Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
Vom Netzwerk:
Papier vom Kaminrand, hielt es ans Feuer und zündete sich damit seine Zigarette an. Ich interessierte mich mehr für das, was Ilyich tat.
    Er war nicht auf seinen Posten hinter meinem Stuhl zurückgekehrt, sondern zum Schrank gegangen, in dem der Alkohol aufbewahrt wurde - hinter Kennikin. Kennikin zog an der Zigarette, blies eine Rauchwolke in die Luft und blickte dann auf. Als er merkte, daß Ilyich außer Sicht war, erschien die Pistole in seiner Hand. »Ilyich, was tust du da?« Die Waffe war regungslos auf mich gerichtet.
    Ilyich drehte sich mit einem kleinen Gaszylinder in der Hand um.
    »Ich fülle das Feuerzeug auf.«
    Kennikin hlies die Backen auf und rollte die Augen zur Decke. »Das ist unwichtig«, bestimmte er. »Geh nach draußen und durchsuche den Volkswagen. Du weißt schon, wonach.«
    »Es ist nicht da, Vaslav«, ließ ich mich vernehmen. »Ilyich wird sich selbst überzeugen.« Der Mann legte den Gaszylinder wieder in den Schrank und verließ den Raum. Kennikin steckte die Pistole nicht weg, lockerte aber seinen Griff. »Hab ich’s nicht gesagt? Das Team, das sie mir aufgehalst haben, ist die reinste Ausschußware. Was mich nur wundert, ist, daß Sie denen nicht entwischt sind.«
    »Wenn Sie nicht dagewesen wären, hätte ich es vielleicht geschafft.«
    »Ah ja«, murmelte er. »Wir kennen uns sehr genau.
    Vielleicht zu genau.« Er legte die Zigarette auf den Rand eines Aschenbechers und griff nach seinem Glas. »Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es mir wirklich Vergnügen machen wird, Sie fertigzumachen. Wie heißt es doch bei euch in England so schön – ›es schmerzt mich ebenso wie dich‹, oder so ähnlich?« Er machte eine Bewegung mit der Hand, die das Glas hielt. »Habe ich das richtig zitiert?«
    »Ich bin kein Engländer, ich bin Schotte«, betonte ich. »Ein Unterschied, der keine Rolle spielt, ist kein Unterschied. Aber ich will Ihnen was sagen - Sie haben in meinem Leben eine große Rolle gespielt.« Er trank einen Schluck brennivin.
    »Sagen Sie – dieses Mädchen, mit dem Sie sich da rumtreiben, Elin Ragnarsdottir – lieben Sie sie?«
    Ich spürte, wie alles in mir erstarrte. »Sie hat mit der Sache nichts zu tun.«
    Er lachte. »Keine Angst. Ich habe nicht vor, ihr etwas anzutun. Es wird ihr kein Haar gekrümmt werden. Ich glaube zwar nicht an die Bibel, aber ich bin bereit, darauf zu schwören.« Seine Stimme wurde schärfer. »Ich schwöre sogar auf die Werke Lenins, wenn Ihnen das lieber ist. Glauben Sie mir?«
    »Ja«, erwiderte ich. Ich glaubte ihm. Kennikin und Cooke ließen sich nicht vergleichen. Cooke hätte ich kein Wort geglaubt, selbst wenn er auf tausend Bibeln geschworen hätte.
    Aber Kennikin vertraute ich in dieser Beziehung, wie er einmal mir vertraut hatte. Ich kannte ihn, verstand ihn und schätzte seinen Stil. Er war ein Gentleman - bösartig, aber ein Gentleman.
    »Dann beantworten Sie meine Frage. Lieben Sie sie?« »Wir werden heiraten.«
    Er lachte. »Das ist nicht gerade eine exakte Antwort, aber sie genügt.« Er beugte sich vor. »Schlafen Sie mit ihr, Alan?
    Wenn Sie nach Island kommen, liegen Sie da beide zusammen unter den Sternen, umarmen Sie sich und pressen Sie ihre Körper aneinander, bis sich Ihr Schweiß mischt? Flüstern Sie einander Worte zu, die süß und zärtlich sind, vereinen Sie sich bis zu diesem letzten ekstatischen Ausbruch, der dann in herrlicher Mattigkeit verebbt? Ist es so, Alan?«
    Seine Stimme klang wie das grausame Schnurren einer Katze. »Erinnern Sie sich an unser letztes Zusammentreffen im Wald, als Sie versuchten, mich umzubringen? Ich wollte, Sie wären ein besserer Schütze gewesen. Ich war lange Zeit im Krankenhaus in Moskau, da hat man mich wieder zusammengeflickt. Aber eins konnten sie dort nicht wieder zusammenflicken, Alan. Und deshalb werden Sie - falls Sie überhaupt lebend aus dieser Sache herauskommen, darüber habe ich noch nicht entschieden - weder für Elin Ragnarsdottir noch für irgendeine andere Frau was taugen.« »Bitte noch einen Drink«, bat ich.
    »Diesmal werde ich weniger Wasser zugießen«, sagte er.
    »Ich habe das Gefühl, Sie brauchen was Stärkeres.« Er kam herüber, nahm mein Glas und ging damit zum Schrank. Er ließ die Waffe nicht aus der Hand, während er den Whisky einschenkte. Dieses Mal goß er nur wenig Wasser hinzu. Er brachte mir das Glas. »Damit Sie etwas mehr Farbe im Gesicht bekommen.« Ich nahm das Glas aus seiner Hand. »Ich kann Ihre Verbitterung verstehen, aber jeder

Weitere Kostenlose Bücher