Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
ihn waren sie absolut perfekt.
»Hast du ein Zimmer gefunden?«
Er löste den Blick von ihren Brüsten und richtete ihn auf neutraleres Terrain. »Äh … Ja. In der Cypress Lodge.«
»Da findet sich bestimmt etwas Besseres für dich. Ich kenne ein paar Hausbesitzer, die vermieten, wenn sie nicht da sind. Ich hätte dir eines der Häuser reservieren sollen, aber ich war einfach … ich weiß im Moment nicht, wo mir der Kopf steht. Aber ich könnte im Büro anrufen und …«
»Die Lodge ist völlig okay. Ich habe keine besonderen Ansprüche. Das Zimmer dort hat alles, was man braucht. Es ist sogar noch ein bisschen schöner als meine Bleibe in Atlanta.«
Sie tauchte einen Holzlöffel in die Spaghettisoße, pustete und probierte, ehe sie den Löffel in einen Keramikbehälter neben dem Herd stellte und den Deckel auf den Topf gab. Sie trat in die Frühstücksecke, setzte sich und deutete auf den Stuhl gegenüber von ihr. Dodge setzte sich ebenfalls.
»Mr Mitchell bezahlt dich also nicht gut?«
»Er bezahlt mich sogar ganz hervorragend. Einen ganzen Haufen mehr, als ich wert bin.« Er hielt einen Moment inne. »Nur eben nicht annähernd so viel, wie du mit deinen Häusern verdienst.«
»Ich hatte Glück.«
»Du arbeitest dir den Hintern wund.«
Ein bestätigendes Lächeln flog über ihre Züge. »Manchmal ist meine Arbeit ziemlich zeitintensiv, das stimmt. Aber ich liebe sie.«
»Und sie hat dich reich gemacht. Zuerst in Houston und jetzt hier.«
Sie kreuzte die Arme vor der Brust und musterte ihn scharf. »Mit wem hast du geredet? Nein, warte … wo hast du dein Bier getrunken?«
»In einer Bar in der Bowie Street.«
»Dem Chat and Chill?«
Er hüstelte verlegen. »Ja, ich glaube, so hieß der Laden«, sagte er dann.
»Grace. Das hat dir Grace erzählt.« Sie blickte ihm in die Augen und fragte mit sanfter Stimme: »Und was hat es dich gekostet?«
»Zwei Biere und zwei Zigaretten.«
Wieder lächelte sie, doch diesmal lag ein trauriger Ausdruck in ihren Augen. »Es hat sich nichts verändert.«
»Doch, Caroline. Alles hat sich verändert. Vor dreißig Jahren haben wir uns geliebt, während die Spaghettisoße auf dem Herd stand.«
Ihre Miene verriet ihm, dass sie sich genauso gut daran erinnerte wie er. Sie hatten ein bisschen herumgealbert und das Essen auf dem Herd dabei völlig vergessen. Erst der Gestank nach angebrannten Tomaten hatte sie daran erinnert, dass sich im Kochtopf eine Katastrophe anbahnte. »Nicht loslassen«, hatte er gesagt und es irgendwie geschafft, sich und Caroline in die Küche zu bugsieren, ohne dass sie ihre ineinander verschlungenen Glieder voneinander lösen mussten. Er hatte den Herd abgeschaltet, und dann hatten sie dort weitergemacht, wo sie vor der Unterbrechung aufgehört hatten – gleich an Ort und Stelle.
Sie errötete und schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Damals waren wir noch jung.«
»Und ein bisschen verrückt. Verrückt vor Liebe.«
»Nicht, Dodge.« Ein verzweifeltes Flehen lag ihn ihrem Flüstern.
»Nicht was ? Soll ich nicht darüber reden? Oder mich nicht daran erinnern? Ich kann nicht anders. An diesem Tag, als die Spaghettisoße angebrannt ist, war der Sex zwischen uns so herrlich ausgelassen.« Es war eine Mischung aus Lachen und Lust gewesen. Allein bei der Erinnerung daran wurde er hart.
Caroline hatte die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und sich die Hände vors Gesicht geschlagen. Er wusste nicht, was sie vor ihm zu verbergen versuchte, ihre Scham oder ihre Belustigung; vielleicht auch Tränen. Doch als sie sie schließlich sinken ließ, waren ihre Augen trocken und ihre Miene ausdruckslos. Er hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorging.
»Wenn dieser Anwalt dich so gut bezahlt, wieso wohnst du dann in einer Wohnung, die noch ungemütlicher ist als die Cypress Lodge?«
»Weil ein Rattenloch keinerlei Verpflichtungen mit sich bringt und weil ich eine Menge Ausgaben habe, wegen denen ich trotz eines anständigen Gehalts und Bonuszahlungen meistens knapp bei Kasse bin.« Sie sah ihn fragend an. Er tastete in seiner Hemdtasche nach seinen Zigaretten und wünschte, er könnte den Mut aufbringen, sich eine anzuzünden. »Unterhaltszahlungen. Gleich zweimal.«
»Du warst zweimal verheiratet?«
»Ja. Das erste Mal, um mir selber zu beweisen, dass ich es kann.«
» Was kann?«
»Dich vergessen. Die zweite Scheidung hat allerdings gezeigt, dass es sinnlos ist.«
Sie sah ihn lange an, ehe sie abrupt aufstand und an die Spüle
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