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Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nächtlichen Straßen und zerbrach sich den Kopf, wie er Caroline erklären sollte, wieso er die ganze Nacht weggeblieben war, ohne sich zu melden. Selbst wenn die allabendlichen Briefings einmal länger gedauert hatten – wenn auch nie bis fünf Uhr morgens –, hatte er sie stets angerufen und ihr versichert, sie brauche sich keine Sorgen zu machen.
    Er würde – und das wäre noch nicht einmal gelogen – einfach behaupten, etwas Wichtiges sei dazwischengekommen. Sie hätten einen unerwarteten Durchbruch erzielt, und er hätte keine Gelegenheit gehabt, sie anzurufen. Und als er endlich Zeit gefunden hätte, sei es viel zu spät gewesen, da sie längst geschlafen hätte.
    Er hatte sich alles im Geiste zurechtgelegt, als er in die Auffahrt bog und sah, dass ihr Wagen nicht in der Garage stand.
    »Großer Gott.«
    Er nahm sich nicht einmal die Zeit, den Motor abzuschalten, sondern stieg aus und rannte zur Hintertür. Ungeduldig fummelte er den Schlüssel ins Schloss und riss die Tür so abrupt auf, dass er förmlich über die Schwelle flog.
    Er stürzte quer durchs Haus, stolperte gegen die Wände und über den Teppich in der Diele und stürmte ins Schlafzimmer, wo er abrupt stehen blieb, als sein Blick auf den Blutfleck auf dem Bettlaken fiel. Er war noch feucht.
    Seine Lungen brannten. Sein Herz hämmerte. Er trat vor den Schrank und riss ihn auf. Ihr Köfferchen, das sie bereits Wochen zuvor gemeinsam gepackt hatten, um auf alles vorbereitet zu sein, war verschwunden.
    Er machte kehrt und stürmte zurück, rammte – ungeachtet der Tatsache, dass er verdeckt ermittelte – das Blaulicht auf das Dach seines Wagens und raste ins Krankenhaus.
    Vor der Notaufnahme sprang er aus dem Wagen, ließ ihn im Halteverbot stehen, stürmte hinein und hämmerte mit der Faust auf den Rufknopf ein, bis der Aufzug endlich kam. In der Wöchnerinnenstation war niemand zu sehen.
    »Wo zum Teufel sind denn alle?« Seine Stimme hallte von den sterilen Oberflächen des verwaisten Korridors wider.
    Die Türen waren mit blauen oder rosa Bändchen und einem Plüschbärchen geschmückt, den jede frischgebackene Mutter vom Krankenhaus geschenkt bekam. Endlich trat eine Schwester aus einem der Zimmer. Er rannte sie um ein Haar über den Haufen. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    »Caroline King?«
    »Und Sie sind?«
    »Der … Der Vater.«
    Sie lächelte. »Herzlichen Glückwunsch. Das Kind ist bildschön.«
    Er fühlte sich, als hätte ihn jemand gepackt und mit dem Kopf voran in den gefliesten Boden gerammt. »Ist es schon da?«
    » Sie ist schon da«, korrigierte die Schwester lachend. »Möchten Sie sie gern sehen?«
    Wie betäubt folgte er ihr den langen Korridor entlang bis zu einem Fenster, dessen Jalousien geschlossen waren. »Warten Sie hier. Ich bringe sie gleich.« Sie wandte sich zum Gehen. »Moment noch. Wo ist Caroline?«, fragte er.
    »Zimmer vierhundertachtzehn.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Sie hatte nur ganz kurze Wehen und eine leichte Geburt. Tut mir leid, dass Sie es nicht rechtzeitig geschafft haben.«
    Er hatte Crystal gevögelt, als Carolines Fruchtblase geplatzt war, als sie ganz allein ihr sorgfältig gepacktes Köfferchen zum Wagen getragen hatte und in die Klinik gefahren war, um ihre gemeinsame Tochter zur Welt zu bringen.
    Er begann zu hyperventilieren. Der Abscheu vor sich selbst und dem, was er getan hatte, schnürte ihm die Luft ab. Blindlings starrte er auf die Jalousien, bis sie geöffnet wurden und die Schwester mit dem winzigsten Wesen vor ihm stand, das er je in seinem Leben gesehen hatte.
    Ihr Gesicht war rot, ihre Nase platt und ihre Augen dick geschwollen. Sie war in eine Decke gehüllt wie ein Indianerbaby und trug ein rosa Strickmützchen, unter dem rötlicher Flaum zum Vorschein kam, als die Schwester es herunterzog. Sein Blick fiel auf die Fontanelle in ihrem winzigen Schädel, unter dem ihr Puls schlug.
    Tränen schossen ihm in die Augen, während sich seine Kehle vollends zuschnürte.
    Er nickte der Schwester zu und formte lautlos ein Danke mit den Lippen, dann wandte er sich ab, um sich auf die Suche nach Zimmer 418 zu machen. Schließlich stand er vor der Tür, strich sich das Haar zurück und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, ehe er den Griff umfasste.
    Die Tür war unerwartet schwer. Er öffnete sie einen Spaltbreit und trat ein. Über ihrem Bett brannte eine Lampe, die gerade genug Licht spendete, dass er Caroline ausmachen konnte. Sie lag auf dem Rücken und hatte das Gesicht

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