Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
wenn ich einmal mit ihm ausgehe, hört er vielleicht auf, mir ständig in den Ohren zu liegen. Und die Party schien ein sichereres Umfeld zu sein, als allein mit ihm in ein Restaurant zu gehen. Dort wären wir wenigstens nie allein, es wären immer Leute um uns herum. Und ich habe unter der Bedingung zugesagt, dass wir uns erst dort treffen. Ich bin allein hingefahren und auch allein wieder nach Hause. Was ich über seinen Wagen gesagt habe, ist wahr, Deputy. Ich bin nie mit ihm irgendwo hingefahren.«
»Und die Party?«
»Oren hat dafür gesorgt, dass alle wissen, dass wir zusammen da sind. Er ist mir den ganzen Abend nicht von der Seite gewichen, sondern hat wie eine Klette an mir gehangen und mich behandelt, als wären wir ganz dicke. Und er hat mich ständig angefasst. Allein wenn ich daran denke, wird mir schlecht. Ich habe seine Zudringlichkeit über mich ergehen lassen, in der Hoffnung, dass er, wenn er einmal damit prahlen kann, mit mir ausgegangen zu sein, endlich zufrieden ist und verschwindet. Aber das ist nicht passiert.«
Sie hielt inne und starrte einen Moment lang ins Leere, ehe sie den Blick wieder auf den Deputy richtete. »Am letzten Tag vor Weihnachten hat Oren seine Kündigung erhalten. Er ist zu mir gekommen, um sich trösten zu lassen, als wäre ich seine Partnerin, seine Freundin oder seine Geliebte.« Wieder hielt sie inne und sah die drei an. »Da hat es angefangen, das Stalking.«
Sie wandte sich an Dodge, offenbar fest entschlossen, alle wunden Punkte auf einmal auszumerzen. »Amanda Lofland hat Ihnen während Ihres Tête-à-Têtes von mir und Ben erzählt, stimmt’s?«
Dodge nickte unglücklich.
»Es gab eine Zeit, als Ben und ich mehr als Kollegen waren«, sagte sie, wieder an den Deputy gewandt. Doch er zeigte keinerlei Reaktion. »Aber das scheint Sie nicht zu überraschen.«
Er nickte flüchtig. »Mrs Lofland hat mich heute Nachmittag angerufen. Sie meinte, ich sollte vielleicht wissen, dass Sie zusammen mit Oren Starks bei der Weihnachtsparty waren und früher mal ein Verhältnis mit ihrem Ehemann hatten.«
»Zu einem Zeitpunkt, als sie noch nicht mit ihm verheiratet war«, erklärte Berry scharf. »Und bis zum heutigen Tag war mir nicht klar, dass Amanda etwas davon wusste. Jedenfalls ist das Schnee von gestern und hat keinerlei Bedeutung, schon gar nicht für das, was gestern Abend vorgefallen ist.« Sie löste ihre Finger von der Stuhllehne und begann im Raum auf und ab zu gehen.
»Ben und ich haben eines Abends länger gearbeitet und sind danach noch etwas trinken gegangen. Es war, als müssten wir beide Dampf ablassen, und eins führte zum anderen. Die Tatsache, dass wir Kollegen waren und uns jeden Tag im Büro sahen, machte das Ganze noch ein bisschen pikanter. Aber wenig später reichte der Reiz des Verbotenen nicht mehr, um die Sache weiterlaufen zu lassen. Wir wollten nicht, dass eine Pseudoromanze unsere gute Kollegenbeziehung zunichte machte, und uns ist bewusst geworden, wie idiotisch es wäre, unser Verhältnis aufrechtzuerhalten, obwohl keiner von uns richtig verliebt war. Also haben wir uns darauf geeinigt, einfach wieder das zu sein, was wir vorher gewesen waren – gute Freunde und Kollegen. Die Affäre dauerte nicht mal einen Monat. Damals kannte er Amanda noch nicht. Und als er sie kennengelernt hat, war ich eine der Ersten, der er von dieser ›Wahnsinnsfrau‹ erzählt hat. Und als sie sich verlobt haben, habe ich eine Party für sie geschmissen. Du erinnerst dich doch bestimmt noch daran, Mutter.«
»Du hast den Raum im Country Club gemietet.«
Berry nickte und sah Ski an. »Das ist alles. Das große, schmutzige Geheimnis. Bis zu dieser hässlichen Szene im Krankenhaus war Amanda immer sehr nett zu mir. Vielleicht ist sie ja aus Angst und Sorge um Bens Zustand so ausgeflippt. Vielleicht war ihr Ausbruch die verzögerte Reaktion auf das Trauma, das sie erlitten hat, weil er angeschossen wurde.«
Sie hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Keine Ahnung, wann Ben ihr von uns erzählt hat, ob vor oder nach ihrer Hochzeit oder sogar erst heute Morgen, als er im Aufwachraum zu sich gekommen ist. Vielleicht ging ihm da auf, dass er angeschossen worden war, und das, während er lediglich in Unterhosen in meinem Haus herumlief. Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Sie hielt inne.
»Allerdings weiß ich, dass meine gemeinsame Zeit mit Ben sehr kurz und ohne jede Bedeutung war. Seit dem Ende unserer Affäre lief nie wieder etwas zwischen uns, und schon
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