Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
wollte ihn nicht bemerken. »Das ist eine dieser Situationen, von denen Jimmy gesprochen hat, stimmt’s?«
»Von denen Jimmy gesprochen hat? Jimmy Gonzales?«
»An dem Abend, als er zum Essen vorbeigekommen ist.«
Einige Tage, bevor sie ein Paar geworden waren, hatte sie ihm in den Ohren gelegen, seinen Partner doch mal zum Abendessen einzuladen. »Officer Gonzales hat mir mehrere Male geholfen und war immer sehr nett zu mir. Deshalb würde ich mich gern mit einem Abendessen revanchieren.«
Also hatte er Jimmy eingeladen. Er war kurz vor Dodge eingetroffen, und die beiden hatten auf dem Sofa gesessen und angeregt geplaudert, als er nach Hause gekommen war.
»Was hat Jimmy dir an diesem Abend erzählt?«, fragte er argwöhnisch.
»Vermutlich dachte er damals, dass wir zusammen sind, denn er hat mir erzählt, dass du vom ersten Augenblick an hin und weg von mir gewesen wärst.«
»Was du ja mittlerweile selbst schon gemerkt hattest.«
»Aber dann meinte er: ›Tja, dann wird er seinen Titel als Revier-Romeo jetzt wohl an jemand anderen abtreten müssen.‹ Als ich ihn gefragt habe, was er damit meint, hat er ganz schnell einen Rückzieher gemacht. Aber die Quintessenz war, dass du als derjenige mit dem größten Talent giltst, Informationen aus Frauen herauszukitzeln.« Caroline zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. »Stimmt das? Warst du oder, besser gesagt, bist du der Revier-Romeo?«
»Das ist doch nur Gerede, Caroline. Männer quatschen nun mal, und das meiste ist blanker Unsinn.«
»Das meiste?«
Sie machte keine Anstalten, den Blick von ihm zu lösen. Ihm war vollkommen klar, dass sie so lange weiterbohren würde, bis sie erfuhr, was sie wissen wollte.
»Okay, ich kann dir nur so viel sagen, dass das Mädchen in der Firma sich wegen etwas aufgeregt hat, was ihr Freund getan hat. Und ich bin ihr Kumpel. Ich bin derjenige, der ihr zuhört, ein freundliches Wort für sie übrig hat und manchmal auch eine Schulter zum Anlehnen bietet. Und sie war mir dankbar, deshalb hat sie mich umarmt. Das ist alles, und mehr darf ich dir leider nicht erzählen.«
Das schien sie zu beschwichtigen, doch selbst wenn es nicht so war, durfte er nichts Genaueres durchsickern lassen. Er würde ihr nicht beschreiben, wie Crystal aussah, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen konnte, sie sei mehr für ihn als ein Mittel, um an Albright heranzukommen. Und er würde ihr auch nicht von der Bedrohung erzählen, die Albright für ihn darstellte. Er setzte alles daran, dass die Gefahren seiner verdeckten Ermittlungen möglichst überschaubar blieben, um zu verhindern, dass sie vor Sorge beinahe den Verstand verlor, wann immer er morgens das Haus verließ.
Er entschuldigte sich und ging unter die Dusche. Obwohl der schwere, süßliche Parfumgeruch beim Abendessen längst verflogen war, verhielt sich Caroline ungewöhnlich still, und als sie zu Bett gingen, lagen sie Rücken an Rücken.
Eine Stunde lang versuchte er vergeblich, Schlaf zu finden. Und er spürte, dass auch sie hellwach war. Schließlich drehte er sich auf die andere Seite. »Alles, was ich tue, tue ich nur für uns«, sagte er, an ihren Rücken gewandt.
Sie schwieg.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich versuche, den Sprung zum Detective zu schaffen, Caroline. Wenn ich bei der Sondereinheit gute Arbeit abliefere, steigen meine Chancen auf eine Beförderung ganz erheblich. Ich würde nicht nur eine Gehaltserhöhung bekommen, sondern müsste auch nicht mehr Streife fahren. Genau das habe ich mir immer gewünscht, seit ich dabei bin. Sogar schon vorher. Als kleiner Junge.«
Sie drehte sich zu ihm um und berührte seine Wange. »Ich weiß, wie sehr du dir das wünschst, Dodge. Und ich verstehe auch, dass du nicht über den Fall reden darfst. Wirklich.«
»Aber?«
»Aber ich wäre wohl keine Frau, wenn ich nicht nachhaken würde, wieso du abends beim Nachhausekommen nach einem billigen Parfum riechst.«
Er hätte ihr eine Fülle an Gründen nennen können, weshalb sie der Inbegriff der perfekten Frau für ihn war, doch er verkniff es sich, sie aufzulisten. Sie war nicht in der Stimmung, sich umgarnen zu lassen. »Alles, was ich im Moment tue, tue ich nur für uns. Für dich, für mich, für das Baby.«
»Und dazu gehört auch, eine andere Frau zu umarmen?«
»Das ist rein geschäftlich. Ich schwöre.«
Sie dachte einige Momente lang nach. »Und du bist nur ihr Kumpel? Mehr nicht?«
»Mehr nicht.«
»Und sie hat wirklich einen Freund?«
»Ja.
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