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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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sich offenbar mindestens seit Mitternacht in unserem Haus befunden, um Bomben zu legen und die Autos außer Funktion zu setzen, bevor er sich schließlich um vier Uhr morgens in unser Schlafzimmer gewagt hatte, um uns mit einem Elektroschocker zu foltern.
    So dachten wir, doch ausnahmsweise hatten wir seine schurkischen Fähigkeiten überschätzt. Bei Pennys drittem Versuch setzte sich der Motor in Gang und heulte auf.
    Die Füße in den Boden gestemmt, presste ich mich in meinen Sitz und hielt Milo so fest, wie ich nur konnte. Ich erwartete nämlich, aus der Garage geschleudert zu werden wie aus einer Zirkuskanone, umgeben von einer Wolke aus Flammen und Trümmern.
    Stattdessen raste Penny die Einfahrt entlang und bremste nur kurz, bevor sie nach links in die Straße einbog. Der Berufsverkehr hatte noch nicht eingesetzt, und sie fuhr ungestört einige Häuser weiter, bevor sie den Fuß vom Gaspedal nahm und den Wagen ausrollen ließ.
    Seit wir die Garage verlassen hatten, spähte ich in alle Richtungen, weil ich erwartete, dass Waxx entweder in einem parkenden Wagen saß oder sich irgendwo an der Straße postiert hatte. Er hatte sich jedoch offenbar gegen einen Logenplatz entschieden.

    Penny sah mich an. Ich nickte. Sie nutzte den verbliebenen Schwung des Wagens, um ihn zu wenden, so dass wir mit Blick auf unser Haus stehen blieben.
    Ein masochistisches Bedürfnis nach Gewissheit hatte uns ergriffen.
    Durch die Windschutzscheibe sahen wir das erste Haus, das wir erbaut hatten. Schieferdach. Mit Gips verputzte Natursteinmauern. Eine eindrucksvolle, aber nicht aufdringliche Architektur. Gemütlich.
    Während wir dort wohnten, war dieses Haus voller Lachen und Liebe gewesen. Dort war Milo entstanden, und in diesen Mauern hatten wir uns aus einem Paar in eine Familie verwandelt, was Penny und ich uns immer am meisten gewünscht hatten. Das würde auch so bleiben.
    Die erste Detonation erschütterte die Straße, brachte unseren Wagen zum Schaukeln und ließ eine Ecke unseres Hauses bersten. Dachschindeln, Gipsbrocken und die Splitter der Fensterscheiben im Obergeschoss regneten herab.
    Noch während diese Trümmer sich in der Luft befanden, erschütterte die zweite Detonation den ganzen Bau. Sie ließ die Fenster im Erdgeschoss platzen, warf den Schornstein in den Garten und verformte die Garage.
    Auch in meinem Innern wurde dadurch allerhand verformt: die Art und Weise, wie ich meinen Platz in der Welt wahrnahm, meine Vorstellungen von gesellschaftlicher Ordnung und von simpler Gerechtigkeit, mein Blick in die Zukunft.
    Nach etwa drei Sekunden folgte eine dritte Explosion, nicht so laut und scharf wie die beiden ersten, aber wesentlich zerstörerischer. Es war ein heftiges, dumpfes Donnern, als hätte Satan in der Hölle seinen größten Gasbrenner in Gang gesetzt. Das Haus schien erst anzuschwellen, sich dann zu verzerren und schließlich zu schrumpfen, bis es von einem
Augenblick zum anderen völlig in Flammen eingehüllt war. Diese Flammen waren eher blau als gelb und ohne jeden roten Schimmer. Unersättlich sprangen sie bald auf die breiten Wedel der beiden Phönixpalmen im Vorgarten über.
    Noch bevor die Nachbarn auf die Straße stürzen konnten, wendete Penny erneut und fuhr davon.
    In ihren Augen sah ich Tränen stehen, die sie nicht vergoss, und ich hätte selber weinen oder fluchen können, aber ich schwieg, wie sie es tat.
    Wir hatten gerade die nächste Kreuzung überquert, als Milo mit zittriger Stimme fragte: »Wir haben doch unser Haus nicht selbst gesprengt, oder?«
    »Nein, haben wir nicht«, erwiderte ich.
    »Wer hat es dann getan?«, wollte er wissen.
    Penny sagte: »Ein Mann, mit dem ich mich irgendwann einmal dringend unterhalten will.«
    »Ein sehr böser Mann«, fügte ich hinzu.
    »Ich glaube, ich kenne ihn«, sagte Milo.
    »Das glaube ich auch.«
    »Ich habe unser Haus total gemocht«, sagte Milo. »Jetzt sind alle unsere Sachen verbrannt.«
    »Nicht alle«, widersprach ich. »So, wie es aussieht, haben wir etwa drei Tonnen davon hinten im Wagen.«
    »Ein Haus ist bloß ein Haus«, sagte Penny. »Sachen sind bloß Sachen. Wichtig ist nur, dass wir drei zusammen sind.«
    Auf dem Rücksitz knurrte Lassie.
    »Wir vier«, berichtigte sich Penny. »Wir vier sind netter, klüger und härter als Shearman Waxx. Wir werden es ihm heimzahlen und alles wieder in Ordnung bringen.«
    Dass wir netter als Waxx waren, hätte er wohl selber kaum geleugnet. Auf Nettigkeit schien er keinen großen Wert zu

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