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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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heißen?«
    »Eingebaute Kamera. Ich habe die ganze Geschichte auf Video.«
    Gooch zog eine Augenbraue hoch, dann stieg er auf den Fahrersitz des Trucks des Toten. Ein Video von Vincent Meredith zu haben war tatsächlich eine klasse Sache. Der Junge dachte mit, keine Frage. Es war nicht wirklich ein Geständnis, aber ziemlich nah dran. Sie brauchten jetzt nur noch eine Mordwaffe, dann hatten sie genug für eine Festnahme. Aber ihm blieb nicht genug Zeit, sich den Arm zu verrenken, um dem Jungen auf die Schulter zu klopfen. »Tja, meine Güte, lösch das nicht«, grummelte Gooch. Die Schlüssel steckten immer noch im Zündschloss des blauen Fords. Er ließ den Motor an. »In dreißig Sekunden sind hier zahllose Polizisten. Ich hau in diesem Truck ab. Ihr müsst alle hierbleiben und erklären, was passiert ist.«
    »Aber …«
    »Was auch immer du tust, gib niemandem das Video. Steck das Ding einfach in deine Tasche und verlier es nicht, okay?«
    Raymondo starrte ihn weiterhin an.
    »Was ist?«, wollte Gooch wissen.
    Raymondo deutete auf die eine Seite seines Oberkörpers. »Sir? Augenblick. Sie wurden angeschossen, oder?«
    »Was du nicht sagst«, bemerkte Gooch.
    Dann fuhr er langsam vom Rasen herunter.
    »Warten Sie! Warten Sie!«, rief der Junge. »Glauben Sie nicht, es wäre besser, wenn jemand …«
    Gooch fuhr davon, er sah den jungen Mann im Rückspiegel kleiner werden.
    Dann griff er nach seinem Handy und wählte MeChelles Nummer.

56
    MeChelle nahm den Hörer ab, kaum dass es klingelte. »Ich hab’s! Ich hab’s!«, rief sie in den Hörer.
    »Was hast du?«, kam Hanks Stimme zurück. Keine Statik, keine Probleme, die Leitung war erstklassig.
    »Ich glaube, ich weiß, wo die Mordwaffe ist!«
    Gooch grunzte.
    »Der letzte Hinweis. Das ist ein Klohäuschen. Weißt du, diese kleinen Scherz-Geschenke – man macht die Tür auf und der kleine Hillbilly in dem Klohäuschen pisst einen an. Das ist es. Es hat mich bloß nie angepisst.«
    »Es hat dich nie angepisst?«
    »Das Scheißteil muss kaputt sein. Sonst hätte ich es gleich kapiert.«
    Gooch grunzte wieder. MeChelle hatte das Gefühl, als stimmte etwas nicht mit ihm.
    »Hank? Alles okay?«
    Hank antwortete nicht.
    »Hank?«
    »Alles bestens.«
    Er klang aber gar nicht bestens. Seine Stimme klang überraschend schwach.
    »Was ist los, Hank?«
    »Ich hab den Killer gefunden. Oder genauer gesagt, er hat mich gefunden.« Es folgte eine kurze Pause. »Ein Typ namens Vincent Meredith. Joe Priest hat ihn engagiert.«
    »Hast du ihn in Gewahrsam?«
    »Er ist …«
    Die Leitung setzte eine Sekunde aus.
    »Was?«, fragte sie.
    »Ich habe gesagt, er ist tot. Dieser Meredith ist tot. Aber vorher hat er wenigstens noch gestanden.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe ihn erschossen.«
    Es klickte, dann nichts mehr.
    »Hank? Hank?«
    Aber sie wusste, dass das Telefon nach der erlaubten Zeit abgeschaltet hatte. Eine Minute pro Anruf ließ einen nicht viel besprechen.
    Nach einer Ewigkeit – obwohl es wahrscheinlich keine dreißig Sekunden waren – klingelte das Telefon wieder.
    »Okay, okay«, sagte sie. Sie redete, kaum dass sie den Hörer abgenommen hatte. »Hör mal, liegt auf dem Grundstück dieses Typen ein Klohäuschen? Oder eine alte Scheune? Irgend so was?«
    »Ich fahre gerade bei ihm auf den Hof. Soweit ich weiß, hat er die letzten zwanzig Jahre hier gewohnt. Wenn er sie weggeschmissen hat, damals, als er Kathleen …«
    Plötzlich war seine Stimme nicht mehr zu hören. Setzte das Telefon wieder aus? Nein, sie konnte etwas hören. Motorgeräusche, vermutete sie.
    »Hank?«
    Gooch gab ein eigenartiges Geräusch von sich. Wie ein Stöhnen.
    »Hank? Alles in Ordnung?«
    »Ich bin bei diesem Vincent Meredith zu Hause. Aber … ich kann nichts finden.«
    »Ein Schuppen? Ein leerer Platz, wo vielleicht irgendein Klo-haus gestanden hat?«
    Das Geräusch eines Aufschlags drang durch das Telefon.
    Langsam wurde MeChelle unruhig. »Hank, was ist los? «
    »Dieser Meredith hat ein bisschen rumgeschossen, bevor er dran glauben musste«, sagte er.
    »Moment mal, willst du damit sagen, dass du angeschossen bist.«
    Hank grunzte. »Sei vorsichtig«, sagte er. »Priest weiß von uns. Er weiß von dir. Ich glaube, er sucht nach dir. Sei vorbereitet. Tu, was du tun musst.«
    Dann riss das Signal ab. Sie hörte nur noch ein leises Rauschen.
    Plötzlich wurde ihr heiß, als wäre es zehn Grad wärmer im Zimmer geworden. Sie zog ihr Hemd hoch und fächelte sich Luft über die Brust.

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