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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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»Sie sagten, der Mann, mit dem Sie in Geysir zusammen waren, sei ein Hotelgast gewesen?« »Stimmt.«
    »Sagt Ihnen der Name John Case irgendwas?« Ich blickte ihn verdutzt an. »Nicht das Geringste.« Er lächelte mitleidig.
    »Und Sie behaupten, Sie würden immer die Wahrheit sagen.«
    Er setzte sich. »Anscheinend ist das, wonach ich suche, nicht mehr wichtig. Oder vielmehr, seine Wichtigkeit hat im Verhältnis zu Ihnen selbst abgenommen. Wissen Sie, was das bedeutet?« »Keinen Schimmer.« Ich meinte es ehrlich, das war ein neuer Dreh.
    »Ich hätte alles getan, um die erforderliche Information aus Ihnen herauszuholen. Aber meine Instruktionen haben sich geändert. Sie können sich beruhigen, Sie werden nicht gefoltert, Stewartsen.«
    Ich atmete tief aus. »Danke«, sagte ich aus vollem Herzen.
    Er schüttelte den Kopf. »Ihren Dank können Sie sich sparen.
    Meine Anweisung lautet, Sie sofort zu liquidieren.«
    Wieder klingelte das Telefon.
    Meine Stimme war nur noch ein Krächzen. »Warum?« Er zuckte die Schultern. »Sie werden langsam lästig.« Ich schluckte. »Müssen Sie nicht ans Telefon gehen?
    Vielleicht werden die Instruktionen noch einmal geändert.«
    Er lächelte starr. »Eine Gnadenfrist in letzter Minute, Alan?
    Das glaube ich kaum. Wollen Sie wissen, weshalb ich Ihnen von dieser Anweisung erzählt habe? Im allgemeinen ist das nicht üblich, wie Ihnen sicher bekannt ist.«
    Ich wußte es ganz genau, wollte ihm jedoch nicht die Genugtuung bereiten, es zuzugeben. Das Telefon hatte aufgehört zu klingeln.
    »Es gibt ein paar wirklich gute Stellen in der Bibel«, fuhr er fort. »Zum Beispiel ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹. Ich hatte, was Sie betrifft, meine Pläne gemacht und bedaure zutiefst, daß ich sie nicht in die Tat umsetzen kann. Aber wenigstens ist es mir vergönnt zuzusehen, wie Sie jetzt schwitzen.«
    Ilyich steckte den Kopf durch die Tür. »Reykjavik.«
    Kennikin machte eine verärgerte Geste. »Ich komme.« Er stand auf. »Lassen Sie sich alles durch den Kopf gehen - und schwitzen Sie noch ein bißchen mehr.« Ich streckte die Hand aus. »Haben Sie eine Zigarette?« Erhielt inne und lachte laut.
    »Ah, sehr gut, Alan. Ihr Briten seid ja so für Traditionen.
    Natürlich bekommen Sie ordnungsgemäß Ihre letzte Zigarette.« Er warf mir sein Etui zu. »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?« »Ja«, erwiderte ich. »Ich würde gern den Silvesterabend des Jahres 2020 am Trafalgar Square erleben.«
    »Bedaure«, sagte er und verließ den Raum. Ich öffnete das Etui, steckte eine Zigarette in den Mund und klopfte hilflos meine Taschen ab. Dann bückte ich mich sehr langsam, um einen Papierfetzen aufzuheben. »Ich will nur meine Zigarette anzünden«, erklärte ich Gregor und hoffte inständig, er würde sich nicht von der Tür wegbewegen. Ich hielt den Fidibus in der linken Hand und beugte mich vor, so daß die Rechte durch meinen Körper verdeckt war. Dann warf ich den Gaszylinder in die Glut. Gleichzeitig hob ich den Fidibus auf und kehrte zu meinem Stuhl zurück. Um Gregors Blicke vom Kamin abzulenken, schwenkte ich das brennende Papier in einem eleganten Bogen zur Spitze meiner Zigarette, sog den Rauch ein und blies eine Wolke in Richtung des Russen. Dann ließ ich die Flamme absichtlich niederbrennen, bis sie mir die Finger verbrannte.
    »Autsch!« rief ich und schüttelte heftig die Hand - alles nur, um Gregor vom Kaminfeuer abzulenken. Es kostete mich allerdings meine gesamte Willenskraft, nicht selbst einen Blick hinüberzuwerfen.
    Der Telefonhörer wurde auf die Gabel geschmissen, und Kennikin kam mit steifen Schritten zurück. »Diplomaten!«
    schimpfte er vor sich hin. »Als ob ich nicht sowieso schon genug Scherereien hätte.« Er deutete auf mich. »Los, aufstehen!«
    Ich hielt die Zigarette hoch. »Was ist damit?« »Die können Sie draußen zu Ende rauchen. Dazu wird gerade noch genügend… «
    Der Knall des explodierenden Gaszylinders klang ohrenbetäubend in dem geschlossenen Raum. Die Torfglut stob im ganzen Zimmer umher. Da ich damit gerechnet hatte, faßte ich mich schneller als die anderen. Ich achtete auch nicht auf die rotglühenden Partikel, die meinen Hals versengten. Nur Gregor schien das Stück heißen Torfs, das seinen Handrücken verbrannte, nicht so gut ertragen zu können. Er stieß einen Schrei aus und ließ die Waffe fallen.
    Ich stürzte in seine Richtung, packte die Pistole und schoß ihm zweimal in die Brust. Dann fuhr ich herum, um Kennikin festzunageln,

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