Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Hand. Daher war von oberster Stelle beschlossen worden, ein Sondereinsatzkommando zusammenzustellen.
Die Tinte auf Dodges Abschlusszeugnis des Texas Tech war noch feucht gewesen, als er der Polizei von Houston beigetreten war. Er hatte sich das Ziel gesetzt, so schnell wie möglich Detective zu werden und den Sprung ins Morddezernat zu schaffen. Er besaß ein angeborenes Talent, Fälle zu knacken, sprich, er musste sich lediglich brav in der Diensthierarchie hocharbeiten und sich nichts zuschulden kommen lassen.
Und dieses Sondereinsatzkommando könnte sich als hervorragende Gelegenheit entpuppen, zu zeigen, dass er mehr draufhatte als alle anderen. Sollte es ihm gelingen, einen der begehrten Plätze zu ergattern und seine Vorgesetzten zu beeindrucken, würde dies seinen Aufstieg erheblich beschleunigen.
»Ich habe mich gestern Nachmittag schon eingeschrieben.«
Gonzales sah ihn bestürzt an. »Ehrlich? Oh.«
Dodge grinste. »Deinen Namen habe ich natürlich auch mit auf die Liste gesetzt.«
Gonzales strahlte. »Gut. Super. Wir werden absolut klasse aussehen in diesen Uniformen.«
»Nur die Ruhe, es gibt massenhaft Kollegen außer uns, die ihr Glück versuchen. Noch sind wir nicht drin.«
»Aber wir werden es schaffen. Zumindest du.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Weil Undercover-Arbeit gefragt ist.« Gonzales hob die Brauen. »Und das ist schließlich dein Spezialgebiet, Partner.«
Dodge säbelte einen Bissen von seinem blutigen Steak ab. »Alles nur Gerüchte.«
Gonzales warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
»Dieses ganze Gequatsche über mich ist doch sowieso Blödsinn«, sagte Dodge.
Gonzales schob seinen leeren Teller beiseite und beugte sich vor. »Und dieser Mehrfachmord in dem Stripklub letzten Monat?«
»Was soll damit sein?«
»An der Geschichte, du wärst mit der Hostess mal kurz hinters Haus verschwunden, während die Detectives die vermeintlichen Augenzeugen befragt haben, ist also nichts dran?«
»Ich hatte dienstfrei. Es ist eben passiert. Ich hatte Glück, mehr nicht.«
»Glück«, höhnte Gonzales. »Das kannst du laut sagen. Nicht einmal zwanzig Minuten, und schon hat sie ausgepackt, wer der Schütze war. Und du hast die Detectives schnurstracks zu seinem Versteck geschickt, das sie dir bei der Gelegenheit auch noch gesteckt hatte. Und an dieser Geschichte soll also nichts dran sein, sagst du?«
Dodge griff nach seiner Kaffeetasse. »Ich war nicht mit ihr hinterm Haus.«
»Aber du hast sie dazu gebracht, dass sie ihn verpfeift.«
»So schwierig war das nicht.« Er grinste. »Zumindest nicht, nachdem ich sie erst mal davon überzeugt hatte, dass der Kerl nicht gut genug für sie ist und sie was Besseres verdient hätte.«
Gonzales lachte und schüttelte bewundernd den Kopf. »Stammt der Spruch, die Lösung für die meisten Geheimnisse stecke unter dem Rock einer Frau, nicht auch von dir?«
»Das habe ich nie gesagt.«
»Heißt es aber immer.«
»Kantinengeschwätz.« Doch sein verschmitztes Grinsen strafte seine Worte Lügen.
Sie verputzten ihr Essen, teilten sich die Rechnung und machten sich auf den Weg. »Dass es mal eine Frau geben könnte, die du nicht kriegst … da fühle ich mich gleich viel besser. Deine kleine Rothaarige wird ihren superreichen Schnösel jedenfalls nicht wegen eines gewöhnlichen Bullen in die Wüste schicken, selbst wenn er ihr ab und zu mal eins auf die Nase gibt. Damit wirst du dich wohl oder übel abfinden müssen, Dodge.«
Gonzales sollte recht behalten. Als Dodge sich an diesem Abend zum Dienst meldete, erfuhr er, dass Roger Campton noch vor der Mittagszeit aus seiner Verwahrungszelle entlassen worden war. Seine Anwälte – Plural, wohlgemerkt – hätten mit einer Gegenklage wegen Schikane gedroht, und Ms Caroline King hatte auf eine Anzeige verzichtet. Die Anwälte ließen sogar anklingen, dass sie ihren Entschluss, die Polizei zu rufen, bereits bereue; das Ganze sei nichts als ein dummes Missverständnis gewesen, bei dem aus einer Mücke ein Elefant gemacht worden war. Bla bla bla …
Dodge hatte sich bereits gedacht, dass es so enden würde, doch es gefiel ihm nicht. Und er würde es nicht darauf beruhen lassen.
Nach der Schicht sagte er zu Gonzales, er hätte keine Lust auf ein Frühstück, und fuhr stattdessen zu ihr nach Hause. Als sie herauskam, um die Zeitung zu holen, stieg er aus dem Wagen und ging die Einfahrt hinauf.
»Ms King?«
Sie schirmte ihre Augen mit einer Hand gegen die Sonne ab und musterte ihn
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