Blindes Vertrauen
eigentlich, daà du nicht schon über Barrie und mich Bescheid weiÃt. Ich dachte, Spence hätte dich über alle pikanten Details informiert. Er war kurz nach ihrem Besuch bei mir auf der Ranch.«
Merritts Lächeln wurde sekundenlang schwächer. Selbst der beste Schauspieler hätte es nicht durchhalten können. »Spence macht gerade Urlaub. Ich habe ihn praktisch dazu zwingen müssen â du weiÃt ja, was für ein Workaholic er ist. Er hat erwähnt, daà er bei dir vorbeischauen wollte, aber ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört. Hat er dir erzählt, wohin er von Wyoming aus wollte?«
»Er hat seine weiteren Reisepläne nicht erwähnt. Aber du
kennst ihn ja: Spence taucht immer dort auf, wo man ihn am wenigsten erwartet. Ich hatte jedenfalls nicht mit seinem Besuch gerechnet.«
Merritt hatte sich an die Hoffnung geklammert, Spencer lebe noch. Jetzt wuÃte er bestimmt, daà diese Hoffnung vergeblich war. Spencer war tot. Gray hatte ihn umgebracht.
Trotzdem kein Grund, sentimental zu reagieren. Er brauchte Spencer ohnehin nicht. Er brauchte niemanden. Andererseits war es immer sehr praktisch gewesen, Spencer um sich zu haben. Männer mit seinen Fähigkeiten, seiner Ergebenheit und seiner blinden, bedingungslosen Loyalität waren selten. Und noch seltener waren Männer, die absolut kein Gewissen besaÃen.
Gray hatte ihn dieses wertvollen Mitarbeiters beraubt und saà jetzt harmlos lächelnd da und rià Witze darüber. Merritt hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen. Aber er verbarg seinen Zorn sorgfältig, um sich nicht selbst zu belasten.
AuÃerdem hatte er keine Lust, seine Energien auf eine Situation zu vergeuden, an der sich nichts ändern lieÃ. Spencer hätte als erster zugestimmt, Trauer sei kontraproduktiv und nur etwas für Schwächlinge.
»Was ich noch fragen wollte ⦠ist die First Lady zufällig da?«
Grays Frage lieà Merritt aus seinen privaten Ãberlegungen hochschrecken. »Ãh, nein, sie ist noch weg.«
»An diesem âºnicht bekanntgegebenen Ortâ¹?«
»Ganz recht«, antwortete Merritt. »Und ich habe versprechen müssen, ihn geheimzuhalten.«
Gray beugte sich nach vorn, stützte seine Ellbogen auf die Oberschenkel und nahm eine Merritt abgeschaute vertrauliche Haltung ein. »David, ich mache mir Sorgen um sie. Ist mit ihr alles in Ordnung? Ich will die Wahrheit hören. Nicht diesen Bockmist, den Neely den Medien vorwirft. Wie geht es Vanessa wirklich? «
»Du willst deiner neuen Bettgefährtin wohl Informationen für einen Exklusivbericht verschaffen?«
»Wenn wir im Bett sind, hat sie bessere Dinge zu tun, als mich zu interviewen.«
»Mit vollem Mund kann sie schlecht reden, was?«
Gray grunzte das Lachen, das diese Bemerkung erforderte. Danach wurde sein schmales, von Falten durchzogenes Gesicht wieder ernst. »Vanessa scheint sich nach dem Tod ihres Babys ziemlich verändert zu haben. Ist sie krank?«
Wenn Merritt die Wahl gehabt hätte, wäre er Gray jetzt an die Kehle gesprungen. Dieser Mann hatte ihm Hörner aufgesetzt. Die Gerüchte um Vanessa und ihn waren dementiert worden, aber nicht rechtzeitig genug.
Wie viele Leute waren zu dem Schluà gekommen, Gray â nicht er â sei der Vater von Vanessas Baby? Wie konnte dieser Dreckskerl es wagen, den Balg ohne den Schimmer einer Entschuldigung in seinen eisblauen Augen zu erwähnen?
Der Präsident der Vereinigten Staaten unterdrückte seinen Zorn durch reine Willenskraft. Wie hätte er erklären sollen, daà Gray im Whirlpool des Gymnastikraums des WeiÃen Hauses ertrunken war? Nicht einmal Spencer hätte sich getraut, das dem Justizminister und der amerikanischen Ãffentlichkeit zu verkaufen.
Er zügelte den mörderischen Impuls, senkte seinen Kopf und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich will ganz ehrlich sein, Gray, sie hat eine schlimme Zeit hinter sich. Sie wirft sich selbst vor, wegen ihrer Krankheit keine perfekte Mutter gewesen zu sein und das Baby nicht vor dem plötzlichen Kindstod bewahrt zu haben.«
»Etwas in dieser Art habe ich befürchtet. Ich habe gehört, daà George Allan sie behandelt. Ist er für einen Fall wie ihren qualifiziert?«
»Oh, durchaus. SchlieÃlich ist er seit vielen Jahren ihr Arzt. Er weià genau, was Vanessa braucht, um möglichst normal zu
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