Blinder Passagier
eine Tasche verfärbt.
»Das ist wirklich gut«, sagte er und tippte auf den Bildschirm, als er aufstand. »Der Typ kauft sich neue Schuhe, und Sie wissen ja, wie rutschig Ledersohlen sind. Er nimmt ein Messer und raut sie auf, schneidet einfach rein, weil er nämlich heiraten und nicht hinfallen will, wenn er durch die Kirche geht.«
Ich folgte ihm aus dem Labor, nicht wirklich in der Stimmung für Anekdoten.
»Dann wird er beraubt. Schuhe, Kleidung, alles weg. Zwei Tage später wird eine Frau in seiner Nachbarschaft vergewaltigt. Die Polizei findet diese merkwürdigen Schuhabdrücke. In der Gegend gab es übrigens eine ganze Menge Einbrüche.«
Wir betraten das Labor mit dem Luma Lite.
»Und es stellt sich heraus, dass es dieser Junge war. Dreizehn Jahre alt.« Vander schüttelte den Kopf, als er das Licht einschaltete. »Ich verstehe Kinder einfach nicht mehr. Als ich dreizehn war, habe ich mit dem Luftgewehr einen Vogel erschossen. Das war mein schlimmstes Verbrechen.«
Er montierte das Luma Lite auf ein Stativ.
»Das ist für mich ein Kapitalverbrechen«, sagte ich zu ihm.
Wir legten die Beweisstücke auf weißes Papier unter der chemischen Haube, Vander steckte das Luma Lite ein, und die Ventilatoren der Lampe sprangen an. Eine Minute später schaltete Vander die Lampe selbst ein und drehte den Intensitätsknopf auf volle Stärke. Er gab mir eine Schutzbrille und schraubte einen blauen 450 Nanometer Filter auf die Linse. Wir setzten die Brillen auf und schalteten das Licht aus. Das Luma Lite warf ein glühendes blaues Licht auf den Boden. Vanders Schatten bewegte sich mit ihm, und Behälter mit Farbe leuchteten brillantgelb, blitzgrün und redwoprot auf. Farbpartikel bildeten eine im ganzen Raum verstreute Konstellation von neonfarbenem Sternenstaub. »Sie wissen ja, dass heutzutage die Idioten in den Labors der Polizei jetzt manchmal ihr eigenes Luma Lite haben und ihre Sachen selbst bearbeiten«, sagte Vander im Dunkeln. »Sie nehmen das Redwop zum Bestäuben und legen den Abdruck auf einen schwarzen Hintergrund. Ich muss ihn dann bei eingeschaltetem Luma Lite fotografieren und den verdammten Abdruck auf Weiß umkehren.«
Er begann mit dem Papierkorb aus Plastik, den wir in dem Container gefunden hatten, und wurde sofort mit schwachen verschmierten Fingerabdrücken belohnt, die er mit Redwop bestäubte. Der elektrische rote Staub schwebte durch die Dunkelheit.
»Guter Anfang«, sagte ich. »Mach weiter so, Neils.«
Vander schob das Stativ näher zu der schwarzen Jeans des Toten, und die auf links gezogene rechte Hosentasche begann mattrot zu glühen. Ich stieß mit einem behandschuhten Finger dagegen und hatte einen irisierend orangefarbenen Schmierfleck darauf.
»Ich glaube nicht, dass ich schon mal so ein Rot gesehen habe«, dachte Vander laut nach.
Wir brauchten eine Stunde, um alle Kleidungsstücke, darunter die Schuhe und den Gürtel, zu untersuchen, aber nichts fluoreszierte.
»Eindeutig zwei verschiedene Dinge«, sagte Vander, als ich das Licht wieder einschaltete. »Zwei verschiedene Dinge, die auf natürliche Weise fluoreszieren. Keine Farbflecken außer dem einen, den ich auf den Papierkorb machen musste.«
Ich nahm das Telefon und rief im Leichenschauhaus an. Fielding antwortete.
»Ich brauche alles, was in den Hosentaschen des nicht identifizierten Toten war. Die Sachen liegen zum Lufttrocknen auf einem Tablett.«
»Das wäre ausländisches Geld, ein Zigarrenschneider und ein Feuerzeug.«
»Ja.«
Wir schalteten das Licht wieder aus, untersuchten das Äußere der restlichen Kleidungsstücke und fanden mehr von den merkwürdigen hellen Haaren.
»Stammen die von seinem Kopf?«, fragte Vander, als ich mit der Zange in den kühlen blauen Lichtschein kam, vorsichtig die Haare aufnahm und sie in einen Umschlag schob.
»Sein Haar ist dunkel und dick«, antwortete ich. »Deswegen können diese Haare nicht von ihm sein.«
»Sie sehen aus wie Katzenhaare. Eine dieser Langhaarkatzen, die ich nicht mehr ins Haus lasse. Angora? Perser?«
»Selten. Kaum jemand hat solche Katzen«, sagte ich.
»Meine Frau liebt Katzen«, sagte Vander. »Sie hatte mal so eine, die hieß Creamsicle. Das verdammte Tier suchte sich immer meine Kleider, um sich darauf schlafen zu legen, und wenn ich sie dann anziehen wollte, sahen sie genauso aus wie das hier.«
»Es könnten Katzenhaare sein«, sagte ich. »Für Hundehaare sind sie zu fein, meinen Sie nicht?« »Nicht wenn es so was wie ein Skye Terrier ist.
Weitere Kostenlose Bücher