Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
wusste sie nichts von dem Bier vor dem Essen und von dem Rotwein.«
Berry stemmte die Hände in die Hüften. »Was wollen Sie damit sagen? Dass etwas zwischen uns gelaufen ist, nur weil wir etwas getrunken haben?«
»Nein. Ich habe mich nur gefragt …«
»Was?«
»Welcher Rotwein zu einem Arbeitstreffen passt.«
»Den Wein habe ich erst aufgemacht, als wir mit der Arbeit fertig waren, und Cabernet passt ganz ausgezeichnet zu Filetsteaks«, erwiderte sie mit übertriebener Geduld.
»Und wann haben Sie den Morgenrock angezogen?«
Sie musterte ihn sekundenlang, ehe sie verwirrt den Kopf schüttelte. »Wovon reden Sie da?«
Ski trat einen Schritt näher. »Als ich kam, waren Sie lediglich mit einem Morgenrock bekleidet.«
Einen Morgenrock aus einem weichen, fließenden Stoff, der sich um ihren feuchten Körper geschmiegt und sich angefühlt hatte, als löse er sich zwischen seinen Finger auf, als er versucht hatte, sie festzuhalten. Das Bild, das sich vor sein inneres Auge schob, war überaus eindringlich. Und völlig deplatziert. Ebenso wie die irrationale Verärgerung, mit der er sich an sie wandte. »Wann haben Sie diesen Morgenrock übergestreift? Nachdem Sie Ihren nassen Badeanzug ausgezogen hatten? War er das einzige Kleidungsstück, das Sie während des Abendessens mit Lofland anhatten?«
Er beugte sich zu ihr vor. Unnötig dicht. Wieso? Um die Wahrheit aus ihr herauszukitzeln? Oder aus einem Grund, der rein gar nichts mit den Ermittlungen zu tun hatte?
In diesem Augenblick trat Amanda Lofland aus dem Krankenzimmer ihres Mannes. Die Missbilligung über Berrys Anblick war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Ski wich eilig zurück, sorgsam darauf bedacht, eine angemessene Distanz zwischen sich und Berry zu schaffen.
»Hallo, Amanda«, sagte Berry in einem Tonfall, in dem zumindest für Skis Empfinden aufrichtiges Mitgefühl mitschwang. »Wie geht es Ben?«
»Er schläft.«
Amandas knappe Erwiderung spiegelte die Wut wider, die in ihr zu brodeln schien.
»Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir das alles tut«, fuhr Berry fort. »Ich wäre froh, wenn Oren auf mich geschossen hätte, statt auf …«
»Das bezweifle ich«, unterbrach Amanda sie mit einem bitteren Lachen.
»Aber ich meine es ernst.« Berrys Stimme drohte zu brechen. »Ich hätte nie im Leben gedacht, dass Oren zu so etwas fähig ist.«
Doch Amanda schien gar nicht hinzuhören. Stattdessen starrte sie Berry mit unverhohlenem Hass an. »Du musstest es unbedingt beweisen, stimmt’s?«
»Was denn?«
»Dass Ben sofort angetanzt kommt, wenn du nur mit den Fingern schnippst.«
»Wovon redest du da?«
»Du erträgst es nicht, dass er mit mir glücklich verheiratet ist. Du hast ihn hierhergelockt, um …«
»Amanda, was …«
»Ich fand die Vorstellung, dass er einen ganzen Tag mit dir hier draußen verbringt, absolut grauenhaft. Aber ich habe so getan, als würde es mir nichts ausmachen. Schließlich war es doch rein geschäftlich, oder?«
»Genau das war es auch. Der Abgabetermin für die Kampagne ist kommenden Montag, und wir dürfen auf keinen Fall überziehen.«
»Genau. Das heißt, ich hätte wie der letzte Drache dagestanden, wenn ich ihm verboten hätte, herzukommen. Was wäre ich für eine Ehefrau, wenn ich gezeigt hätte, dass ich meinem Mann nicht über den Weg traue?«
»Aber du kannst ihm doch trauen. Er liebt dich heiß und innig. Er hat dich mehrmals während des Tages angerufen. Das habe ich selber gehört.«
»Oh ja, er hat alle paar Stunden angerufen, um mich zu beruhigen, dass ihr beide bis über die Ohren in Arbeit steckt.«
»Genau so war es auch.«
»Zwischen kurzen Planschereien im Pool und einem hübschen Gläschen Rotwein.«
Berry stöhnte. »So lief es doch nicht. Bitte, Amanda, tu das nicht.«
Sie streckte die Hände vor, doch Amanda Lofland wich zurück. »Fass mich nicht an. Und halte dich von meinem Mann fern.«
Sie trat an ihnen vorbei und stürzte davon, wobei sie um ein Haar zwei Leute über den Haufen rannte, die wenige Meter neben ihnen gestanden und alles mit angehört hatten.
Ski bemerkte sie erst jetzt. Caroline King sah ihre Tochter bestürzt an. Die Miene des Mannes mit den markanten Zügen neben ihr war nicht ganz so einfach zu deuten, doch seine tief liegenden Augen waren ebenfalls auf Berry gerichtet.
6
D odge war heilfroh, in diesem Augenblick den Mund halten zu dürfen, denn ihm wäre beim besten Willen nichts eingefallen, was er hätte sagen können.
Er hatte schon zu viel
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