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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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legen.

    Da wir Milo auf unserer Seite hatten, waren wir klüger als unser Gegner, aber nicht gerissener. Wie Mozart, Einstein und andere Superhirne konnte unser Sohn bezüglich jeder Form von Intelligenz punkten - mit Ausnahme der bösartigen Sorte, auf die es hier am meisten ankam.
    Ich hatte keine Ahnung, weshalb Penny meinte, wir wären härter als der Kritiker. Weil sie so etwas nicht nur obenhin sagte, zog ich die Möglichkeit in Betracht, dass Waxx in uns seinen Meister finden würde, so absurd mir diese Vorstellung auch vorkam.
    Natürlich kannte Penny noch nicht alle Informationen, über die ich verfügte. Die Lage hatte sich so rasch zugespitzt, dass sich noch keine Gelegenheit ergeben hatte, ihr von John Clitherow zu berichten.
    Als ich sah, wie sie ihre Tränen unterdrückte und für Milo ein beruhigendes Lächeln aufsetzte, graute es mir davor, ihr sagen zu müssen, was mit Clitherows Familie geschehen war. Aber ich hatte sie bisher erst zweimal getäuscht, indem ich ihr etwas verschwiegen hatte, und das zweite Mal - ihr nicht zu sagen, dass ich Waxx in Begleitung Milos hinterherspionieren wollte - war ein gewaltiger Fehler gewesen.
    Im Jahr 1933 hatte G.K. Chesterton geschrieben: »Die Auflösung der vernunftorientierten Gesellschaftsordnung begann mit einem Abdriften von Haus, Herd und Familie; die Antwort kann nur darin bestehen, dorthin zurückzudriften.«
    Ich hatte das beunruhigende Gefühl, dass wir nicht einfach dahin zurückdriften konnten, wo wir uns befunden hatten. Wir mussten mit aller Kraft und Beharrlichkeit, die wir besaßen, schwimmen, und wahrscheinlich führte der Weg dabei ständig stromaufwärts.

Zweiter Teil
    Ich bin meines Bruders Töter

20
    Noch Meilen von unserem brennenden Haus entfernt blickte Penny immer wieder stirnrunzelnd in den Rückspiegel.
    »Verfolgt uns jemand?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Der bleigraue Himmel des vorangegangenen Nachmittags, der so stumpf und einförmig ausgesehen hatte wie eine frisch gestrichene Oberfläche, geriet in Bewegung. Einzelne Wolkenschichten schälten sich ab und gaben den Blick auf dunklere Massen frei. Darunter hingen Nebelschleier wie zerzauste Spinnweben an einer bröckelnden Zimmerdecke.
    Wieder warf Penny einen Blick in den Spiegel.
    »Siehst du etwas?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Es macht mich nervös, wenn du ständig in den Rückspiegel schaust.«
    Milo, der immer noch auf meinem Schoß saß, sagte: »Und mich macht es nervös, dass du Mom dauernd fragst, ob jemand hinter uns ist.«
    Als Penny erneut in den Spiegel sah, fragte ich dennoch unwillkürlich: »Und jetzt?«
    »Wenn ich etwas sehe«, antwortete sie, »dann sage ich es dir.«
    »Selbst wenn du meinst, es ist nichts, könnte es doch etwas sein«, sagte ich. »Also sag es mir auf jeden Fall, egal, ob es was ist oder nicht.«
    »Du lieber Himmel!« Milo verdrehte die Augen.

    »Na gut«, gab ich zu, »das war nicht besonders logisch.«
    Im letzten Augenblick aus unserem Haus zu entkommen, bevor es in die Luft geflogen war, hatte uns in einen Schockzustand versetzt. Aber als Schreiber und Leser lebten Penny und ich von Worten und brauchten Gespräche wie Luft und Wasser. Mit Ausnahme des Todes konnte uns kaum etwas zum Schweigen bringen. Selbst Milo konnte gesprächig sein, wenn er nicht gerade in Träumereien über eine neue Elektromagnetfeldtheorie versunken war. Der Schock über unseren Verlust brachte uns deshalb nicht dazu, still vor uns hinzubrüten; ganz im Gegenteil.
    In der Familie Greenwich-Boom waren abendliche Gespräche kein reines Geplauder, sondern eine Methode, mit der wir uns gegenseitig halfen, die tagsüber erlittenen Schürfwunden zu verarbeiten. Normalerweise begannen wir mit praktischen Angelegenheiten, um rasch zu Absurditäten überzugehen, was nicht verwunderlich war, da sich in unseren Gesprächen unsere Lebenseinstellung und unsere Erfahrungen ausdrückten.
    Penny hatte vorgehabt, uns in einem Hotel einzuquartieren, aber das kam nicht infrage.
    »Da wird man eine Kreditkarte sehen wollen, zumindest als Ausweis, und momentan wollen wir unsere Kreditkarten nicht verwenden.«
    »Ach nein?«, fragte sie, während sie vor einer roten Ampel hielt. »Wieso wollen wir das denn nicht?«
    »Als du gerade gepackt hast, hat John Clitherow angerufen. Er hat mir einige Ratschläge erteilt. Dabei ging es auch um Kreditkarten.«
    »Clitherow … der Schriftsteller?«
    »Genau. Er hat die Rezension gelesen. Und er hat einige Erfahrungen gemacht … mit diesem

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