Blinder Rausch - Thriller
Suche nach seiner Identität. Die Konflikte seien ganz normal, weil er seine Grenzen austesten müsse. Wenn er erst einmal eine Freundin hätte, würde sich da einiges ändern. Na, bitte, recht hat sie!« Marianne erhebt sich und verschwindet mit den Worten. »Trinkst du Kaffee, Kakao oder Tee? – Ich möchte gerne mit euch zusammen frühstücken.«
Später sitzen sie gemeinsam am liebevoll gedeckten Tisch in Mariannes Wohnzimmer. Niklas ist es gelungen, die Tasche mit Leonies Kleidern unbemerkt in sein Zimmer zu bringen. Er hat eine große Tüte mit Brötchen und Croissants mitgebracht und Marianne beim Vorbereiten des Frühstücks geholfen, während Leonie sich umzog.
»Du kannst gerne erst noch duschen, Leo!«, rief Marianne und Leonie hatte durch die geschlossene Tür geantwortet: »Nee, geht schon.« Und gehört, wie Niklas zu seiner Mutter sagte: »Wer nicht will, der hat schon!«
Der starke Kaffee tut gut. Leonie stopft sich den Mund voll mit einem knusprigen Croissant und ist froh, dass sie nun einen Grund hat, nichts sagen zu müssen, denn Marianne hat sie gerade gefragt, woher sie die blutige Schramme im Gesicht hat. Sie wirft Niklas tadelnde Blicke zu, als dieser antwortet: »Wir waren wohl gestern ein bisschen wild miteinander!« Marianne schüttelt grinsend den Kopf und schaut auf die Schürfwunde, die sich an Niklas Unterarm zeigt. Niklas möchte jetzt offensichtlich ablenken und wechselt das Thema: »Wieso bist du überhaupt schon hier? Wolltest du nicht bis heute Abend bei Papp…, äh Pablo bleiben …« »Brauchst dich nicht mehr anzustrengen, Junge. Kannst ihn ab sofort ruhig Pappklo nennen. Wenn ich geahnt hätte, was das für ein selbstherrlicher, narzisstischer Gockel ist! Ich hab einfach kein Glück mit den Kerlen! Möchte jemand Sekt?«, bricht es aus Marianne hervor. Niklas und Leonie schütteln gleichzeitig den Kopf. Marianne springt auf und holt sich einen Piccolo aus dem Kühlschrank. Sie gießt in eines ihrer schönsten Sektgläser ein und prostet den beiden zu. Niklas und Leonie heben das Orangensaftglas und die Kaffeetasse und stimmen mit kleinem Lächeln ein. In Mariannes Gesicht steht eine wild entschlossene Miene: »Vergesst die Vergangenheit! Die Zukunft hat schon begonnen! Alles wird gut! Allerdings muss ich aus pädagogischen Gründen anmerken, dass Alkohol kein Problemlöser ist. Nicht dass ihr euch das jetzt als falsches Beispiel abguckt. Ich trinke nur zu besonderen Anlässen.«
Jetzt muss auch Leonie lachen und sucht nach Niklas Blick. Marianne trinkt einen Schluck und schiebt dann nach: »Ich sage das auch deshalb, weil ich sehr wohl bemerkt habe, wie viel in der Wodkaflasche fehlt, und das war auf jeden Fall ein bisschen zu viel für zwei Jugendliche unter achtzehn.« Leonie sieht Niklas fragend an. Er zuckt mit den Schultern und widmet sich dann seinem Brötchen.
Am Montag früh ist Leonie zwei Busse früher zur Schule gestartet. Sie möchte auf dem Weg niemandem begegnen. Sie steht auf der Plattform in der Mitte, die Schultasche zwischen den Füßen. Von hier hat sie einen Blick zu allen Türen und kann sich rechtzeitig verkrümeln, falls doch noch jemand einsteigt, den sie kennt. Das sonore Gebrumm der Motoren lässt ihre Gedanken wieder zu dem Wochenende gleiten. Nicht zu Freitagabend. Das verbietet sie sich. Am Samstagmorgen war es ihr problemlos gelungen, zu Hause anzukommen. Mama hatte mit den Kleinen beim Frühstück gesessen und war dann aufgebrochen, um Papa vom Bahnhof abzuholen. Gerne hatte Leonie dem Vorschlag zugestimmt, den Rest des Tages auf die Geschwister aufzupassen und den Eltern die Zeit zum Shoppen und Essengehen zu schenken. Diese protestlose Großzügigkeit hatte die Mutter allerdings aufhorchen lassen: »Alles in Ordnung bei dir, Leokind?« »Ja, Mama, alles im grünen Bereich. Bin nur müde. Wir hatten so viel zu schwätzen.« Das hatte zum Glück genügt und es waren keine weiteren Fragen gekommen. Auch Marianne würde dichthalten, das hatte sie Leonie und Niklas versprochen. »Aber irgendwann musst du schon mal mit deinen Eltern darüber reden, sonst muss ich ewig mit einem schlechten Gewissen herumlaufen, wenn ich ihnen begegne«, hatte sie eingeräumt und Leonie hatte ihr versichert, dass sie »es« bestimmt bald ihrer Mutter sagen würde.
Hannis Fragen hatte sie schnell per SMS beantwortet.
Wie war’s? RMA!
Bin zu müde zum Schwätzen. War auch nichts.
Bist du jetzt nicht seine OL?
Das ist kinderkacke.
Wie jetzt? Keine tolle
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