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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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möglich ist. Sie hüllt sich in den klammen japanischen Seidenmantel und öffnet weit das Dachfenster. Sofort zieht der Dampf ab. Leonie stellt sich auf den Klodeckel und schaut hinaus. Es hat aufgehört zu regnen. Die Dächer glänzen und dampfen in der sommerlichen Morgensonne. Linker Hand kann sie einige Baumkronen der alten Parkbäume sehen. Die Blätter glitzern. Es riecht nach feuchter Erde. Leonie atmet tief ein und schließt die Augen. Alles wird gut, denkt sie.
    In dem Moment pocht es heftig gegen die Badezimmertür. »Hey, Leo, willst du ins Guinness-Buch der Rekorde wegen Dauerduschen oder was? Hör auf, ich muss auch mal aufs Klo!« Leonie ist erschreckt zusammengefahren, dann jedoch entspannt sie sich wieder. Niklas vertraute Stimme klingt trotz seiner schlechten Laune beruhigend. »Ich komm ja schon«, stöhnt sie gedehnt und öffnet die Tür. Nik lehnt mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand des Flurs. »Na, endlich«, brummt er und will sich an ihr vorbei ins Bad drängen. Dann hält er plötzlich inne und schaut ihr direkt ins Gesicht. »Mann, siehst du Scheiße aus!«, entfährt es ihm. Aus Leonies Augen laufen sofort die Tränen und brennen in ihrem zerstörten Gesicht. »Ich fühl mich auch Scheiße«, wimmert sie. »Sorry«, sagt Niklas und zieht sie in seine langen Arme. Sie drückt ihr Gesicht an seine Brust und hört sein Herz donnernd darin klopfen. Aus diesem Resonanzraum hört sie seine Stimme dröhnend und tief. »Liegt das daran, dass die Party nicht so gelaufen ist, wie du dachtest oder an was anderem?« Leonie kann noch nicht antworten. Nur zuhören und irgendwo in einem dunklen Nichts verschwinden. Sie atmet zitternd ein und nickt an seiner Brust. Eine Antwort, mit der er nicht wirklich etwas anfangen kann. Er fasst sie an den Schultern und schiebt sie ein wenig von sich weg, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Leonie lässt sich bewegen wie eine Puppe mit geschlossenen Augen. Er mustert sie hilflos. »So schlimm?«, flüstert er schließlich. Leonie nickt unmerklich. An Niklas schnellem Atem spürt sie, dass er wütend wird. »Sag mir, was das Schwein mit dir gemacht hat und ich sorge noch heute dafür, dass er Zähne spuckt!« Dabei schüttelt er Leonie, was immerhin bewirkt, dass sie endlich die Augen aufreißt und ihn anblickt. »Nicht!«, wehrt sie ab und plötzlich sprudeln die Worte aus ihrem Mund: »Das bringt nichts. Es ist etwas völlig falsch gelaufen gestern, und ich will das alles am liebsten so schnell wie möglich vergessen. Total Escape! Mit dem Hammer auf die Festplatte. Verstehst du?« So wie er dreinschaut, versteht er wohl kaum etwas. Er verzieht ein wenig die Mundwinkel. Was immer das heißen soll. Leonie redet weiter. »Und ich will nicht, dass es jetzt noch schlimmer wird, also dass ich zum Beispiel Ärger mit meinen Eltern bekomme und überhaupt. Für die bin ich ja die ganze Nacht bei Hanni gewesen. Und ich war nie woanders, geschweige denn auf dieser Party, verstehst du?« Niklas runzelt die Stirn und nickt ein wenig. »Warst du denn wirklich nicht auf der Party?«, fragt er vorsichtig. »Das ist doch jetzt scheißegal!«, fährt sie ihn an, sodass er zusammenzuckt und augenblicklich die Hände von ihren Schultern zurückzieht, als seien sie glühendes Eisen. Sie hat seine Reaktion bemerkt, schlingt die Arme um seinen Hals und meint deutlich sanfter: »Sorry, aber es ist so wichtig für mich. Bitte verrat mich nicht!« In seinem Gesicht steht ein merkwürdiger Schmerz. Leonie weiß nicht, ob sie das als Mitgefühl deuten soll. »Roger!«, sagt er schließlich leise und ergänzt dann: »Dann musst du heute Morgen noch zu Hanna gehen und von dort irgendwann hier einlaufen, als sei nichts gewesen.« Leonie schüttelt den Kopf. »Die Gefahr ist zu groß, dass mich unterwegs jemand sieht und Hannis Eltern längst wach sind und sich wundern, wo ich herkomme. Es reicht, wenn ich nachher einfach runtergehe, aber mit meinen Kleidern von gestern. Nik, ich brauch jetzt noch einmal deine Hilfe!«
    Wenig später steht sie in Niklas’ Zimmer und schält den Schließfachschlüssel aus ihrem Schlüsselmäppchen. Niklas kommt in T-Shirt und Jeans aus dem Bad. Seine Haare stehen wild vom Kopf ab. Er fährt mit gespreizten Fingern hindurch, um sie zu glätten. Mit wenig Erfolg. Leonie drückt ihm den Schlüssel in die Hand. »Hier! Und beeil dich! S-Bahn Station Stadtmitte. Ich glaube, die räumen alle zwölf Stunden die Fächer!« Niklas nickt. Er schaut auf

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