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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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vier Jahren, Alan. Ich habe allen Grund zum Feiern.« Er ließ sich mir gegenüber auf einem Stuhl nieder.
    »Ich habe wirklich Grund. In unserem Beruf passiert es nicht allzuoft, daß sich alte Freunde treffen. Behandelt das Department Sie gut?«
    Ich nippte an dem wäßrigen Scotch und stellte das Glas auf das Tischchen neben meinen Stuhl. »Ich hab mit dem Department seit vier Jahren nichts mehr zu tun.« Er hob die Brauen. »Da habe ich aber was anderes gehört.«
    »Vielleicht«, sagte ich, »aber es stimmt nicht. Ich bin ausgetreten, als ich Schweden verließ.« »Ich bin auch nicht mehr dabei«, fuhr Kennikin fort. »Das hier ist mein erster Auftrag seit vier Jahren. Den habe ich Ihnen zu verdanken.«
    Seine Stimme klang gelassen. »Ich habe nicht etwa aus freiem Willen aufgehört, Alan. Man hat mich nach Ashkhabad geschickt, um Papiere zu ordnen. Wissen Sie, wo das liegt?«
    »In Turkistan.«
    »Ja.« Er schlug sich gegen die Brust. »Ich - Vaslav Viktorovich Kennikin - wurde weggeschickt, um an der Grenze nach Rauschgiftschmugglern zu fahnden und um auf einem Schreibtisch in Papieren zu kramen.« »Der Sturz des Mächtigen«, konstatierte ich. »Sie sind also für dieses Unternehmen wieder ausgegraben worden. Bestimmt eine große Freude für Sie.« Er streckte die Beine aus. »O ja. Es hat mich außerordentlich gefreut zu hören, daß Sie hier sind.
    Wissen Sie, ich hab mir mal eingebildet, Sie sind mein Freund.« Seine Stimme hob sich. »Sie waren fast wie mein eigener Bruder.«
    »Werden Sie bloß nicht sentimental«, erwiderte ich. »Sie wissen doch selber nur zu gut, daß Geheimagenten keine Freunde haben.« Mir fiel Jack Case ein, und ich dachte voller Bitterkeit, daß es mir ähnlich wie Kennikin gegangen war.
    Er fuhr fort, ohne mich zu beachten. »Näher als mein Bruder. Ich hätte mein Leben in Ihre Hände gelegt. Ich habe es ja wirklich getan.« Er starrte auf die farblose Flüssigkeit in seinem Glas. »Und Sie haben mich verraten.« Abrupt hob er das Glas und leerte es mit einem Zug. »Fassen Sie sich, Vaslav«, spottete ich. »In meiner Situation hätten Sie genau das Gleiche getan.« Er starrte mich an. »Aber ich habe Ihnen vertraut«, erwiderte er fast kläglich. »Das tut weh.« Er stand auf, ging zum Schrank und drehte sich zu mir um: »Sie kennen meine Leute. Fehler sind unverzeihlich. Und deshalb…« Er zuckte die Achseln. »Der Schreibtisch in Ashkhabad. Meine Fähigkeiten wurden einfach vergeudet.« Seine Stimme klang rauh.
    »Es hätte noch schlimmer kommen können. Man hätte Sie nach Sibirien verfrachten können. Oder nach Katanga zum Beispiel.«
    Als er zu seinem Stuhl zurückging, war das Glas wieder voll.
    »Es war nahe daran«, murmelte er. »Aber meine Freunde halfen mir - meine wahren russischen Freunde.« Mit sichtlicher Anstrengung kehrte er in die Gegenwart zurück. »Aber wir vergeuden hier kostbare Zeit. Sie haben ein elektronisches Gerät in Ihrem Besitz, und zwar unrechtmäßig. Wo ist es?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Er nickte. »Klar, daß Sie das erst einmal sagen. Ich habe auch nichts anderes erwartet.
    Aber Sie wissen ja, daß Sie es mir im Endeffekt doch geben werden.« Er nahm ein Zigarettenetui aus der Tasche. »Nun?«
    »Na gut«, lenkte ich ein. »Ich weiß, daß ich es habe, und Sie wissen es auch. Es hat keinen Sinn, wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen. Dazu kennen wir uns zu gut, Vaslav. Sie werden es nicht kriegen.« Er nahm eine lange russische Zigarette aus dem Etui. »Da bin ich anderer Ansicht, Alan. Ich weiß es sogar.« Er steckte das Etui weg und durchforschte seine Taschen nach einem Feuerzeug. »Sehen Sie, das hier ist kein gewöhnlicher Auftrag für mich. Ich habe alle möglichen Gründe, Ihnen mit Vergnügen Schmerzen zuzufügen. Gründe, die gar nichts mit diesem elektronischen Gerät zu tun haben. Ich bin sicher, daß ich es bekommen werde. Ganz sicher.«
    Seine Stimme war eisig. Mir lief es prompt ebenso eiskalt über den Rücken. Kennikin wird Sie liebend gern mit einem scharfen Messer traktieren. Das waren Cookes Worte und Cooke hatte mich an dieses Messer geliefert.
    Er gab einen verärgerten Laut von sich, als er nichts fand, womit er seine Zigarette anzünden konnte. Ilyich trat hinter mir vor, ein Feuerzeug in der Hand. Kennikin neigte den Kopf, um sich die Zigarette anzünden zu lassen. Aber das Ding funktionierte nicht. » Schon gut.« Kennikin wandte sich gereizt ab und beugte sich vor, nahm ein Stück

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