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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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erzählt, dass Sie Detective sind«, wandte sich Jo an Marino. »Warum tragen Sie dann Uniform?«
    »Märchenstunde«, sagte Marino. »Willst du dich auf meinen Schoß setzen?«
    »Lassen Sie mich raten. Sie haben jemand verärgert. Bray wahrscheinlich.«
    »Lernt man bei der DEA, solche Schlussfolgerungen zu ziehen, oder bist du nur ungewöhnlich gescheit für jemand, der fast erwachsen ist?«
    Ich schnitt Pilze, grüne Paprika und Zwiebeln und zerkleinerte Vollmilchmozzarella. Lucy sah mir dabei zu. Schließlich zwang sie mich, ihr in die Augen zu blicken.
    »Gleich nachdem du heute Morgen angerufen hast, rief Senator Lord an«, sagte sie leise. »Das hat unser ganzes Büro geschockt, möchte ich hinzufügen.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Er hat mir gesagt, dass ich mich sofort in ein Flugzeug setzen und hierher kommen soll .«
    »Wenn du auf mich nur genauso hören würdest.« Innerlich begann ich wieder zu zittern.
    »Dass du mich brauchst.«
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin .« Meine Stimme brach, als ich erneut in diesen kalten dunklen Raum stürzte.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mich brauchst?« »Ich wollte mich nicht aufdrängen. Du hast so viel zu tun. Und es schien, als wolltest du nicht reden.« »Du hättest nur Ich brauche dich sagen müssen.« »Du hast von einem Handy aus gesprochen.« »Ich will den Brief sehen«, sagte sie.

8
    Ich legte das Messer auf das Brett und wischte mir die Hände an einem Handtuch ab. Ich sah Lucy an, und sie erkannte den Schmerz und die Angst in meinem Blick.
    »Ich möchte ihn allein mit dir lesen«, sagte sie.
    Ich nickte, und wir gingen in mein Schlafzimmer, wo ich den Brief aus dem Safe holte. Wir setzten uns auf die Bettkante, und ich bemerkte die Sig-Sauer 232 Pistole, die in einem Knöchelholster steckte und aus ihrem rechten Hosenbein hervorlugte.
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich daran dachte, was Benton dazu gesagt hätte. Natürlich würde er den Kopf schütteln. Natürlich würde er auf pseudoschwaflige Art psychologisieren und uns zum Lachen bringen.
    Aber in seinen Witzen steckte immer auch ein Körnchen Wahrheit. Und ich war mir der dunklen, unheilvollen Seite dessen, was ich sah, durchaus bewusst. Lucy war stets leidenschaftlich für Selbstverteidigung eingetreten. Aber seit Bentons gewaltsamem Tod war sie zur Extremistin geworden.
    »Wir sind in meinem Haus«, sagte ich zu ihr. »Warum gönnst du deinem Knöchel nicht eine Ruhepause?«
    »Die einzige Art, wie man sich an diese Dinger gewöhnt, ist, sie so häufig wie möglich zu tragen«, erwiderte sie. »Besonders rostfreien Stahl. Er ist viel schwerer.«
    »Warum nimmst du dann rostfreien Stahl?«
    »Ist mir lieber. Vor allem da unten mit der hohen Luftfeuchtigkeit und dem Salzwasser.«
    »Lucy, wie lange wird diese Undercover-Geschichte noch dauern?«
    »Tante Kay.« Sie blickte mir in die Augen und legte mir die Hand auf den Arm. »Lass uns nicht wieder damit anfangen.« »Es ist nur . «
    »Ich weiß. Es ist nur, dass du nicht eines Tages so einen Brief von mir kriegen möchtest.«
    Ihre Hände zitterten nicht, als sie das cremefarbene Blatt Papier nahm.
    »Sag so etwas nicht«, sagte ich entsetzt.
    »Und ich möchte auch keinen von dir«, fügte sie hinzu.
    Bentons Worte waren auch jetzt noch so machtvoll und lebendig wie heute Morgen, als Senator Lord mir den Brief gebracht hatte, und wieder hörte ich Bentons Stimme. Ich sah sein Gesicht vor mir und die Liebe in seinem Blick. Lucy las sehr langsam. Als sie fertig war, konnte sie eine Weile nicht sprechen.
    Dann sagte sie: »Schick mir nie so einen Brief. Ich will nie so einen Brief kriegen.«
    Ihre Stimme bebte vor Schmerz und Zorn.
    »Wozu das Ganze? Um jemanden von neuem aus der Bahn zu werfen?«, sagte sie und stand vom Bett auf.
    »Lucy, du weißt, warum er es getan hat.« Ich wischte mir die Tränen ab und nahm sie in den Arm. »Zuinnerst weißt du es.«
    Ich nahm den Brief mit in die Küche, und Marino und Jo lasen ihn. Er reagierte darauf, indem er aus dem Fenster in die Nacht hinausstarrte, die großen Hände schlaff im Schoß. Sie dagegen stand auf und wanderte durch die Küche, unsicher, was sie tun sollte.
    »Ich glaube wirklich, ich sollte gehen«, sagte sie, aber wir überstimmten sie. »Er wollte, dass ihr drei zusammen seid. Ich glaube nicht, dass ich dabei sein sollte.«
    »Er hätte gewollt, dass du hier bist, wenn er dich gekannt hätte«, sagte ich.
    »Niemand verlässt den

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