Blindes Grauen
fragte Gooch. Sie hatten jetzt die Neunhunderter erreicht. Gooch schaute zu den Häusern hinüber. Neundreißig, neunzweiunddreißig …
»Tja«, sagte Walter. »Das ist wohl nicht das Richtige, was?«
Die Stelle, wo das Haus hätte stehen sollen, war ein leeres Grundstück. Ein Haufen Bauschutt und zerbrochene Holzstücke waren am Rande zu einem Haufen zusammengeschoben worden. Das Haus war offensichtlich abgerissen worden. Kein Stück war stehen geblieben – kein Schuppen, kein Häuschen, keine Scheune. Es gab kein Anzeichen eines Kellers, dort, wo das Haus gestanden hatte. Diese alten Hütten hatten sowieso nie Keller.
»Nächstes Haus?«, fragte Gooch.
»Das Nächste ist 808 Wilburn. Etwa zehn Blocks in die Richtung.« Walter deutete nach Süden.
Gooch’ Handy klingelte. Cody Floss.
»Ich hab ihn. JSE 4711, ein blauer Ford F-150. Der Besitzer ist keine Person. Sondern eine Firma namens Astro Engineering.«
»Bleib dran, Cody.« Er wandte sich an Raymondo. »Was kannst du über Astro Engineering rausfinden?«
Raymondo begann auf seinem BlackBerry herumzuhacken.
»Äh, also«, sagte Cody, »die Sache ist die, sie haben das Gefährt gestern als gestohlen gemeldet.«
»Das ist kein Zufall.«
»Da ist noch mehr«, sagte Cody Floss. »Ich habe den Detective angerufen, der die Anzeige aufgenommen hat. Es gibt einen Verdächtigen. Ein Typ namens Vincent Dale Meredith. Wurde vor drei Wochen gefeuert. Das war sein Firmen-Truck. Er hat immer noch die Schlüssel. Vorgestern kam Meredith zu denen ins Büro und beschwerte sich, dass sein letzter Scheck nicht hoch genug gewesen war.«
Gooch konnte es kaum glauben. Das klang ja, als würde der Junge tatsächlich Polizeiarbeit erledigen. Vielleicht würde doch noch etwas aus ihm werden. »Lass ihn durchlaufen.«
»Habe ich gemacht, Sir. Er ist sauber.«
»Hast du eine Adresse für ihn?«
»103 Majestic Court. Geht ab von der LaVista, westlich von Briarcliff. Aber, wie gesagt …«
Gooch legte auf und fuhr in Richtung von Vincent Meredith’ Haus. »Und …?«, fragte Raymondo.
»Was?«, fragte Gooch.
»Was haben Sie erfahren?«
Gooch fuhr und fragte sich, warum er diesen Jungs überhaupt was erzählen sollte. »Ich habe jemand gefunden, der vielleicht mit der Sache zu tun hat«, sagte er schließlich.
»Wie ist sein Name?«
Gooch warf Raymondo einen Blick zu. Der Junge schien zu glauben, dass er ein richtiger Bulle war.
»Kommen Sie, Sir! Wir lassen ihn durchs System laufen!«
»Wir haben gerade in sein Vorstrafenregister geguckt.«
Raymondo verdrehte die Augen. »Alter! Vorstrafen! Kommen Sie, das ist doch gar nichts!«
»Hast du mich gerade ›Alter‹ genannt?«
»Tut mir leid, Sir«, sagte Raymondo. »Ich meine, es gibt Krediteinstufungen, ehemalige Arbeitgeber, Gesundheitszeugnisse – all das Zeug geistert irgendwo da draußen rum.«
»Falls du es noch nicht wusstest, man kann sich nicht einfach ins Internet einwählen und diese Sachen nachschlagen, das ist gegen das Gesetz.«
Raymondo und Walter lachten. Sie schienen Gooch ziemlich lustig zu finden.
»Wo waren Sie denn, Mann? Eine Firma draußen in Norcross hat letztes Jahr Ärger bekommen, weil jemand die Infos über hundertfünfundzwanzigtausend Leute abgezapft hat. Nicht nur die Bankunterlagen. Ich spreche von Gerichtsurteilen, Verpfändungen, Anklagen, Anträgen, Arbeitgebern, Gesundheitszeugnissen, Grundbucheinträgen …«
»Willst du damit sagen, dass du das auch kannst?«
Raymondo warf Walter einen Blick zu. »Fünf Eier, dass ich schneller bin als du.«
»Zehn!«, gab Walter zurück.
»Also gut. Sein Name ist Vincent Meredith«, sagte Gooch.
Raymondo und Walter begannen auf ihren kleinen Computern zu tippen. Na toll, dachte Gooch. Er hatte gewusst, dass es diese Informationen gab. Aber dass man sie ohne Durchsuchungsbefehl bekommen konnte?
Nach zwei Minuten sagte Raymondo: »Gewonnen! Ich bin drin!«
»Alter, bitte!«, sagte Walter. »Ich war schon drin. Ich lasse mir gerade seine ehemaligen Arbeitgeber anzeigen. Da sind sie! Die letzten fünf Jahre war er bei Astro Engineering. Die zwei Jahre davor, Elway Security. Vier Jahre davor, A&M Security. Davor King Alarms und davor …«
»Moment«, sagte Gooch. »Was hast du gerade gesagt?«
»King Alarms.«
»Kannst du mal die King Corporation nachschlagen?«, bat Gooch.
»Okay.« Mehr Getippe.
»Da ist es. King Group. Drei Unterabteilungen. Ermittlungen. Sicherheit. Alarmanlagen. Ein Ansprechpartner für alle
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