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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Arbeitsvertrag mit der Unterschrift des neuen Chefs. Wenn er sich gleich am Anfang auf ein Wettpissen mit Denny Hicks einlassen musste, dann wollte er wenigstens bürokratisch gerüstet sein. Anschließend ging er zur Waffenkammer und unterschrieb für eine schöne neue Glock direkt aus der Schachtel. Gooch sah auf die Uhr. Er hatte fast eine wertvolle halbe Stunde verbraten. Aber er wollte auch nicht, dass ihn irgendein Zeuge wegjagte, bloß weil er keine Marke oder keinen Ausweis hatte. Als er zurück zur Mordkommission kam, hing Hicks am Telefon. Gooch sah wieder auf die Uhr. Hicks jammerte absichtlich noch ein wenig über sein Golfspiel letztes Wochenende, während Gooch vor seinem Schreibtisch wartete. Schließlich legte Hicks auf.
    »Setzen Sie sich«, sagte Major Hicks.
    Gooch setzte sich. Hicks starrte ihn eine Weile an, er kaute entschlossen auf seinem Kaugummi herum.
    Schließlich sagte Hicks: »Ich weiß nicht, was für einen Scheiß Sie da angerichtet haben, aber der Bürgermeister will Sie zurück. Wir haben keinen Platz für Sie, und wir brauchen Sie auch nicht. Aber wir kriegen das schon hin. Sie haben einen vorläufigen Schreibtisch draußen. Im Augenblick haben Sie ein Budget von null Dollar, keinen Computer, gar nichts. Wir werden ja sehen, ob wir irgendwo was für Sie lockermachen können. Irgendwann. Aber im Augenblick? Wenn Sie glauben, dass Sie irgendjemand von meinen anderen Mitarbeitern unterstützen wird bei diesem merkwürdigen Ding, das Sie da für den Bürgermeister drehen – hey, das können Sie vergessen.«
    »Haben Sie noch was Wichtiges zu sagen?«, sagte Gooch. »Ich habe nämlich zu tun.«
    Hicks zuckte mit den Schultern. »Hey, gehen Sie Ihr Gehalt verdienen … Detective. « Hicks genoss die Anrede, es gefiel ihm, dass Gooch zwei Ränge tiefer gerutscht war.

12
    Irgendwas nagte an MeChelles Aufmerksamkeit. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort hätte sie es nicht bemerkt.
    Aber hier? Mit zugeklebten Augen? Nein, sie konnte es fühlen.
    Bloß … was war es?
    Sie schnupperte. Da war noch was im Raum. Abgesehen vom Thunfisch und den Kartoffelchips. Etwas anderes als der Geruch nach frischem Zement und neuem Teppich.
    Es war ein süßer Duft. Lufterfrischer?
    Sie konnte es nicht genau sagen.
    Sie kippte die Kiste mit Hinweisen wieder auf dem Tisch aus und ging sie noch einmal durch. Der Papierstapel? Sie konnte es nicht lesen. Der Hase? Ja, sie wussten jetzt, was der Hase sollte. Das kleine Männchen in der Plastikkiste? Keine Ahnung. Der Pappstreifen? Brachte sie auch nicht weiter. Ebenso wenig wie der Teller.
    Auf der anderen Seite des Zimmers hörte sie ein Quietschen.
    Sie zuckte zusammen. In einem normalen Haus, zu einem normalen Zeitpunkt wäre es ihr nie aufgefallen. Das Haus setzte sich, der Boden quietschte. Aber hier war jedes kleinste Geräusch wie ein Pistolenschuss.
    Sie erstarrte und spitzte die Ohren.
    Tick. Tick. Tick.
    Nichts.
    Sie wandte sich wieder den Hinweisen zu. Der vierte Gegenstand war ein kreisförmiger Streifen aus Pappe oder Plastik. Es schien nichts Besonderes an ihm zu sein. Sie zog vorsichtig daran und die Enden fluppten auseinander. Es gab kleine Schlitze am Ende des Streifens, sodass man sie zusammenhaken konnte.
    Der Streifen war etwa drei Zentimeter breit und dreißig oder vierzig Zentimeter lang.
    Was übersehe ich?, fragte sie sich.
    Sie roch an den Gegenständen. Der Hase roch nach Zigarettenrauch. Okay, falls der Hase vor Kurzem noch beim Mörder gewesen war, dann war der Mörder Raucher. Aber wenn nicht, dann rauchte derjenige, der sie in dieses Zimmer gesteckt hatte.
    Die anderen Gegenstände hatten keinen eigenen Geruch.
    Aber als sie sich auf den Geruch konzentrierte, schnupperte sie auch die Luft um sich herum. Was war das für ein Duft? Ein Duft wie …?
    Wieder quietschte es leise.
    Und wieder zuckte MeChelle zusammen.
    Dann wurde ihr klar, was es war. Deodorant. Aber nicht ihre Marke. Das von jemand anders. Die kleinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf.
    Da war noch jemand im Zimmer. Und zwar die ganze Zeit schon.

13
    Hör zu. Pass auf. Halt den Mund«, sagte Gooch, als er und Cody Floss vor dem Stadthaus in der Innenstadt Decaturs hielten. Es war eines dieser überteuerten Möchtegern-Lofts – draußen uralte Ziegelsteine, die wahrscheinlich vom Abriss einer Textilmühle stammten – drinnen alles neu, im Erdgeschoss ein Parkhaus.
    Der Junge nickte ernst.
    Ein Schild verkündete, dass man ohne Zugangsberechtigungskarte

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