Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
sich so seltsam.« Sie sog ihre Unterlippe zwischen die Zähne. »Vielleicht sollte ich lieber nichts sagen. Wahrscheinlich bilde ich es mir nur ein.«
Dodge mimte aufrichtige Besorgnis. »Aber was, wenn du recht hast und seine Rehabilitation im Knast nicht funktioniert hat?«
Sie lächelte schwach. »Er hat versprochen, dass er sich nicht mehr strafbar macht. Nie mehr.«
»Und du glaubst ihm? Kann dieser Mann überhaupt ein Versprechen halten, egal wem gegenüber?«
Sie schmiegte sich an ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. Er legte den Arm um sie. »Du bist so nett zu mir, Marvin.«
Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich will doch nur, dass es dir gut geht.«
Die anderen Beamten der Sondereinheit waren völlig aus dem Häuschen, als er beim abendlichen Briefing von den jüngsten Entwicklungen erzählte. »Albright plant seinen nächsten Raubüberfall, und sie weiß es!« Der Captain rieb sich begeistert die feisten Hände.
»Genau das glaube ich auch«, bestätigte Dodge. »Ich muss unbedingt zu ihr nach Hause. Sie haben eine Doppelhaushälfte gemietet. Die andere Hälfte steht leer, und Albright benutzt sie als Lager, ohne dass der Vermieter etwas davon weiß.«
»Und was lagert er dort?«
»Das weiß Crystal nicht.«
»Und glauben Sie ihr?«
»Ja. Es ist ein ständiger Streitpunkt zwischen ihnen. Ich muss herausfinden, was er dort aufbewahrt.«
»Aber was Sie dort finden, kann vor Gericht nicht verwendet werden«, gab der Captain zu bedenken.
»Das stimmt, doch falls ich irgendetwas Verdächtiges entdecken sollte, könnten wir eine dauerhafte Überwachung für ihn erwirken. Und wenn es etwas Belastendes wäre, könnte ich es als Druckmittel benutzen, um Crystal zu überreden, als Zeugin der Anklage gegen ihn auszusagen.«
»Aber dafür müssten Sie ihr erst mal verraten, dass Sie Polizist sind.«
»Nein, das ist nicht nötig. Zumindest nicht sofort. Ich könnte nach wie vor den besorgten Freund spielen, der sie dazu bringt, ihrem Gewissen zu folgen und das Richtige zu tun.«
»Ich bezweifle, dass sie mitspielen würde«, wandte einer der anderen Beamten ein. »Nicht, wenn sie dafür ihren Freund verpfeifen muss.«
Dodge warf ihm einen geringschätzigen Blick zu. »Wenn es so einfach wäre, hätte man garantiert dich auf sie angesetzt.«
»Schaffen Sie es, in das Haus zu gelangen, ohne dass Albright Wind davon bekommt?«, fragte der Captain.
»Ich werde mich bemühen. Aber sollte ich plötzlich verschwinden, sucht als Erstes dort nach mir.«
»Die Sache ist ernst, Dodge. Seien Sie vorsichtig. Ich will nicht, dass Sie dabei draufgehen. Wenn das passiert, stehen wir noch blöder da, als wir es ohnehin schon tun«, warnte der Captain mit grausamer Freimütigkeit.
»Ich will sehen, was sich tun lässt.«
Dodge machte sich keine Illusionen. Sein persönliches Risiko stieg gewaltig, wenn er versuchte, sich Zugang zu Albrights Haus zu verschaffen. Doch sollte es ihm gelingen, etwas Brauchbares zu finden und Albright ans Messer zu liefern, hätte er die Detective-Marke praktisch schon in der Tasche.
Mehrere Tage später kehrte er nach einem besonders langen, anstrengenden Arbeitstag völlig geschafft nach Hause zurück. Caroline begrüßte ihn an der Haustür und schlang die Arme um ihn. Er beugte sich vor, um sie zu küssen, doch sie schob ihn von sich und schnüffelte an seinem Hemd. »Ist das Tabu ?«
»Was?«
»Das Parfum.«
Oh Scheiße , dachte er, während er sein Hemd aufknöpfte und es sich über den Kopf zog. Er hielt es sich vor die Nase und sog den Geruch ein. »Tut mir leid. Mir war nicht bewusst, dass der Geruch so intensiv ist.«
Er trat in den kleinen Raum neben der Küche und warf das Hemd in den Korb mit der schmutzigen Wäsche. Als er sich umdrehte, stand Caroline mit schief gelegtem Kopf hinter ihm und musterte ihn.
»Eine Frau in der … bei der Arbeit. Sie ist eine Kollegin von Marvin und hat ihn heute umarmt.«
»Sie hat dich umarmt?«
»Nein, sie hat Marvin umarmt. Mit mir hatte das rein gar nichts zu tun.« Er ging zum Kühlschrank, holte ein Bier heraus, machte die Flasche auf und nahm einen langen Zug. Caroline musterte ihn immer noch – offensichtlich wartete sie auf eine weitere Erklärung. »Ich kann nicht darüber reden, Caroline.«
»Und wie sieht sie aus?«
»Ich sage doch, ich kann nicht darüber reden.«
»Und wieso habt ihr euch bei der Arbeit umarmt?«
Er warf ihr einen warnenden Blick zu. Doch entweder bemerkte sie ihn nicht, oder sie
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