Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Zeit hinausgelaufen: Die Feindseligkeiten zwischen ihnen waren lediglich ein Abwehrmechanismus gewesen, mit dem sie beide vergeblich versucht hatten zu leugnen, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlten. Genau darum war es vom ersten Moment an gegangen.
Er schlang den Arm um ihre Taille und legte seine andere Hand auf ihr Hinterteil. Schließlich umfasste er es mit beiden Händen und zog sie hoch, bis sie auf den Zehenspitzen stand und sein Unterleib perfekt in die kleine Kuhle zwischen ihren Schenkeln passte. Und, oh Gott, er war so hart, so stark, und es fühlte sich so wunderbar an. Augenblicklich spürte sie, wie ein warmes Verlangen ihren Körper durchströmte, und als sie die Hüften noch ein wenig fester gegen ihn presste, drang ein Stöhnen aus seiner Kehle.
Ihr Kuss wurde noch leidenschaftlicher. Es war die Art von Kuss, wie man ihn nur einmal im Leben erleben durfte. Wenn man Glück hatte. Ein Kuss, der sich über jede Regel hinwegsetzt und jeden bewussten Gedanken verbannt, ein Kuss, der nichts als puren Sex verheißt. Ein Kuss, der einem das Gefühl verleiht, lebendig zu sein, vom Schicksal begünstigt. Ein Kuss, der so viel aussagte wie: Wenn ich dich nicht sofort vögle, sterbe ich .
Vielleicht würde er ja genau das tun.
Vielleicht würde sie es tun.
Vielleicht würden sie beide es tun.
Hätten sie nicht in diesem Augenblick den Wagen in der Einfahrt gehört.
Der Motor erstarb. Türen wurden geöffnet und wieder zugeschlagen. Abrupt ließen sie voneinander ab und wichen zurück. Wahrscheinlich sollte sie ihr T-Shirt zurechtzupfen und sich das Haar aus dem Gesicht streichen. Doch ihr blieb keine Zeit mehr dafür, da Caroline und Dodge bereits zur Tür hereinkamen.
Caroline betrat die Küche und blieb unvermittelt stehen. Die Worte erstarben auf ihren Lippen. Ihr Blick schweifte zwischen den beiden hin und her.
Dodge, der nicht damit gerechnet hatte, dass sie stehen bleiben würde, prallte von hinten gegen sie, worauf sie um ein Haar die Einkaufstüte in der Hand fallen gelassen hätte. Offenbar spürte auch er die gespannte Atmosphäre im Raum, denn er blickte ebenfalls zwischen Ski und Berry hin und her.
Caroline, stets die Meisterin der Diplomatie, ignorierte die verlegene Anspannung. »Wir sind noch kurz im Supermarkt vorbeigefahren und haben ein paar Sachen fürs Frühstück eingekauft. Ich hoffe, Sie leisten uns Gesellschaft, Ski.«
»Das würde ich gern, aber leider kann ich nicht.«
Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick schob er sich an ihnen vorbei und ging hinaus.
Caroline und Dodge drehten sich um und blickten ihm überrascht nach, ehe sie sich wieder Berry zuwandten. Beiden stand das Fragezeichen gewissermaßen auf der Stirn.
Berry wandte sich ab und ging zur Tür. »Ich habe keinen Hunger.«
14
Houston, Texas, 1978
D er Mord an dem Wachmann der Bank war tagelang die Schlagzeile Nummer eins in der Stadt, und sämtliche Medien sprangen auf den Zug auf. Das Opfer der grauenhaften Bluttat war gerade einmal vierundzwanzig Jahre alt gewesen. Der junge Mann hatte bereits blutend und tödlich verwundet am Boden gelegen, doch der Bankräuber war vor ihn getreten, hatte gezielt und ihm in den Kopf geschossen, ehe er mit der Beute unter dem Arm geflüchtet war.
Der Wachmann, der wenige Wochen später seine Highschool-Jugendliebe hätte heiraten sollen, würde nun in dem Anzug begraben werden, den er bei der Trauung hätte tragen sollen. Seine Verlobte und seine Eltern waren untröstlich, und es brach einem das Herz, ihnen zuzuhören, wenn sie vor der Kamera über ihren Verlust sprachen. Ehemalige Lehrer bezeichneten ihn als einen der talentiertesten Schüler, den sie in ihrer Laufbahn hatten unterrichten dürfen. Sein Gruppenleiter bei den Pfadfindern lobte sein Engagement und seinen respektvollen Umgang mit anderen. In der Kirche seiner Pfarrei fand ein Gedenkgottesdienst statt, bei dem keiner der zahllosen Anwesenden die Tränen zurückhalten konnte.
Die Kompetenz all jener, die den Bankräuber und nun auch kaltblütigen Mörder jagten, wurde von der Presse ebenso infrage gestellt wie von Stadtvätern sämtlicher Couleur, die um ihre Wiederwahl fürchteten, und von allerlei Miesmachern. Die erschienen auf der Bildfläche, wann immer sich die Gelegenheit bot, gegen die Houstoner Polizei zu stänkern.
Die Negativberichte der Medien drückten gewaltig auf die Stimmung des Spezialtrupps. Statt die Männer in ihrer Entschlossenheit zu bestärken, mit vereinten Kräften Jagd
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