Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
glasig wurde, sodass er Mühe hatte, den gelben Mittelstreifen auf dem zweispurigen Highway im Auge zu behalten.
»Hast du Kondome dabei?«, fragte sie.
»Äh …«
»Ist schon gut. Ich habe welche. Aber in Zukunft ist es deine Aufgabe, immer welche mitzubringen, okay?«
»Okay«, entgegnete er. Davis hätte zu allem Ja und Amen gesagt, nicht zuletzt wegen dem in Zukunft , was auf eine Fortsetzung ihrer sexuellen Abenteuer hoffen ließ.
»Da vorn rechts rein«, wies sie ihn an. »Ich weiß nicht, wie der Laden heißt, aber auf dem Schild ist ein Waschbär drauf.«
Er kannte das Motel: ein heruntergewirtschafteter Laden, den es schon gab, seit er denken konnte, wahrscheinlich sogar schon vor seiner Geburt. Er war unzählige Male daran vorbeigefahren, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Nicht einmal in seinen wildesten Träumen hätte er sich ausgemalt, dass er eines Tages mit Lisa Arnold hier landen würde – dem Mädchen, von dem die ganze Merritt Highschool wusste, dass sie sich bereitwillig flachlegen ließ.
Er hielt vor dem hell erleuchteten Büro an, über dessen Eingang ein rotes »Zimmer frei«-Schild blinkte. Wahrscheinlich würde die Miete seinen gesamten Wochenlohn auffressen, den er sich mit Rasenmähen verdient hatte. Aber notfalls würde er sogar zwei Wochenlöhne springen lassen, wenn er sie nur ein einziges Mal flachlegen könnte. Jungs, die es schon mal mit ihr getrieben hatten, meinten, ein Blowjob gehöre bei ihr zum Standardprogramm. Andererseits hatte sie unbedingt hierherkommen wollen, deshalb hatte sie vielleicht mehr im Sinn als das Übliche. Allein beim Gedanken daran wurde ihm ganz schwummrig.
»Kannst du damit überhaupt gehen?«, fragte sie und stupste spielerisch seine Erektion an, worauf er ein Stöhnen von sich gab. Wenn er zu früh käme, wäre das die Blamage des Jahrhunderts. Er würde vor Peinlichkeit sterben, und dann würde er sie umbringen, weil sie es vergeigt hatte. Sie kicherte beim Anblick seiner unbehaglichen Miene. »Wohl nicht. Los, gib mir vierzig Mäuse.«
Sie ließ ihn los. Er stemmte sich mit den Füßen am Bodenblech ab, hob die Hüfte an, um seine Brieftasche aus der Gesäßtasche seiner Jeans zu zerren, und zog zwei Zwanziger heraus. Sie nahm sie ihm aus der Hand und stieg mit einem aufreizenden Grinsen über die Schulter aus dem Wagen. Beim Anblick ihres Hinterns, den ihr Jeansrock nur knapp bedeckte, ganz zu schweigen von ihrem Tanga, stöhnte er vor Lust.
Hinter der Rezeption saß eine fette Frau mit strähnigem grauem Haar und einem Tattoo, das nahezu die gesamte Fläche ihres schwabbligen Arms bedeckte. Sichtlich verdrossen, weil sie aus ihrer Lektüre einer Zeitschrift gerissen worden war, riss sie Lisa die beiden Zwanziger aus der Hand und knallte einen Zimmerschlüssel auf den Tresen. Das Ganze dauerte nicht einmal fünfzehn Sekunden.
Davis war heilfroh, dass Lisa kein Anmeldeformular oder so was ausfüllen musste. Das hätte ihn zwar nicht davon abgehalten, eine Nummer mit ihr zu schieben, aber es war ihm lieber, wenn seine Eltern nichts davon erfuhren. Lisa war genau die Sorte Mädchen, vor der ihn sein Vater – und im Zuge einer besonders peinlichen Unterredung auch seine Mutter – eindringlich gewarnt hatte.
Als Lisa wieder einstieg, rutschte ihr Rock über ihre Schenkel und gestattete ihm einen Blick auf das Paradies, das ihn gleich erwartete. Augenblicklich waren sämtliche elterliche Vorträge über Vernunft und Anstand vergessen, ihre Warnungen vor tödlichen Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften, die all seine Pläne für ein Baseball-Collegestipendium und sein gesamtes Leben jäh zerstört hätten.
»Alles klar«, sagte sie. »Nummer acht. Ganz hinten am Ende.«
Etwas sagte ihm, dass sie nicht zum ersten Mal hier war.
Vor der Tür mit der Nummer acht hielt er an. Lisa stieg aus. Davis folgte ihr, während er sich fragte, ob er vielleicht lieber den Wagen hinter dem Haus abstellen sollte, wo man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte. Aber seine Eltern waren zu einem Kartenabend zu Freunden gefahren, außerdem lebten sie am anderen Ende der Stadt, deshalb würden sie auf dem Heimweg garantiert nicht hier vorbeikommen.
Noch immer die Finger um seinen Jeansbund gekrallt, stolperte er Lisa hinterher, die an der Tür auf ihn wartete. Sie drückte ihm den Schlüssel in die Hand. »Los, sei ein Gentleman.«
»Ja, Ma’am.« Er nahm den Schlüssel entgegen und versuchte mehrmals vergeblich, ihn ins Schlüsselloch zu
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