Blinder Rausch - Thriller
’ner Zeitung darüber etwas mitzuteilen.« Leonie kicherte: »Hi, hi, bei dir gibt es ja auch nichts mitzuteilen!« Hanna verzog das Gesicht. »Und bei dir? Bei dir doch auch nicht oder?«
Leonie hob den Zeigefinger: »Noch nicht, aber bald, meine Liebe!« Sie sprang auf und schlüpfte in Highheels, die silbrige Funken sprühten wie eine Disco-Kugel. »Wow, wo hast du die denn her?«, staunte Hanna. Leonie stakste ein wenig umher und betrachtete sich dabei im Spiegel. »Sparschwein geknackt«, erklärte sie. »Wird Zeit, dass bald wieder Weihnachten kommt und die Omas ein paar Scheinchen rüberwachsen lassen. Ich bin jetzt nämlich völlig blank. Und meine Handyrechnung ist auch überzogen, da krieg ich eh noch Ärger mit meinen Eltern.«
Hanna hatte sich das nächste Heftchen gegriffen. »Was glaubst du eigentlich, wer in unserer Klasse schon gepoppt hat?«, fragte sie. Leonie sah an ihren Beinen herunter. »Keine Ahnung! Vielleicht Ahmed.« »Wieso ausgerechnet der?« »Ich hab gehört, bei denen wäre das so, dass der Vater die ab zwölf aufwärts zum Üben mit in den Puff nimmt.« Hanna wurde knallrot. »Ehrlich? Glaubst du das?« »Keine Ahnung, aber die Jungs erzählen so was«, erklärte Leonie. Hanna runzelte misstrauisch die Stirn: »Ich glaube, dass die Jungs aus Angeberei mehr erzählen, als bei denen wirklich läuft. Wenn ich schon sehe, wie Oliver ständig aus purem Zufall die Kondompäckchen irgendwo rausfallen lässt, damit bloß alle merken, dass er das Zeugs immer parat hat, weil er’s offensichtlich braucht. Das ist doch die reine Schau!«
Leonie grinste: »Da gibt es noch mehr, die diese Spielchen drauf haben. Aber Oli würde ich es echt zutrauen, dass der schon mal eine flach gelegt hat. Zurzeit allerdings ist er ziemlich liebeskrank.« »Oli und liebeskrank?«, zweifelte Hanna. »Klar, hast du noch nicht gemerkt, wie der Denise hinterher schmachtet? Der lässt doch absolut nichts auf die kommen und verfolgt sie wie ein Schatten.« »Und Denise?« »Der rennen die Jungs doch in Dreierreihen hinterher. Die merkt das gar nicht.« »Was finden die an der eigentlich so toll?« Leonie drehte sich vor dem Spiegel und war zufrieden. Jetzt begann sie, ihre Wimpern kräftig zu tuschen. »Ganz einfach. Sie hat es geschafft, hip zu sein. Die richtigen Klamotten, der richtige Auftritt, und schon denken die Kerle, dass derjenige von ihnen, der den Jackpot Denise knackt, der absolute Obergorilla ist, vor dem der Rest der Horde dann artig buckelt.« Hanna schüttelte den Kopf. »Glaubst du echt, dass sie für die Jungs so eine Art Männertrophäe ist?« »Klar doch, das ist ihre Masche. Und ich finde es super, dass Fred auf dieses Theater nicht hereinfällt. Er ist einfach schon reifer und durchschaut die Spielchen. Deshalb wird er sie heute abblitzen lassen, wenn sie überhaupt kommt.« »Und Oliver? Kommt der auch?«, fragte Hanna. »Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht. Das Einzige, was mich heute interessiert ist …« »… dass Frederik heute auf dich abfährt«, ergänzte Hanna. Leonie verzog missmutig das Gesicht. »Abfährt! Wie du das sagst! So abfällig, als wäre ich eine wie Denise. Nee, wirklich nicht, das ist ein Unterschied wie von hier bis zum Mond. Er wird merken, dass ich eine bin, mit der man … hhm … also mit der man richtig zusammen ist, und zwar für länger, nicht nur so für mal kurz …« Durch ihren Kopf sauste wieder das Cabriobild.
Leonie beobachtete im Spiegel die skeptische Miene ihrer Freundin. »Warte es ab! Du wirst schon sehen. Ich schick dir eine SMS , wenn es so weit ist!« »Ich hab ein schlechtes Gefühl«, meinte Hanna, »hoffentlich fliegt das alles nicht auf und wir kriegen beide den Ärger unseres Lebens!« Leonie schwebte schon viel zu sehr in Vorfreude, als dass ihr die Bedenken der Freundin etwas ausgemacht hätten. Daher wiegelte sie ab: »Ach wo, die Story ist wasserdicht. Ich geh jetzt gleich mit zu dir, halb zehn verabschiede ich mich höflich von deinen Eltern, weil ich nach Hause müsste, dann fahre ich zu Freddy und morgen Vormittag laufe ich hier zu Hause wieder ein. Schön artig in Jeans und kariertem Hemd, die Klamotten, in denen ich gleich mit dir weggehen werde. Wichtig ist, dass du bei der Geschichte bleibst, und wenn rundherum die Welt untergeht, verstanden?« Hanna zögerte einen Moment. »Verstanden«, sagte sie dann, »aber manchmal weiß ich wirklich nicht, warum ich das für dich tue!« Leonie fuhr enthusiastisch herum und warf
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