Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
sollte. »Und Sie sind aus Atlanta?«
»Ja. Aber ich lebe jetzt hier. Ich arbeite für einen Anwalt. Einen Strafverteidiger. Den allerbesten. Oder vielleicht auch allerschlimmsten«, fügte er hinzu. »Je nachdem, auf welcher Seite man steht.«
»Ein knallharter Bursche?«
»Der härteste von allen. Ich habe gehört, wie ein Staatsanwalt mal gemeint hat, Derek gebe morgens Glasscherben über seine Frühstücksflocken statt Milch.«
Wieder lächelte sie, doch dann runzelte sie die Stirn. Sie trat zur Tür und schaltete den Deckenventilator an. »Heute Morgen war ein Putztrupp hier. Ich kann das Lösungsmittel noch riechen. Sie nicht auch?«
»Nein. Mein Geruchssinn ist komplett im Eimer. Zu viele Zigaretten.«
»Ich habe auf der Highschool auch mal geraucht. Nur eine einzige. Aber Mutter hat mich erwischt. Damals wäre ich jede Wette eingegangen, dass sie so was wie Superkräfte hat – Augen im Hinterkopf und ein unnatürlich ausgeprägtes Gehör. Jedenfalls hatten sie und Daddy einen Riesenstreit deswegen, ich habe zwei Wochen Hausarrest bekommen, und, was noch viel schlimmer war, einen Monat Handyverbot. Ich habe mir nie wieder eine angezündet.«
Er lächelte, doch beim Wort »Daddy« schnitt sich ein Messer durch sein Herz. »Gut. Sehr gut. Rauchen ist eine absolut dämliche Angewohnheit.«
Sie blickte ihm direkt in die Augen, dann deutete sie auf einen Schaukelstuhl. »Bitte entschuldigen Sie, ich vergesse heute meine Manieren. Setzen Sie sich doch.«
Sie ließ sich in die eine Ecke des Sofas sinken, als Caroline ein Tablett mit drei hohen schlanken Gläsern hereintrug, das sie auf dem Couchtisch abstellte.
»Unsere Weingläser«, murmelte Berry.
Dodge nahm das Glas entgegen, das Caroline ihm reichte. Trotz Zuckerdose und Löffeln auf dem Tablett bot Caroline ihm keinen Zucker an, da sie wusste, dass er seinen Kaffee zwar mit zwei Löffeln, seinen Tee jedoch lieber pur trank. Er fragte sich, ob Berry es mitbekommen hatte. Offenbar nicht, denn sie starrte noch immer wie gebannt auf das Tablett.
»Was ist damit, Schatz?«, fragte Caroline, gab Zucker in eines der Gläser und reichte es Berry.
Berry nahm es entgegen und nippte daran, während sie aus ihrer Trance zu erwachen schien. »Gar nichts.«
Sie blickte zu Dodge hinüber, der sich darum bemühte, möglichst still zu sitzen, da der Schaukelstuhl bei jeder Bewegung ein vernehmliches Knarzen, fast schon eine Art Stöhnen von sich gab.
Berry stellte ihr Glas auf das Tablett zurück, rieb sich die von den Kondenstropfen feuchten Hände und warf einen Blick in Carolines Richtung, ehe sie sich erneut an Dodge wandte. »Mir ist nicht ganz klar, weshalb Mutter Sie engagiert hat.«
»Das habe ich dir doch erklärt«, warf Caroline ein. »Mr Hanley genießt einen ausgezeichneten Ruf.«
»Richtig, das hast du mir erzählt, Mutter. Du kennst ihn über eine Freundin in Houston, für die er mal gearbeitet hat.« Wieder richtete sie den Blick auf ihn. »Aber ich wüsste nicht, was er für mich tun kann. Für uns.«
»Das weiß ich auch nicht. Aber nach allem, was Ihre Mutter mir erzählt hat und was ich im Krankenhaus vorhin selbst erlebt habe, steht wohl außer Frage, dass Sie ziemlich in der Patsche stecken«, entgegnete Dodge.
»Mr Hanley …«, sagte Caroline.
»Lassen wir das mit dem Mr Hanley.«
Sein barscher Tonfall brachte sie für einen Moment zum Schweigen.
Wenn er ungehaltener geklungen hatte als beabsichtigt, tat es ihm leid, aber die förmliche Anrede trieb ihn nun mal auf die Palme. Und war es nicht ein klein wenig albern, dass sie ihn nicht beim Vornamen nannte, noch dazu, wenn man in Betracht zog …
Nein, es war wohl klüger, lieber in Betracht zu ziehen, dass sie …
»Tut mir leid«, lenkte sie ein. »Wenn Sie lieber mit dem Vornamen angesprochen werden wollen …«
»Ich bestehe darauf, Caroline.«
»Gut, Dodge.«
»Tja, ich bin jedenfalls Berry.« Ihre Tochter schien den kleinen Disput mit einer Mischung aus Belustigung und Verwirrung zu verfolgen. Sie blickte zwischen ihnen hin und her, ehe sich ihr Blick auf ihre Mutter heftete. »Mutter, du sagtest gerade …«
»Ach ja. Ich sagte gerade, dass Dodge jahrelange Erfahrung mit der Ermittlung in Kriminalfällen hat. Und ich dachte, es wäre gut, jemanden an unserer Seite zu haben, der sich mit so etwas auskennt.«
»Wieso das denn?«, fragte Berry.
»Erstens, um das Arschloch zu finden, das gedroht hat, Sie umzubringen.« Dodge hielt inne. »Bitte entschuldigen Sie meine
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