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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ihr ein, dass der Spielplatz im Park liegt, dem Ort, den sie nicht so schnell wieder aufsuchen will, doch jetzt hat sie sich darauf eingelassen und spürt keine Kraft, Tobi noch umzustimmen.
    Wenig später ist sie mit einer großen Tasche voller Proviant und Spielzeug und den Geschwistern unterwegs. Der Weg am See ist komplett abgesperrt. Sie müssen über die Wiese ausweichen. Leonie sieht das rot-weiß gestreifte Band, auf dem in schwarzen Blockbuchstaben POLIZEIABSPERRUNG aufgedruckt ist. Dahinter bewegen sich einige Menschen, die trotz der Hitze von Kopf bis Fuß in weiße Overalls eingehüllt sind. Es sieht so unwirklich aus. Diese Bilder kennt sie nur aus dem Fernsehen. Das alles gehört nicht in ihr Leben, sondern weg, hinter die Mattscheibe, da, wo man die Möglichkeit hat, weiterzuzappen, wenn es einem nicht gefällt.
    Uniformierte Beamte halten die Schaulustigen zurück. Viele stehen da und knipsen mit den Handys. Bald wird man sich alles im Internet ansehen können. Leonie zerrt die Geschwister weiter, aber sie wendet den Hals, um noch einmal hinüberzublicken. Sie sieht, dass jemand genau dort an der Stelle hockt, an der sie gelegen hat. Wird er etwas finden? Gibt es Spuren, die zu mir führen? Die Parkreinigung, das Gewitter, werden viel verwischt haben.
    Oh Gott, jetzt fange ich schon an, wie eine Mörderin zu denken? Am Ende war ich es und weiß nichts davon? Denise und ich haben uns dort am See in die Wolle bekommen – wie immer wir auch da hingekommen sind –, beide abgefüllt mit Alk bis zur Besinnungslosigkeit. Wir haben uns beschimpft, miteinander gerangelt. Wir fielen in den Schlamm. Sie fiel ins Wasser und ertrank. So könnte es auch gewesen sein. Nicht Oliver. Nicht Niklas, sondern ich.
    Inzwischen sind sie an dem Spielplatz angekommen. Mona stürmt zur Rutsche. Tobi zum Sandkasten mit der Wasserstelle. Leonie lässt sich auf eine rissige Holzbank sinken. Sie ist wie betäubt und starrt teilnahmslos vor sich hin. Plötzlich spürt sie, wie jemand sich dicht neben sie setzt. Er ist über die Rücklehne der Bank gestiegen. Niklas.
    »Da bist du ja endlich«, sagt sie. Er nickt, schaut sie nicht an, sondern hinüber zu den spielenden Kindern. »Ich wollte mir mal anschauen, wo das passiert ist, daher bin ich in den Park gekommen, dann habe ich dich hier sitzen sehen.« Seine Stimme hört sich rau und fremd an. Sie mustert ihn von der Seite. Das ist nicht der Niklas, den sie kennt. Seine Flapsigkeit, seine ständige Unbekümmertheit sind verschwunden. Er wirkt erschöpft und in sich gekehrt. »Du warst lange bei der Polizei«, beginnt Leonie. Niklas hat sich vornüber gebeugt, die Ellbogen auf den Oberschenkeln. Er schaut auf seine Füße, die im Kies unter der Bank scharren. »Die glauben im Ernst, dass ich das war«, sagt er schließlich so leise, dass sie es kaum hören kann. »Haben sie das gesagt?« »Nein, aber die Art, wie sie gefragt haben. Immer wieder dasselbe. Am Schluss kam dann noch dieser Lindemann dazu und hat auf mich eingeredet, so in dem Stil, dass es besser wäre, die Wahrheit zu sagen und dass sie es eh herausfinden werden. Die haben ganz schön Druck gemacht. Und dann ließen sie mich plötzlich gehen, allerdings mit der Nachricht, dass wir uns sicher bald wieder sprechen werden, und zwar im Präsidium. Das klang wie eine Drohung.« Leonie schaut auf Niklas Hände. Er hat sie verschränkt und lässt die Daumen umeinander kreisen. »Oliver glaubt auch, dass du das gemacht hast«, sagt Leonie. Und Frederik auch, denkt sie, aber das sagt sie ihm lieber nicht. Jetzt wendet Niklas den Kopf und schaut ihr direkt ins Gesicht: »Und du? Was glaubst du?« Leonie zögert einen Moment »Ich glaub das eigentlich nicht«, sagt sie dann. Niklas lächelt bitter, in seinen Augen schwimmen Tränen: »Eigentlich nicht, heißt eigentlich doch! Danke für das Vertrauen! Also bist du dir auch nicht sicher!« »Doch, ich bin mir sicher«, druckst Leonie weinerlich. Sie schluchzt auf: »Ich verstehe sowieso überhaupt nichts mehr, ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich es nicht selber war.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragt er erstaunt. Leonie atmet zitternd ein. Dann erzählt sie ihm alles. Wie sie zu Frederiks Party kam, was dort geschah, von ihrem Aufwachen im Park, ihrem Filmriss. Allerdings lässt sie alles aus, was die Verletzungen an ihrem Körper betrifft und die Vermutungen, was mit ihr geschehen sein könnte. Sie berichtet auch von Denises SMS und der Begegnung heute mit Oliver. Das

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