Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Spur des Geldes. Dodge nicht. Sein Ausgangspunkt war die betrogene Ehefrau.
Er scrollte durch die Liste der am Vortag eingegangenen Anrufe, die allesamt von derselben Nummer stammten, und drückte die grüne Wahltaste. Augenblicklich ertönte eine fröhliche Männerstimme. »Hi, hier ist Ben. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
Also hatten die beiden im Lauf des Tages mehrmals telefoniert, während Ben mit Berry zusammen gewesen war. Ein klein wenig enttäuschend, denn damit war seine Theorie, dass die Suche nach dem Täter in den Reihen eifersüchtiger Frauen den größten Erfolg versprach, vorläufig widerlegt.
Aber vielleicht ja auch nicht. Vielleicht waren Loflands häufige Anrufe lediglich eine Art Überkompensation dafür, dass er seine Frau betrog – wenn schon nicht mit seinem Schwanz, dann zumindest im Herzen.
Trotzdem war es Amanda Lofland gewiss wert, sie ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.
Als Nächstes scrollte er durch das Menu und landete bei der Liste ihrer Kontakte.
Dodge hielt sich an die Gepflogenheiten im Hause King und nahm die Hintertür. Caroline stand am Herd und rührte in einem großen Topf. »Gut. Du bist wieder da«, sagte sie. »Das Essen ist gleich fertig.«
»Was gibt es denn?«
»Spaghetti bolognese.«
»Eine deiner Spezialitäten.«
Sie warf einen besorgten Blick in Richtung Tür, die auf den Flur und ins Wohnzimmer führte. »Pass auf, dass dir so etwas nicht versehentlich herausrutscht. Woher solltest du wissen, was meine Spezialitäten sind?«
»Und woher solltest du wissen, dass ich meinen Tee ohne Zucker trinke?«
Sie dachte einen Moment lang nach. »Heute Nachmittag«, sagte sie bekümmert.
»Genau.«
»Gewohnheiten lassen sich nun mal schwer ablegen.«
»Und sie bringen einen in Schwierigkeiten.« Die Visitenkarte mit Grace’ Telefonnummer fühlte sich plötzlich wie ein glühendes Stück Kohle in seiner Jacke an. »Brauchst du Hilfe?«
»Nein, danke.«
»Ich könnte den Tisch decken. Ich glaube, ich weiß sogar noch, auf welche Seite die Gabel kommt.«
»Schon erledigt. Möchtest du etwas zu trinken?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe in der Stadt schon ein Bier getrunken.« Er sah ihr an, dass sie drauf und dran war, ihn zu fragen, wo er gewesen sei, doch bevor sie Gelegenheit dazu hatte, fragte er: »Wo ist Berry?«
»Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, hat sie geschlafen.«
Noch stand das Gespräch darüber aus, was er bei seiner Unterredung mit Amanda Lofland in der Krankenhauscafeteria erfahren hatte. Am Nachmittag, als er Caroline und Berry davon erzählt hatte, war er nach draußen gegangen, um eine Zigarette zu rauchen. Nach seiner Rückkehr hatte Caroline vorgeschlagen, dass Berry ihm die Vorkommnisse des vergangenen Abends noch einmal schilderte und ihm alles zeigte. Offen gestanden war der Vorschlag sogar von ihm selbst gekommen.
Während der nächsten Stunde waren sie von Zimmer zu Zimmer gegangen, und Berry hatte ihm chronologisch und in sämtlichen Details geschildert, was vorgefallen war. Der Duschvorhang war mittlerweile wieder an die Stange gehängt, der blutdurchtränkte Teppich im Schlafzimmer durch einen anderen ersetzt und an dieselbe Stelle gelegt worden, um den Fleck im Holzboden zu überdecken. Trotzdem verströmte der Raum eine bedrückende Atmosphäre, als hätte sich darin etwas Traumatisches ereignet.
An der Stelle, wo Ben Lofland gelegen hatte, war Dodge in die Hocke gegangen und hatte den Ersatzteppich zurückgeschlagen, um den Blutfleck in Augenschein zu nehmen. Dann war er ins Badezimmer gegangen. Vor der Badewanne hatte er sich umgedreht und die Entfernung zum Türrahmen abgeschätzt. »Hier hat Starks gestanden, als er den Schuss abgegeben hat?«
Berry nickte.
»Anderthalb Meter, höchstens knappe zwei. Lofland kann von Glück sagen, dass er den Schuss überlebt hat.«
»Offenbar ist Oren ein lausiger Schütze.«
»Sieht ganz so aus.«
Anschließend hatte Dodge die Einschusslöcher in der Wand hinter der Galerie untersucht, aus denen Ski Nyland oder ein anderer Mitarbeiter des Sheriff’s Department die Kugeln entfernt hatte. Danach hatte Berry ihm gezeigt, wo genau Starks nach seinem Sturz von der Treppe gelegen und die Schüsse auf sie abgefeuert hatte.
Er hatte sich an die Stelle gelegt und die Szene nachgespielt, während Berry sich genauso wie am Abend zuvor hinter das Galeriegeländer gekauert hatte. Caroline hatte die ganze Zeit mit um den Oberkörper geschlungenen Armen
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