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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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arbeitest?«, fragte Marino und fischte seine schwelende Zigarette aus dem Aschenbecher und zog ein letztes Mal daran.
    »Nur wenn's nicht anders geht«, sagte Jo.
    »Und was?«
    »Ein bisschen Abseilen aus Black-Hawk-Hubschraubern, Drogenrazzien. Nichts Besonderes.«
    »Erzähl mir bloß nicht, dass du und Lucy dort unten in Südamerika am selben Fall arbeitet.«
    »Sie ist bei der DEA«, sagte Lucy.
    »Echt wahr?«, sagte Marino zu Jo. »Für die DEA wirkst du etwas kümmerlich.«
    »Sie müssen bestimmte Quoten erfüllen«, sagte Jo.
    Er öffnete den Kühlschrank und schob Dinge herum, bis er ein Bier der Marke Red Stripe fand. Er machte die Flasche auf und trank.
    »Getränke gehen aufs Haus«, rief er.
    »Marino«, sagte ich. »Was tust du da? Du bist im Dienst.«
    »Von jetzt an nicht mehr. Ich werd's euch beweisen.«
    Er stellte die Flasche mit einem Knall auf den Tisch und wählte eine Nummer.
    »Mann, weißt du was?«, sagte er ins Telefon. »Ja, ja, hör mal zu, mir ist nicht zum Spaßen. Ich fühl mich beschissen. Meinst du, dass du heute Nacht für mich einspringen kannst? Ich mach's wieder gut.«
    Marino zwinkerte uns zu. Er legte auf, drückte auf den Lautsprecherknopf am Telefon und wählte erneut. Nach dem ersten Klingeln wurde abgehoben.
    »Bray«, meldete sich Diane Bray so laut, dass alle in der Küche sie hörten.
    »Deputy Chief Bray, hier spricht Marino«, sagte er mit einer Stimme, als stürbe er an einer schrecklichen Krankheit. »Tut mir wirklich Leid, Sie zu Hause zu stören.«
    Die Reaktion bestand in Schweigen, da er seine direkte Vorgesetzte sofort und willentlich gereizt hatte, indem er sie mit »Deputy Chief« ansprach. Laut Vorschrift wurden stellvertretende Chefs mit »Chief« angesprochen, während für Chefs die Bezeichnung »Colonel« verwandt wurde. Dass er sie zu Hause anrief, brachte ihm auch keine Pluspunkte ein. »Was gibt es?«, fragte Bray ihn streng.
    »Mir geht es sehr schlecht«, keuchte Marino. »Ich muss mich ständig übergeben, habe Fieber, alles, was dazu gehört. Ich muss mich krank melden und mich ins Bett legen.«
    »Als ich Sie vor ein paar Stunden gesehen habe, waren Sie noch kerngesund.«
    »Es kam ganz plötzlich. Ich hoffe nur, dass ich mir nicht irgendwelche Bakterien eingefangen habe ...«
    Ich schrieb schnell Streptokokken und Clostridium auf einen Notizblock.
    ». Sie wissen schon, so was wie Strep oder Closteridium, dort im Container. Ein Arzt, den ich angerufen habe, hat mich davor gewarnt, weil ich so nahe an die Leiche rangegangen bin und so -«
    »Wann endet Ihre Schicht?«, unterbrach sie ihn. »Um elf.«
    Lucy, Jo und ich platzten schier vor Anstrengung, nicht laut los zulachen.
    »Es ist unwahrscheinlich, dass ich um diese Uhrzeit einen Ersatz für Sie finden kann«, sagte Bray eiskalt.
    »Ich habe schon mit Lieutenant Mann vom dritten Revier gesprochen. Er ist so freundlich und wird den Rest meiner Schicht übernehmen«, ließ Marino sie wissen, während sich sein Zustand rapide verschlechterte.
    »Sie hätten mir früher Bescheid sagen sollen!«, fuhr Bray ihn an.
    »Ich habe gehofft, durchhalten zu können, Deputy Chief Bray.«
    »Fahren Sie nach Hause. Ich will Sie morgen in meinem Büro sprechen.« »Wenn es mir gut genug geht, werde ich vorbeischauen, bestimmt, Deputy Chief Bray. Passen Sie gut auf sich auf. Hoffentlich kriegen Sie nicht das Gleiche wie ich.« Sie legte auf.
    »Was für ein Herzchen«, sagte Marino, als das Lachen aus uns herausbrach.
    »Himmel, kein Wunder«, sagte Jo, als sie wieder sprechen konnte. »Wie ich höre, ist sie ziemlich verhasst.«
    »Woher hast du das denn?« Marino runzelte die Stirn. »Wird in Miami über sie geredet?«
    »Ich bin von hier. In der Nähe der Universität von Richmond aufgewachsen.«
    »Hat dein Vater dort unterrichtet?«, fragte Marino.
    »Er ist Baptistenpfarrer.«
    »Oh. Das ist bestimmt spaßig.«
    »Ja«, meldete sich Lucy zu Wort, »ziemlich bizarr, wenn man bedenkt, dass sie hier groß geworden ist und wir uns erst in Miami kennen gelernt haben. Also, was wirst du wegen Bray unternehmen?«
    »Nichts«, sagte er, trank die Flasche Bier aus und holte sich eine neue aus dem Kühlschrank.
    »Also, ich würde auf jeden Fall was unternehmen«, sagte Lucy voller Selbstvertrauen.
    »Solche Scheiße denkt man, wenn man jung ist«, erwiderte er.
    »Wahrheit, Gerechtigkeit und die amerikanische Art. Warte nur, bis du so alt bist wie ich.« »So alt werde ich nie werden.«
    »Lucy hat mir

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