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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Accords und Volvos, alles war ganz normal, außer den beiden Schrottautos mitten auf dem gepflegten grünen Rasen, in dem jetzt braune Streifen klafften, wo die Reifen gegriffen hatten.
    Der blaue Truck stand etwa zehn, zwölf Meter entfernt. Zwischen ihnen nichts außer dem Stamm eines stattlichen alten Eichenbaums. Gooch konnte das Nummernschild sehen: JSE 4711.
    Keine Deckung zwanzig Meter weit in jeder Richtung.
    Und Meredith? Meredith war weg. Er wusste, was er tat: seine Füße steckten hinter dem Vorderrad seines Trucks, sein Körper wurde geschützt durch den Motorblock. Gooch schoss und versuchte, ihn in die Enge zu treiben; er traf den Truck, duckte sich dann hinter seinen eigenen Motorblock.
    Zwei Schüsse noch: einer im Magazin, einer im Lauf.
    Zeit für einen schnellen Wechsel. Man opferte einen Schuss im Magazin für die siebzehn im nächsten. Gooch hatte das eine Million Mal geübt. Magazin aus der Pistole auswerfen, Ziel im Auge behalten, Magazin aus dem Gürtel nehmen, blindlings einsetzen.
    Das leere Magazin war noch nicht auf den Boden gefallen, als seine Hand schon auf seinem Gürtel landete.
    Bloß … waren seine Ersatzmagazine verschwunden!
    Bei dem Überschlag mussten sie von seinem Gürtel abgerissen sein. Er beugte sich langsam zu Boden, ohne den Blick von dem blauen Ford zu lösen, und tastete nach dem Magazin, das er gerade geopfert hatte. Er konnte es nicht finden.
    »Du kannst genauso gut aufgeben«, rief Gooch. »Ich kann besser schießen als du und bin besser ausgerüstet. Außerdem sind wahrscheinlich schon eine Million Bullen hierher unterwegs.«
    Vincent Meredith antwortete, indem er hinter seinem Truck auftauchte. Er hielt eine MP5 in der Hand. Wahrscheinlich die beste Maschinenpistole der Welt.
    »So viel zum Thema ›besser bewaffnet‹, hm?«, blökte Meredith.
    Gooch ging in Deckung und hörte, wie die Kugeln in der Motorhaube einschlugen – jetzt stand die MP auf Automatik. Er schaute zu Boden, suchte nach dem Magazin. Es war nicht zu finden! Musste unter den Wagen gerutscht sein.
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Gooch. »Ich glaube, Sie haben mich mit jemand verwechselt.«
    Meredith schoss erneut.
    »Okay, okay!«, rief Gooch. »Sie waren das also, ja? Sie haben die Frau damals umgebracht? Bolligrew?«
    Gooch spielte auf Zeit. Wenn er noch ein paar Minuten durchhielt, würde Verstärkung kommen. Er hatte sie nicht angefordert – dafür war keine Zeit gewesen. Aber mittlerweile stauten sich die Wagen in beide Richtungen, und die Leute versuchten panisch zu wenden, um nicht erschossen zu werden. Inzwischen hatten bestimmt dreißig von ihnen schon 911 gewählt.
    Raymondos Oberkörper schob sich aus dem Beifahrerfenster. »Helfen Sie mir!«, rief er. »Helfen Sie mir, Walter rauszuholen. Irgendwas stimmt nicht mit seinem Arm!«
    Was sollte Gooch sagen? Im Moment waren Walter und Raymondo auf sich allein gestellt. »Komm erst mal selber raus«, zischte Gooch. »Walter holen wir gleich.«
    »Aber dann wird er erschossen!«
    »Du hilfst ihm nicht, wenn du dich auch erschießen lässt.«
    Meredith nahm den Wagen erneut ins Visier. Glücklicherweise konzentrierte er sich darauf, Gooch’ Kopf unten zu halten. Ansonsten hätte er Raymondo schon längst erwischt. Und Walter auch.
    Gooch konnte jetzt hören, wie Meredith sich bewegte, er lief auf den Wagen zu und schoss dabei. Gooch konnte ihn nicht sehen, aber er war ziemlich sicher zu wissen, wo Meredith hinwollte. Am Straßenrand stand eine große Eiche. Sie sah aus, als wäre sie mindestens hundert Jahre alt. Ein riesiger Stamm, die perfekte Deckung.
    Die Schritte stoppten. Gooch schaute über den umgekippten Wagen hinweg.
    Meredith war nicht zu sehen. Er steckte ganz sicher hinter dem Baumstamm.
    In der Ferne konnte Gooch eine Sirene hören. Hoch, dünn, kaum wahrzunehmen. Eine Meile weit weg, vielleicht zwei. Auf diesen Straßen, um diese Tageszeit? Noch bestimmt über eine Minute.
    Gooch wusste, dass Meredith es auch hören würde. Wenn er in Meredith’ Schuhen steckte, dann wüsste Gooch genau, was er tun würde: hinter dem Baum das Magazin wechseln, dann auf den Wagen losgehen, Gooch mithilfe des Maschinengewehrs in die Enge treiben und schließlich umlegen, wenn er sich aufrichtete, um sich zu verteidigen.
    Was hieß, dass Gooch seinerseits angreifen musste.
    Er kam aus der Deckung heraus und ging über den Rasen. Wenn er rannte, würde Meredith ihn hören, hervorkommen und schießen. Wenn er langsam ging, würde

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