Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Ausdrucksweise.«
Berry wiegelte mit einer ungeduldigen Geste ab.
»Ich muss diesen Kerl finden, bevor er seine Drohung wahr machen kann«, fuhr Dodge fort.
»Aber ist das nicht Aufgabe der Polizei?«, fragte Berry.
Dodge schnaubte abfällig. »Etwa unser kleiner Wild Bill Hickok?«
Sie lachte. »Sie meinen Deputy Nyland?«
»Ich mag ihn«, erklärte Caroline in unerschütterlicher Treue.
Berry sah sie verblüfft an. »Aber du bist ihm doch nur ein einziges Mal begegnet.«
»Stimmt. Aber was ich gesehen habe, gefällt mir trotzdem.«
Dodges kurzer Anfall von Eifersucht war völlig deplatziert, trotzdem ließ es sich nicht leugnen. Was um alles in der Welt gefiel Caroline denn an dem großen, grobschlächtigen Deputy Nyland? Sein von der Sonne gebräuntes Gesicht und das sandfarbene Haar? Die breiten Schultern und der flache Bauch? Der strenge Zug um den Mund und das Grübchen am Kinn?
»Nyland mag ein tüchtiger Kerl sein«, grummelte er. »Und bestimmt ist er auch kompetent genug, aber ich habe definitiv nicht dasselbe Vertrauen in unsere Gesetzeshüter wie Sie, Berry. Ich habe schon flüchtige Täter aufgestöbert, als die Polizei noch dabei war, sich eine Strategie für die Suche zu überlegen. Bei mir fällt der gesamte Papierkram weg. Und ich muss mir nicht erst die Erlaubnis von irgendwelchen Idioten einholen, die wesentlich ahnungsloser sind als ich. Ich muss mich weder an Vorschriften halten noch mich fürchten, dass ich wieder den Verkehr regeln muss, wenn das Ganze in die Hose geht.«
Berry sah Caroline an, die ihre Hand ergriff und sie drückte. »Dodge kann sich doch mal ein bisschen umsehen und uns auf dem Laufenden halten über seine Beobachtungen. Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Ich will nicht, dass es uns völlig aus heiterem Himmel trifft, wenn Oren Starks plötzlich wieder auftaucht.«
»Allerdings.« Berry wandte sich erneut an Dodge. »Aber brauchen Sie dafür keine offizielle Lizenz des jeweiligen Bundesstaats, in dem Sie arbeiten?«
Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Kann sein. Wahrscheinlich.«
Sie lachte. »Aber das stört Sie nicht.«
»Stört es Sie?«
Sie sah ihre Mutter an. »Wir, äh, Dodge und ich hatten noch keine Zeit, die Art seiner … äh … Tätigkeit in sämtlichen Details zu besprechen«, stammelte Caroline.
Er kam ihr zu Hilfe. »Ich habe mich Deputy Nyland als Freund der Familie vorgestellt. Das heißt, ich arbeite nicht offiziell für Sie.«
»Zumindest so lange, bis Sie uns die Rechnung schicken«, bemerkte Berry trocken. »Apropos Rechnung. Was nehmen Sie eigentlich für das bisschen Umhören ?«
»Ein angemessenes Honorar. Ich werde Sie jedenfalls nicht über den Tisch ziehen, das kann ich Ihnen versprechen. Und solange ich keinen Vorschussscheck von Ihnen bekommen habe, kann ich Deputy Nyland und jedem anderen, der danach fragt, guten Gewissens erzählen, dass meine Tätigkeit absolut inoffiziell ist.«
Offenbar hatte Berry Bedenken. »Ziemlich ungewöhnliches Arrangement. Andererseits sind die Umstände auch reichlich ungewöhnlich, zumindest für mich und Mutter. Es kann wohl nicht schaden, wenn jemand hinter den Kulissen für uns die Augen offen hält.«
»Ich bin überzeugt, Dodge wird uns eine große Hilfe sein«, warf Caroline ein.
»Weiß Mr Carlisle, dass er uns hilft?«, fragte Berry.
»Ich werde ihn zu gegebener Zeit darüber informieren.«
Berry entzog ihrer Mutter die Hand, erhob sich und begann, ruhelos im Zimmer umherzuwandern. »Ich verstehe sowieso nicht, wieso wir überhaupt einen Anwalt brauchen. Ich habe doch nichts getan.«
»Noch ein Grund mehr, einen Anwalt an der Seite zu haben«, erklärte Dodge. »Wann immer Nyland Sie befragen will, sagen Sie einfach, dass Sie nur in Gegenwart Ihres Anwalts mit ihm sprechen.«
»Aber ich habe schon mit ihm geredet.«
Dodge stieß einen Fluch aus.
»Wann denn?«, fragte Caroline.
»Vorhin, im Krankenhaus, bevor du gekommen bist. Wir haben uns unterhalten.«
»Worüber?«
»Darüber, wie Oren so ist. Über alles, was Deputy Nyland einen Hinweis auf Orens derzeitigen Aufenthaltsort geben könnte. Es war ein völlig harmloses Gespräch.«
Dodge schien seine Zweifel zu haben. »Machen Sie das bitte nicht noch mal. Verstanden? Mein Boss würde Ihnen genau dasselbe raten.«
»Das glaube ich gern. Schließlich verdient er ja sein Geld damit.«
»Stimmt. Und zwar eine ganze Stange. Aber ich würde ihm notfalls mein Leben anvertrauen. Und viele andere Menschen haben genau das
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