Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
verbrannte.
Die Zunge, die gerade eben noch Berry Malones Mundhöhle erkundet hatte.
Die Arbeit an dem Fall würde als eine Art Stoßdämpfer auf seine erotischen Fantasien wirken. Er bezweifelte zwar, dass sie sich gänzlich vertreiben ließen, doch die Jagd auf Oren Starks würde zumindest verhindern, dass sie die Oberhand gewannen, so wie vorhin in Caroline Kings Haus.
Außerdem war es geradezu beschämend egoistisch, an so etwas zu denken, solange sich der Mörder des Coldare-Jungen noch auf freiem Fuß befand.
Er schlug den Weg zum Motel ein, um sich die Besitzerin ein weiteres Mal vorzuknöpfen, und wählte währenddessen die Festnetznummer von Sheriff Drummond. Mrs Drummond ging an den Apparat. Der Sheriff stehe gerade unter der Dusche, sie würde ihm aber ausrichten, dass Ski angerufen habe, versprach sie.
Als Nächstes rief er auf dem Revier an. Andy hatte Dienst. Ski erzählte ihm, wohin er fahren würde, und bat darum, sofort informiert zu werden, sobald sich etwas Neues ergab.
Gerade als er den letzten Schluck Kaffee getrunken hatte, läutete sein Handy. »Guten Morgen, Sheriff Drummond«, sagte er, ohne auf das Display zu sehen.
»Nein, hier ist nicht der Sheriff, Ski, sondern Stevens. Ich habe den Wagen gefunden.«
In der Ferne ragte bereits das Motelschild mit dem Waschbärlogo empor, trotzdem legte Ski sofort eine 180-Grad-Wende hin, die seine Reifen quietschen ließ. Er war fünf Meilen von der Stelle entfernt, wo Deputy Stevens den dunkelbraunen Toyota entdeckt hatte. Ski schaltete das Blaulicht an und drückte aufs Gas. Es war Sonntagmorgen, deshalb herrschte nicht allzu viel Verkehr. Nach wenigen Minuten erreichte er sein Ziel.
Der Deputy stand auf der Fahrerseite des Toyota. »Sind Sie sicher, dass sich nirgendwo Fußspuren finden?«, rief er, während er aus dem Wagen stieg.
»Zumindest nicht auf dieser Seite, sonst würde ich wohl kaum hier stehen.«
Der Deputy hatte fünfzehn Dienstjahre mehr auf dem Buckel als Ski, aber offenbar hatte er es ihm nicht krummgenommen, als Ski ihn am Telefon mehrfach angewiesen hatte, bloß keine Spuren oder sonstiges belastendes Beweismaterial zu zerstören.
»Ich wünschte, ich hätte melden können, dass ich ihn schlafend hinterm Steuer vorgefunden habe«, erklärte Stevens, als Ski zu ihm trat.
»Ich auch.«
»Den elenden Dreckskerl hätte ich mir gern vorgeknöpft.«
»Nummer ziehen und hinten anstellen.«
Ski stützte die Hände auf die Knie, ging in die Hocke und spähte durchs Fahrerfenster. Weder auf den Sitzen noch im Fußraum war etwas zu sehen. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Starks hatte also nicht geplant, noch einmal zurückzukommen.
»Wie um alles in der Welt soll er ausgestiegen sein, ohne einen Fußabdruck zu hinterlassen?
»Andere Seite«, sagte Stevens nur.
Ski trat um die Motorhaube herum auf die Beifahrerseite, um nichts von den Reifenspuren zu zerstören, die der Wagen im weichen Boden am Straßenrand hinterlassen hatte. Auch Stevens war klug genug gewesen, nicht hineinzutreten, als er aus seinem Streifenwagen gestiegen war. Sie würden sie später mit den Abdrücken vergleichen, die sie in der Nähe von Caroline Kings Haus und dem Motel gefunden hatten.
Ski betrachtete die Spuren. Starks hatte beim Aussteigen einen vollständigen Abdruck mit dem rechten Fuß hinterlassen, gefolgt von einem vollständigen, etwas tieferen und deutlicheren seines linken Fußes und einem zweiten rechten Teilabdruck an der Stelle, wo er ins hohe Gras getreten war.
Danach wurde es schwierig. Es gab diverse Richtungen, die er eingeschlagen haben könnte. Er konnte überall sein. Vor ihnen befand sich ein offenes, etwa fünfzig Meter breites Feld, das sich in beide Richtungen erstreckte, so weit das Auge reichte.
Jenseits der Bahngleise befand sich ein ähnliches Areal, an das sich ein Industriegebiet mit etlichen Lagerhäusern, einer Spedition, einer Vertriebszentrale für Papier und einer Fabrik für Arbeitshandschuhe am äußeren Zipfel der Innenstadt von Merritt anschloss.
Noch ernüchternder war der Anblick der verwaisten Fabrikationsstätten bankrotter Firmen – eine ganze Reihe mehrgeschossiger Hallen und Gebäude in unterschiedlichen Stadien des Verfalls, die massenhaft Möglichkeiten boten, sich zu verstecken. Hinter dem Industriegebiet befanden sich der Campus einer Mittelschule und ein öffentlicher Park mit einem städtischen Schwimmbad und Sportplätzen, die für Fußball- und Baseballspiele genutzt wurden.
Auf
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