Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
sich mit der Hand übers Gesicht und sortierte seine Fettwülste. »Machen Sie einfach so weiter, Hanley. Behalten Sie die Kleine im Auge, und achten Sie darauf, ob sich irgendetwas an der Beziehung der beiden Turteltäubchen verändert.«
Natürlich wusste Dodge längst, wie er am besten vorzugehen hatte. Trotzdem nickte er, als wolle er sagen Gute Idee, Captain. Werde ich machen.
»Was ist mit der anderen? Mit Albrights Schlampe?«
Franklin Albright war ein weiterer Exhäftling auf Bewährung, doch abgesehen davon hatten er und Tommy Ray Madison so gut wie nichts gemeinsam. Albright war wesentlich abgebrühter und fieser, und Dodge war sich ziemlich sicher, dass er im Knast nicht nach Jesus gesucht hatte – ganz zu schweigen davon, dass er jemals vorhatte, ihn zu finden und seinem Verein beizutreten.
Dodge runzelte die Stirn. »Seine Freundin heißt Crystal, bei ihr ist die Sache nicht ganz so einfach.«
»Inwiefern?«
»Albright ist tierisch eifersüchtig. Lässt sie keine Sekunde aus den Augen. Er bringt sie jeden Morgen zur Arbeit und holt sie nach der Schicht wieder ab. Sie darf nur aus dem Haus, wenn er dabei ist, nicht mal für die einfachsten Besorgungen. Normalerweise ist der Supermarkt ideal, um einem Mädchen, ob zufällig oder absichtlich, über den Weg zu laufen und sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber er ist immer an ihrer Seite. Er hat dafür gesorgt, dass sie den Kontakt zu ihrer Familie und ihren Freunden abbricht. Damit ist klar, wo das Problem liegt. Ich hatte bisher keine Chance, auch nur in die Nähe der Lady zu kommen, geschweige denn, sie näher kennenzulernen.«
Der Captain strich sich nachdenklich übers Kinn. »Und wo arbeitet sie?«
»Und jetzt lässt mich der Fettsack auch noch dort Dienst schieben, wo sie arbeitet.«
Gonzales musste so lachen, dass er sich an seinem Orangensaft verschluckte. »Du machst Witze.«
»Ich schwöre bei Gott, nein. Nach dem Meeting hat er ein bisschen herumtelefoniert, und zwölf Stunden später musste ich mich zu meiner ersten Schicht als Hausmeister melden.«
»Oh Mann.«
»Die haben mir einen Wischmopp, einen Eimer und ein Hemd mit meinem Namen auf der Brusttasche in die Hand gedrückt. Ist das zu fassen? Aber damit komme ich wenigstens überall rein. Ich kann herumlaufen und mich umsehen, ohne dass sich einer etwas dabei denkt. Zumindest muss ich nicht den ganzen Tag am selben Fleck herumstehen.«
Sie hätten ihn ebenso gut ans Fließband der Reifenfabrik stellen und ihn Alu-Sportfelgen montieren lassen können, statt kaputte Neonröhren auszutauschen und Mülleimer zu leeren. Trotzdem schmeckte ihm das Ganze nicht.
»Hausmeister, was?« Gonzales kriegte sich vor Lachen kaum ein. »Wer weiß, vielleicht wechselst du am Ende ja die Branche.«
»Zum Teufel mit dem Job. Und mit dir auch.« Dodge sprenkelte großzügig Tabasco über seine Eier. Sie hatten sich zwischen dem Ende von Gonzales’ Nachtschicht und dem Beginn von Dodges Tagschicht zum Frühstück verabredet.
»Und hast du deine Zielperson schon gesehen?«, erkundigte sich Gonzales.
»Ja, ganz kurz. Sie arbeitet in der Lohnbuchhaltung.«
»Und wie sieht sie aus?«
Dodge grinste. »Na ja, sagen wir mal so, Erschwerniszulage kriege ich jedenfalls keine.«
»Titten?«
»Zwei Stück«, erwiderte Dodge und lachte beim Anblick von Gonzales’ Miene. »C-Körbchen. Mindestens. Und anständige Beine.«
Gonzales musterte ihn mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung. »Und du wirst auch noch dafür bezahlt, mit ihr anzubandeln.«
Dodge sah sich im Diner um. »Natürlich ist das nicht meine offizielle Aufgabe.« Er zog eine ernste Miene. »Das HPD würde niemals dulden, dass ein Beamter …«
»Schon gut«, sagte Gonzales und beugte sich vor. »Aber wir wissen beide, dass sie genau das von dir wollen«, flüsterte er und stopfte sich einen Bissen von seinem Tripledecker-Pfannkuchen mit Sirup in den Mund. »Du führst ein Leben in Saus und Braus, Kumpel.«
»Vergiss nicht, dass sie mit einem abgebrühten Knastbruder zusammen ist. Nach allem, was ich über den Kerl weiß, würde er mir eiskalt die Kehle aufschlitzen, wenn ich versuchen würde, ihr an die Titten zu fassen. Ich dürfte noch nicht mal daran denken .«
»Ziemlich übler Bursche, was?«
»Einer der schlimmsten Sorte. Hat eine ganze Reihe an bewaffneten Überfällen auf dem Kerbholz. Zwei tätliche Angriffe und eine Anklage wegen Vergewaltigung, die allerdings in der Vorverhandlung fallen gelassen werden musste.
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