ich wissen.
    »Ich glaube, Ihretwegen muss sie wie Ikarus sein und der Sonne zu nahe kommen. Hoffentlich treibt sie diesen Mythos nicht zu weit und fällt vom Himmel.«
    Diese Bemerkung machte mir mit Angst. Ich hatte keine Ahnung, was Lucy in diesem Moment tat. Talley hatte Recht.
    Meine Nichte musste alles immer größer, besser, schneller und riskanter machen als ich, als würde sie durch die Konkurrenz zu mir schließlich doch die Liebe gewinnen, die sie letztlich nicht glaubte zu verdienen.
    »Die Haare, die der Mörder in den Pariser Fällen auf seinen Opfern hinterließ, stammen definitiv nicht von dem nicht identifizierten Toten in meinem Kühlraum«, sagte ich und erzählte ihm den Rest.
    »Aber diese merkwürdigen Haare befanden sich auf seiner Kleidung?« Talley versuchte, den Zusammenhang zu verstehen.
    »Sie befanden sich auf der Innenseite seiner Kleidung. Gehen wir mal von folgender Hypothese aus. Der Mörder trägt diese Kleidungsstücke, und sein Körper ist dicht mit diesen langen hauchfeinen Haaren bedeckt. Sie haften demnach an der Innenseite der Kleider, die er auszieht und die sein Opfer anziehen muss, bevor er es ertränkt.«
    »Das Opfer ist der Mann in dem Container. Thomas.« Talley hielt inne. »Loup-Garous ganzer Körper ist damit bedeckt?
    Dann rasiert er ihn offensichtlich nicht.«
    »Es macht viel Mühe, den ganzen Körper regelmäßig zu rasieren. Wahrscheinlich rasiert er nur die Körperteile, die die Leute sehen.«
    »Und es gibt keine wirksame Behandlung? Kein Medikament oder so?«
    »Laser werden mit einigem Erfolg eingesetzt. Aber das weiß er vielleicht nicht. Wahrscheinlicher ist, dass seine Familie ihn nicht in eine Klinik gelassen hat, vor allem nachdem er angefangen hatte zu morden.«
    »Warum glauben Sie, dass er mit dem Mann, den Sie in dem Container gefunden haben, die Kleidung getauscht hat? Mit Thomas.«
    »Wenn man auf einem Schiff flüchtet«, dachte ich laut nach, »sollte man keine Designer-Stücke tragen, angenommen Ihre Theorie von der weitergereichten Kleidung trifft zu. Auch Trotz könnte ein Motiv sein, Verachtung. Das letzte Wort zu haben. Wir könnten den ganzen Tag spekulieren, aber es gibt keine allgemein gültige Formel, nur den Schaden, den er hinterlassen hat.«
    »Möchten sie irgendetwas?«
    »Eine Antwort«, sagte ich. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass Dr. Stvan das Opfer war, das überlebt hat? Sie und der Generalsekretär haben mir diese Geschichte aufgetischt und wussten ganz genau, dass Sie über sie geredet haben.«
    Talley schwieg.
    »Sie wollten mir keine Angst machen, richtig?«, fuhr ich fort. »Loup-Garou sieht sie und versucht, sie umzubringen, und wenn er mich sieht, versucht er es vielleicht auch mit mir.«
    »Mehrere Leute zweifelten, dass Sie zu ihr gehen würden, wenn Sie das wüssten.«
    »Dann kennen mich diese Leute nicht sehr gut«, sagte ich. »Tatsächlich wäre ich erst recht zu ihr gegangen, wenn ich es gewusst hätte. Was glauben Sie eigentlich? Nur weil Sie Lucy ein-, zweimal begegnet sind, meinen Sie mich zu kennen und alles Mögliche vorhersagen zu können.«
    »Kay, Dr. Stvan hat darauf bestanden. Sie wollte es Ihnen aus gutem Grund selbst sagen. Sie hat nie irgendjemandem alle Details erzählt, nicht einmal diesem Kriminalkommissar, mit dem sie befreundet ist. Er konnte uns die Sachlage nur mehr oder weniger skizzieren.«
    »Warum?«
    »Wieder die Leute, die den Mörder schützen. Wenn sie es irgendwie herausgefunden und gedacht hätten, dass sie ihn gesehen hat, dann hätten sie ihr vielleicht etwas angetan. Oder ihrem Mann oder ihren zwei Kindern. Davor hatte sie Angst. Sie glaubt, dass Sie sie nicht hintergehen werden, indem sie mit jemandem darüber sprechen, der sie gefährden könnte. Aber wie viel sie Ihnen erzählen würde, wollte sie erst entscheiden, wenn Sie bei

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