Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Informatives zum Bankräuber-Fall beizutragen hatten.
Die Truppe, bestehend aus Elitepolizisten und FBI -Agenten, schob täglich in ihrem sogenannten Headquarter Dienst – obwohl die Räumlichkeiten weit davon entfernt waren, diese Bezeichnung zu verdienen. Die diskreten, unbeschilderten Büros waren im Erdgeschoss eines unauffälligen Bürogebäudes am Stadtrand untergebracht. Es war das mit Abstand heruntergekommenste Gebäude im gesamten schäbigen Viertel, dessen einziger Pluspunkt die billige Miete darstellte.
Hier brachten sie Stunden damit zu, Augenzeugenberichte vergangener Überfälle durchzuackern, sich Videos der Überwachungskameras anzusehen, sich gegenseitig auf ihre Fortschritte bei der Verfolgung von Hinweisen auf den neuesten Stand zu bringen und über die weitere Vorgehensweise zu diskutieren.
Die Behauptung, das Sondereinsatzkommando setze sich aus Elitebeamten zusammen, war absolut lachhaft. Sie kauten die Aussagen durch und sahen sich die Videos so lange an, bis sie sie auswendig kannten. Sie hatten rein gar nichts in der Hand und keine Ahnung, wie sie die Ermittlungen fortführen sollten. Keiner von ihnen, und schon gar nicht die zuständigen Vorgesetzten, hatte den Hauch einer Idee, wie sie dem Bankräuber jemals das Handwerk legen sollten. Und ihre superwichtigen Meetings dienten meist nur als Plattform für Veteranengeschichten über irgendwelche großen Fische, die ihnen in grauer Vorzeit ins Netz gegangen waren.
Als Nächstes machten versaute Witze die Runde, dann wurde in aller Ausgiebigkeit über Autos diskutiert, über Sportveranstaltungen schwadroniert und unsinnige Wetten abgeschlossen. Sie schütteten literweise teerschwarzen Kaffee in sich hinein und stopften sich mit Fast Food voll. Die Raucher verpesteten die Luft in den Büros. Sie warfen einander Beleidigungen an den Kopf und zogen über Klamotten, Autos, Alma Mater, Ehefrauen, Mütter und Hunde ihrer Kollegen her. Sie veranstalteten Furzwettbewerbe. Sie ließen sich endlos über Frauen aus – diejenigen, die sie bereits flachgelegt hatten, und diejenigen, die sie gern mal flachlegen würden.
Nur eines taten sie nicht – den Bankräuber schnappen.
Am Ende des zweiten Monats waren nicht nur die versauten Witze schal geworden, sondern auch die Snacks, mit denen sie sich vollstopften. Die Nerven lagen blank, und es kam immer häufiger zu Wutausbrüchen, vor allem unter den diensthöheren Beamten der Houstoner Polizei. Denn die sahen sich mit der harscher werdenden Kritik ihrer Vorgesetzten und der Herablassung der FBI -Typen konfrontiert.
Schließlich wurde ein Meeting ausschließlich für die Beamten des HPD angesetzt, in dem all diese Probleme erörtert werden sollten.
»Selbst der Chief kriegt vom Bürgermeister schon Feuer unterm Arsch gemacht. Er will unbedingt, dass der Kerl noch vor seiner Wiederwahl geschnappt wird.« Der Captain, der die Zusammenkunft leitete, hatte einen solchen Wanst, dass er seine eigenen Füße bestimmt seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Mit wachsendem Unmut lauschte Dodge seinem Endlosmonolog und fragte sich, wie lange es her sein mochte, seit der Fettsack das letzte Mal einem Hinweis nachgegangen war, einen miesen kleinen Dreckskerl aufgestöbert und ihn hopsgenommen hatte. Und jetzt besaß der Typ auch noch die Frechheit, die dienstniedrigeren Beamten zur Sau zu machen. Dabei hatte er selbst nichts anderes getan, als seine Kollegen um Kleingeld für den Zigarettenautomaten anzuschnorren und drittklassige Witze zu erzählen.
Da es sonst nichts zu tun gab, machten sich die Mitglieder des Sondereinsatzkommandos daran, die Verdächtigen abzuklopfen. Die galten aber auch lediglich auf der Basis ihrer kriminellen Vorgeschichte als verdächtig und nicht etwa, weil einem der Männer hätte nachgewiesen werden können, dass er sich zur fraglichen Zeit am oder in der Nähe des Tatorts aufgehalten hätte.
Einer von ihnen war am vergangenen Wochenende wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden. »Jetzt sitzt er wegen Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen. Sollte er unser Mann sein, wird er in nächster Zeit wohl keine Bank mehr überfallen«, erklärte der Captain.
»Ich glaube aber nicht, dass er es ist«, warf einer der Officers ein. »Der Typ ist ein aufgeblasener Rotzlöffel. Aufbrausend und unverschämt. Der hat nicht die Coolness, die man braucht, um diese Art von Banküberfällen zu planen und durchzuziehen.«
»Beim letzten Mal hat der Typ sogar den Stinkefinger in die
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