Blindes Vertrauen
Frühstücks zurück. Er beobachtete, wie sie vorsichtig davon kostete. Sie kaute, schluckte und begann dann, mit herzhaftem Appetit zu essen.
»Ihre Ranch ist ziemlich abgelegen«, sagte sie zwischen zwei Bissen. »Fühlen Sie sich nicht manchmal einsam?«
»Nein.«
»Oder langweilen Sie sich?«
»Niemals.«
»Vor Ihrem, äh, Rückzug aus der Ãffentlichkeit haben Sie ein sehr bewegtes Leben geführt. Vermissen Sie den aufregenden Alltag in Washington nicht?«
»Wenn ich es täte, würde ich dorthin zurückgehen.«
»Wie verbringen Sie hier Ihre Zeit?«
»Auf jede Art, die mir Spaà macht.«
»Womit verdienen Sie sich Ihren Lebensunterhalt?«
»Ãber Geld redet man nicht, das ist unhöflich.«
»Nun, da kann nichts passieren, denn Sie haben schon festgestellt, daà Reporter unhöflich sind.« Sie zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Ich bin Rancher.«
Diese simple Antwort schien sie zu verblüffen. »Viehzüchter?« Er nickte. »Tatsächlich? Hmmm. Und davon verstehen Sie was?«
»Ich habâs in meiner Jugend gelernt.«
»Wo?«
»Auf der Farm meines Vaters.«
»Das sagt mir nicht viel.«
»Soll es auch nicht, Miss Travis.«
Sie seufzte frustriert. »Sie haben bewiesen, daà Sie verdeckte Kommandounternehmen leiten können, und waren Präsidentenberater. Im Gegensatz dazu stelle ich mir ein Leben als Rancher ziemlich ereignislos vor. Ich kann kaum glauben, daà Ihre neue Tätigkeit Ihnen stimulierend und herausfordernd erscheint.«
»Mir ist egal, was Sie glauben.«
»Sie leben einfach hier drauÃen und reiten den ganzen Tag herum?«
Er machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten.
»Sie kümmern sich wie ein braver kleiner Cowboy nur um Ihre Rinder?«
»Klar. Wenn sieâs brauchen.«
»Und das haben Sie gestern gemacht? Sie waren unterwegs und haben sich um Ihr Vieh gekümmert?«
»Nein. Gestern war ich in Jackson Hole.«
»Von dort bin ich hergekommen. Wir müssen aneinander vorbeigefahren sein.« Sie schob ihren leeren Teller zur Seite. »Das Frühstück war gut. Danke.«
Gray lachte. »Wärâs ein Kuhfladen gewesen, hätten Sie ihn auch gegessen und als köstlich bezeichnet.«
»Wozu sollte ich das tun?«
»Weil Sie etwas von mir wollen. Da Sie mit Sex nicht ans Ziel gekommen sind, versuchen Sie jetzt, mich mit Freundlichkeit einzuwickeln. Ist dieses Geplauder nicht nur ein weiterer Versuch, mich für Sie einzunehmen? Ehrlich, Miss Travis, Ihr erster Annäherungsversuch hat mir besser gefallen.«
»Das war kein Annäherungsversuch. Ich habe Ihnen doch erklärt, daà esâ¦Â«
»Ein Versehen war. Sagen Sie, hüpfen Sie mit jedem Mann, der Ihnen über den Weg läuft, gleich ins Bett?«
»Hören Sieâ¦Â«
»Hat Ihr Daddy Sie nicht geliebt?«
Sie senkte den Kopf, starrte die Tischplatte an und blickte sofort wieder zu ihm auf. »Ich kann es Ihnen nicht verübeln, daà Sie eine so schlechte Meinung von mir haben.«
»Ah, jetzt verwandelt der Kumpel sich in eine reuige Sünderin.«
»Zum Teufel mit Ihnen!« rief sie aus, schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte und sprang auf. »Ich bin bloà ehrlich.«
Er stand ebenfalls auf. »Nein, Miss Travis, Sie sind entweder tapfer oder dumm. Ich weià nur nicht, was von beidem. Jedenfalls habe ich nicht vor, mit Ihnen über mich oder die Merritts zu sprechen. Und mich interessiert auch nicht, was Sie über sie zu erzählen haben.«
»Haben Sie nicht gehört, was ich vorhin über den Tod ihres Kindes gesagt habe?«
»Ich habâs gehört. Ich habâs ignoriert. Und das werde ich auch weiterhin tun.« Er stellte die Teller übereinander, trug sie zum Ausguà und lieà Wasser darüberlaufen.
»Warum ignorieren Sie es?«
»Weil es eine dieser ÃuÃerungen ist, die ihr Reporter in der Hoffnung ausstreut, daà irgendein Idiot anbeiÃt.«
»Trauen Sie mir etwa zu, eine so schwerwiegende Behauptung nur so zum Spaà aufzustellen?«
Er drehte das Wasser ab und wandte sich wieder um. »Klar. Obwohl wir uns erst seit kurzem kennen, habe ich Grund zu der Annahme, daà Sie so ziemlich alles tun würden, um beim ABC Network anzukommen. Warum schlafen Sie nicht mit einem Produzenten, statt mich zu
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