Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
Minenfeld vor ihm ausbreitete. Und das war Grund genug, sie nicht anzurufen. Wieso sollte er ihr die Konsequenzen seiner Fehler aufbürden?
    Statt seine Frau anzurufen, schluckte er ein Valium.
    Schmutzarbeit dieser Art übertrug David sonst Spencer Martin.
Spencer wäre nicht zittrig gewesen. Spencer hätte kein Valium gebraucht. George fragte sich, was David gegen Spencer in der Hand haben mochte, das ihm solchen blinden Gehorsam sicherte. Oder verhielt sich die Sache in Wirklichkeit umgekehrt? War Spence der Puppenspieler und David seine Marionette? Oder – und das war am wahrscheinlichsten – Spencer brauchte keinen Grund für die Dinge, die er tat.
    Grausamkeit machte ihn erst richtig munter. Nie hatte er geliebt oder war wiedergeliebt worden. Er war nie bei der Geburt eines Kindes dabeigewesen, das er aus Liebe gezeugt hatte. Er hatte nie ein strampelndes Neugeborenes auf dem Arm gehabt und es mit Tränen in den Augen angeblickt. Und er hatte auch nie Schuld oder Reue empfunden.
    George mochte ein Feigling sein, aber er war ein besserer Mensch als Spencer Martin.
    Aber darauf kam es jetzt nicht an. Spencer schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Ohne es direkt zu sagen, hatte David angedeutet, Gray sei für Spencers unerklärliche Abwesenheit verantwortlich. Falls Gray ihn umgebracht hatte, konnte George nur hoffen, daß er den herzlosen Dreckskerl zuvor hatte leiden lassen.
    Gray war clever genug gewesen, um rechtzeitig auszusteigen. George wünschte sich oft, er hätte auch soviel Mut aufgebracht. »Ich hau’ ab«, hatte Gray gesagt – und damit war die Sache für ihn erledigt gewesen. Andererseits hatte Gray auch keine Schlinge um den Hals gehabt.
    Um Georges Hals lag eine, und sie hatte sich eben fester zugezogen.
    Er drückte seinen Nasenrücken zwischen Daumen und Mittelfinger zusammen, bis es weh tat. Dann ließ er die Hand sinken und sah zur Tür seines kleinen, holzgetäfelten Arbeitszimmers hinüber. Selbst wenn er noch eine oder zwei Stunden
sitzen blieb und die Tür anstarrte, würde er die Anweisung des Präsidenten schließlich doch ausführen müssen. Je länger er das hinausschob, desto mehr konnte er darüber nachdenken, und je mehr er darüber nachdachte, desto verächtlicher erschien es ihm.
    Jetzt stand er schwerfällig wie ein Neunzigjähriger auf. Sein Schritt war bleischwer, als er den Raum verließ und den Flur überquerte.
    Die Luft im Krankenzimmer war zum Ersticken.
    Jayne Gaston war eine gewissenhafte Krankenpflegerin. Sie badete ihre Patientin jeden Morgen und wechselte ihre Bettwäsche. Aber ein Krankenzimmer war ein Krankenzimmer, und Krankheit hatte einen bestimmten Geruch.
    Dr. George Allan trat ans Bett. »Wie geht es ihr?«
    Â»Sie schläft jetzt.« Die Krankenschwester warf ihrer Patientin einen mitfühlenden Blick zu.
    George untersuchte Vanessa flüchtig. Er hörte ihre Herztöne ab und las Blutdruck und Temperatur vom Krankenblatt ab, ohne ihr ins Gesicht zu sehen. Zum Glück blieben ihre Augen geschlossen. Er hätte ihr nicht in die Augen blicken können. Er fragte sich, wie er in Zukunft imstande sein sollte, Amanda – oder sich selbst im Spiegel – in die Augen zu sehen.
    Â»Vorhin war sie ganz aufgeregt und hat angefangen zu weinen«, berichtete die Schwester. »Sie hat mich gebeten, sie doch aufstehen zu lassen. Dr. Allan, wenn sie sich kräftig genug fühlt, sehe ich keinen Grund …«
    Â»Danke, Mrs. Gaston.«
    Â»Doktor, Sie wissen natürlich, was für sie am besten ist, aber…«
    Â»Ja, das weiß ich allerdings.« Er warf ihr einen strengen Blick zu. »Ich bin nicht länger bereit, meine Entscheidungen von Ihnen in Frage stellen zu lassen, Mrs. Gaston.«

    Â»Ich habe nur das Wohl der Patientin im Auge.«
    Â»Und ich anscheinend nicht?«
    Â»Doch, natürlich haben Sie das, Doktor. Ich wollte nichts anderes andeuten.« Sie richtete sich etwas auf. »Aber ich bin eine ausgebildete Krankenschwester mit langjähriger Berufserfahrung.«
    Â»Eben deshalb wurden Sie für diese Position ausgewählt. Aber Sie überschreiten Ihre Befugnisse.«
    Â»Mrs. Merritt erhält zu viele Sedativa. Wenn Sie mich fragen…«
    Â»Ich frage Sie aber nicht!« brüllte George.
    Â»Außerdem finde ich ihre Lithiumdosis gefährlich hoch.«
    Â»Sie haben die Laborwerte

Weitere Kostenlose Bücher