Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
kannte, von denen mir jedoch alle unbekannt waren. Keiner von denen geht auf meine Schule. Wir unterhielten uns, aßen Pizza und hörten Musik. Wir tranken auch Wodka. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Am nächsten Morgen gegen 5 Uhr wachte ich neben dem Weiher auf. Ich trug Denises T-Shirt, das mit braunen Flecken verschmutzt war. Erst später kam mir in den Sinn, dass dies Blut gewesen sein könnte. Im Abfallkorb neben der Bank steckten meine Handtasche und meine Schuhe. Weil ich in diesem Zustand nicht in die Wohnung meiner Eltern gehen wollte, schlich ich mich in die Wohnung von Niklas Mettner. Ich wusste, dass seine Mutter über das Wochenende oft bei ihrem Freund ist und ich wusste auch, wo der Ersatzwohnungsschlüssel versteckt ist. Dort im Bad duschte ich mich und zog mich um. Denises Sachen steckte ich in eine Plastiktüte und bat Niklas, diese in die Mülltonne zu werfen.
    »Und?«, fragt Lindemann und schaut Leonie herausfordernd an.
    »Ja, so war es«, bestätigt Leonie und rutscht unruhig auf dem Stuhl hin und her, denn der Kommissar wirft ihr messerscharfe Blicke über den Rand seiner Lesebrille zu und sie müht sich, ihm standzuhalten. Der Drucker nimmt geräuschvoll seine Arbeit auf und lenkt Leonie ab. Die Polizistin nimmt die Seiten und legt sie vor Lindemann auf den Schreibtisch. Dann setzt sie sich wieder hinter ihren Bildschirm. Lindemann starrt auf das Papier. Dann sagt er in leicht verächtlichem Ton: »Und wie diese Jugendlichen aussahen oder wie sie hießen, daran kannst du dich natürlich nicht erinnern?« Leonie runzelt die Stirn und tut so, als ob sie nachdenke. »Nein. – Es war ja auch schon dunkel.« »Da kann man natürlich keine Namen hören, so im Dunkeln«, kommentiert der Polizist mit deutlich hörbarer Ironie und ergänzt dann noch: »Mal wieder die großen Unbekannten«. Leonie zuckt mit den Schultern. Lindemann verzieht das Gesicht und liest weiter. Mit seinem fleischigen Zeigefinger tippt er auf eine Textstelle: »Du sagst, später sei dir aufgefallen, dass diese Flecken Blut gewesen sein könnten. Wann war später , wann fiel dir das auf?« Diesmal kommt Leonies Antwort sehr schnell: »Im Bad. Als ich es im Bad auf den Boden geworfen hatte und es dort vom Duschen nass geworden war, da ist so rötliches Zeugs rausgelaufen und als ich es dann auswaschen wollte, da hat es nach Blut gerochen.« »Und wie Blut riecht, das man aus Kleidung auswäscht, das weißt du?« Leonie wird rot. Lindemanns Kollegin räuspert sich. Er schaut zu ihr hinüber, dann wieder auf das Blatt. »Na gut, also, dass du sowas weißt, davon kann man ausgehen. Aber hast du dich dann nicht gefragt, wo das herkommt?« »Doch, habe ich, aber als ich merkte, dass es nicht von mir ist, war ich schon irgendwie froh und wollte das gar nicht weiter wissen.« »Irgendwie froh«, wiederholt er bissig und fährt fort: »So froh, dass dir nicht in den Sinn kommt, an ein Verbrechen zu denken? Die Polizei zu benachrichtigen?« Leonie schüttelt den Kopf und schaut auf ihre Hände, die von den Tränen, die darauf tropfen, immer nasser werden. Sie schnüffelt und wischt nichts weg. Soll er doch sehen, wie sehr er sie quält, damit er endlich mit dieser schrecklichen Fragerei aufhört. Er fährt jedoch gnadenlos und in scharfem Ton fort: »Erklär mir das bitte, warum hast du es dabei belassen?« Leonie zuckt mit den Schultern und schluchzt auf: »Ich wollte das alles einfach nur noch vergessen. Diese ganze Scheißparty …« Leonie stockt und sieht in das Gesicht des Kommissars. Seine Augen sind schmal geworden: »Welche Party?«, fragt er dann leise. Leonie schluckt. Dann stottert sie: »Na ja, das Treffen mit diesen Typen am See. Das war doch wie eine Party.« Der Kommissar nickt und schaut wieder auf das Blatt. Leonie hat nicht den Eindruck, als ob er es noch einmal lesen würde. Dann wischt er es achtlos beiseite, nimmt den Bleistift wieder auf und malt weiter an seinem Kringelbild. Schließlich räuspert er sich und beginnt, ohne den Blick von seiner Zeichnung zu lassen: »Weißt du, es ehrt dich ja, dass du deinen Freund retten willst. Aber diese Geschichte ist Grimms Märchen, zweiter Teil.«
    Leonie braust auf: »Es war so! Genau so! Ehrlich! Niklas hat das T-Shirt für mich in die Tonne geworfen. Ich hatte es im Bad auf den Boden gelegt. Ich …«
    Der Kommissar hebt seine Bleistifthand an als Zeichen, dass Leonie ihren Redefluss unterbrechen soll. »Deine Geschichte rankt sich genau um die Details, die

Weitere Kostenlose Bücher