Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
konnte, hatte sie sich abgewandt und blickte durch die Glasscheibe in das Krankenzimmer. Mehrere Momente lang betrachtete sie Oren. »Ich hab im Fernsehen gesehen, dass die ihn geschnappt haben. Der Deputy, der vor dem Haus Wache gehalten hat, ist an die Tür gekommen und hat gesagt, dass er jetzt geht, weil es ja keinen Grund mehr gibt, noch länger auf mich aufzupassen.«
»Ist das der Mann, den Sie im Motel gesehen haben und der Davis Coldare erschossen hat?«, fragte Ski.
»Allerdings, das ist er. Dieser elende Mistkerl.« Ein verächtliches Grinsen spielte um ihre Lippen, das jedoch abrupt verschwand, als ihre Gefühle sie zu übermannen drohten. »Ich hab Davis überredet, in dieses Motel zu fahren. Wären wir im Autokino geblieben, würde er noch leben.«
»Sie können nichts dafür, deshalb sollten Sie sich deswegen keine Vorwürfe machen«, sagte Ski sanft.
Sie drehte sich um und schenkte ihm ein dankbares, tränenfeuchtes Lächeln. »Na ja, ich wollte nur noch mal vorbeikommen und mich bei Ihnen bedanken, dass Sie ihn geschnappt haben.«
»Ich hatte eine Menge Hilfe.«
»Und noch was … ich wollte Danke sagen, weil Sie in der Nacht, als es passiert ist, so nett zu mir waren.«
»Gern geschehen.«
»Tut mir leid, dass meine Stiefmutter so biestig war.«
Ski lächelte. »Ist schon okay.«
»Nehmen Sie’s nicht persönlich. Sie ist immer so, egal zu wem.« Das Mädchen warf einen letzten, vernichtenden Blick auf Oren, ehe sie sich verabschiedete und den Korridor entlang zum Fahrstuhl ging, aus dem ihr Dodge und Caroline entgegenkamen.
Skis Handy läutete. Er trat ein paar Schritte beiseite und hob ab.
»Irgendetwas Neues?«, fragte Dodge.
»Nein«, antwortete Berry.
»Reine Zeitverschwendung, hier herumzustehen und ihn anzustarren.«
»Kann sein, trotzdem …«
Das Telefon gegen die Brust gepresst, trat Ski zu ihnen. »Es gibt ein kleines Problem im Büro. Der Mann, der den Wagen der Mittmayers gefunden hat …«
»Heiliger Herr Jesus. Dieser inzestuöse alte Sack?«, fragte Dodge angewidert.
Ski lächelte. »Mr Mercury verlangt seine Belohnung und beschuldigt jeden im Department, er versuche, sie ihm vorzuenthalten. Ich belästige Sie ja nur ungern, Caroline, aber würde es Ihnen etwas ausmachen …«
»Natürlich nicht«, sagte sie schnell. »Ich stelle ihm gern einen Scheck aus.«
Sie beschlossen, gemeinsam ins Gerichtsgebäude zu fahren und die Sache aus der Welt zu schaffen. »Tja, dann bleiben wir beide wohl übrig. Wenn Sie mich fragen, sollten Sie den Typen allmählich abhaken. Je früher, umso besser für Sie«, sagte Dodge zu Berry.
»Wahrscheinlich haben Sie recht.«
»Allerdings. Ich hab jedenfalls Hunger. Wie sieht’s mit Ihnen aus?«
»Ich auch«, sagte sie, während ihr aufging, dass sie sich nicht erinnern konnte, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte. »Aber für hiesige Verhältnisse ist es schon ziemlich spät. Ich habe keine Ahnung, was noch geöffnet hat.«
»Ich schon.«
»Hi, Grace.«
»Hi, Dodge.« Das Lächeln der Frau hinter der Bar verblasste ein wenig, als sie sah, dass Berry bei ihm war. »Das ist Berry Malone.«
»Wir sind uns schon mal begegnet«, sagte Berry und lächelte die Barkeeperin an.
»Sie müssen wahnsinnig erleichtert sein, dass sie diesen Starks endlich geschnappt haben.«
»Das können Sie laut sagen.«
»Lebt er noch?«
»Sein Leben hängt am seidenen Faden«, antwortete Dodge. »Gibt’s bei Ihnen um diese Uhrzeit noch etwas zu essen?«
Sie wies mit dem Kopf auf die Nischen an der hinteren Wand. »Suchen Sie sich einen Tisch, ich bringe Ihnen gleich die Speisekarte. Was wollen Sie trinken?«
Dodge bestellte eine Flasche Bier. »Klingt gut«, meinte Berry. Sie suchten sich eine Nische und setzten sich einander gegenüber auf die mit Kunstleder bezogenen Bänke. Der Tisch bestand aus lackiertem Holz. Ein roter Glasbehälter mit einer brennenden Kerze spendete flackerndes Licht. Grace brachte ihnen ihr Bier. Nach einem kurzen Blick auf die laminierte Speisekarte entschieden sie sich für Cheeseburger und Pommes frites.
Grace kehrte zur Bar zurück. Dodge sah zu, wie Berry einen Schluck aus ihrer Flasche nahm, und lachte leise.
»Was ist?«, fragte sie.
»Gar nichts.«
»Sie wundern sich, dass ich direkt aus der Flasche trinke.«
Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, doch er bestätigte ihren Verdacht nicht.
»Mutter würde so was nie im Leben tun«, fuhr Berry fort. »Sie findet, so etwas gehört sich nicht für
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