Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
eine Schocktherapie das beste Mittel, um Leute dazu zu bringen, Dinge preiszugeben, die sie lieber für sich behalten wollten.
»Also, Caroline, raus mit der Sprache.«
Sie räusperte sich. »Ich glaube, nein, ich fürchte , Oren Starks hat seine Drohung, Berry umzubringen, ernst gemeint.«
»Das heißt, er ist nicht nur ein durchgeknallter Dummkopf, mit dem eben mal die Gäule durchgegangen sind?«
»Ganz im Gegenteil. Berry sagt, er sei ein ganz brillanter Kopf.«
»Brillante Köpfe haben auch Aussetzer«, warf Dodge ein. »Sie flippen aus, werden eifersüchtig auf Konkurrenten und sagen Dinge, die sie nicht so meinen. Ich werde dich umbringen! zum Beispiel. Aber am Ende machen sie ihre Drohung fast nie wahr, Caroline. Würden alle Leute, die schon mal Ich bringe dich um …«
»Ist ja schon gut«, fuhr sie ihn an. »Ich hab’s verstanden.«
Er wartete. Sie schwieg. Er warf einen Blick über die Schulter. Inzwischen waren sie die einzigen Gäste im Teesalon. Die Kellnerin war nicht mehr an ihren Tisch gekommen, seit sie die Getränke serviert hatte. »Ich frage dich zum letzten Mal. Was verschweigst du mir?«, sagte er und drehte sich wieder um.
»Nichts. Ich schwöre.«
»Okay, dann verrate mir wenigstens deine Vermutung.«
Sie versteifte sich. »So was sagt auch nur ein Polizist.«
»Aber so wie du reagierst, weiß ich, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe.«
»So gerissen bist du also?«
Er schlug mit der Faust auf den Tisch; nicht mit voller Wucht, aber trotzdem heftig genug, dass das Porzellan klirrte. »Wie es aussieht, hältst du mich ja tatsächlich für gerissen, sonst hättest du mich wohl kaum mitten in der Nacht angerufen und von mir verlangt, dass ich alles stehen und liegen lasse und meinen Hintern hierherschwinge. Was ich blöderweise auch getan habe und allmählich aufrichtig bereue.«
Wieder flackerte die Wut in ihren Augen auf. Dieser Mann schaffte es immer wieder, sie auf die Palme zu bringen. »Berry ist mir in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.«
»Prima. Dafür kann die Welt dankbar sein. Und wo liegt das Problem?«
»Das Problem ist …«, begann sie und zögerte, ehe sie das Einzige aussprach, wovon sie wusste, dass es ihn zum Bleiben bewegen würde, »… dass sie eher so ist wie du.«
Berry stand gegen die Wand des Krankenhausflurs gelehnt und starrte niedergeschlagen ins Leere, als sie aus dem Augenwinkel Ski Nyland registrierte.
Er redete mit einer Krankenschwester am Empfangstresen. Die Schwester nickte in Berrys Richtung, worauf er sich umdrehte. Ihre Blicke begegneten sich. Geistesabwesend dankte er der Schwester und kam auf sie zu.
Wie immer fühlte sie sich unter seinem Blick, als stehe sie auf dem Prüfstand. Was sahen diese bohrenden grauen Augen? Wonach suchten sie? Trotzig feuerte sie den ersten Schuss ab.
»Und? Schon Fortschritte gemacht?«, fragte sie, kaum dass er in Hörweite war.
»Beispielsweise?«
»Hat man Oren gefunden?«
»Nein, Ma’am. Zumindest wurde uns nichts dergleichen gemeldet.«
Der ironische Unterton in seiner Stimme entging ihr nicht. »Wieso machen Sie das?«, fragte sie verärgert.
»Was denn?«
»Mich so von oben herab behandeln.«
Er leugnete es nicht. Stattdessen schien ihm sogar eine Erwiderung auf der Zunge zu liegen, die er sich jedoch in letzter Sekunde verkniff. Stattdessen wies er auf die geschlossene Tür des Krankenzimmers. »Ich habe darum gebeten, mich sofort zu informieren, sobald Lofland aus dem Aufwachraum kommt und auf die Station verlegt wird.«
»Man hat ihn gerade eben hochgebracht.« Sie zeigte auf die leere metallene Klemmvorrichtung an der Tür. »Die hatten noch nicht mal Zeit, ihm ein Namensschild anzufertigen.«
»Haben Sie schon mit ihm geredet?«
»Nein. Eine Schwester hilft ihm gerade, sich einzurichten.«
»Wo befindet sich seine Frau?«
»Sie heißt Amanda und ist auch da drin.«
»Dann lassen Sie uns mal eine Runde plaudern.«
Das war weder ein Vorschlag noch eine freundliche Einladung, sondern eine Anweisung, doch Berry beschloss, sich nicht zu ärgern. Er schob sie vor sich her den Flur entlang zu einem kleinen Wartebereich. Ihr fiel auf, wie gut er sich hier auszukennen schien.
»Meine Mom war eine Zeit lang Patientin auf der Station. Ich habe in der Nacht vor ihrem Tod hier geschlafen«, erwiderte er auf ihre Frage, ob er schon häufiger hier gewesen sei.
Berry blieb stehen und wandte sich zu ihm. »Das tut mir sehr leid«, sagte sie aufrichtig.
»Danke.«
Sie musterte ihn
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