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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Räumen des Erdgeschosses verteilt, aber Onkel Ewen ist zufällig im Wohnzimmer, als sein abtrünniger jüngerer Bruder auftaucht.
    »Hewey«, sagt Tray, »wie läuft’s denn so?«
    Ewen bleibt cool. »Was willst du, Tray? Was brauchst du?«
    »Keine Ahnung, Hewey. Vielleicht … zwei Millionen in Goldmünzen?«
    Wie sich herausstellt, hat Tray ein Gerücht gehört - oder es sich bloß ausgedacht -, dass seine Brüder ihr Gold und Silber zur Hälfte in dem großen Safe im Geschäft verwahren und zur Hälfte in einem Geheimtresor, den Ewen angeblich in sein frisch renoviertes Farmhaus einbauen ließ.
    In Wirklichkeit besitzen sie nur einen Bruchteil dessen, was er sich ausmalt, und das ist ausnahmslos im Geschäftssafe untergebracht.
    Als Ewen das Tray erklärt, weigert sich dieser, es zu glauben. Zwischen den beiden entwickelt sich eine kurze Diskussion.
    Ich kann den Blick nicht von der Waffe abwenden. Sie glänzt wie ein Zauberding, wie ein Schwert, das man aus einem Stein gezogen hat. Allerdings geht es hier um schwarze Magie.
    Dennoch ist mir nicht klar, dass diese Waffe verwendet werden könnte. Ich habe den Eindruck, dass sie schon wegen ihres Aussehens Wunder wirkt und nicht in Funktion gesetzt werden muss, um einen Bannstrahl auszusenden.
    Weil Lautsprecher die Musik der Stereoanlage im ganzen Erdgeschoss übertragen und weil viele lebhafte Unterhaltungen in Gang sind, hören die Gäste in den anderen Räumen nichts von dem Drama, das sich hier abspielt. Lange bleiben
sie allerdings nicht ahnungslos, denn Tray erzeugt bald ein sehr deutliches Geräusch.
    Meine sechzehnjährige Cousine Davena, die Tochter von Onkel Kenton, steht neben einem Sessel.
    Nachdem er Ewen einen Lügner genannt hat, sagt Tray: »Hey, Davena, du hast dich ja richtig gemacht! Hübsch bist du geworden!«
    Davena lächelt nervös und weiß nicht recht, was sie erwidern soll. Als sie lächelt, bildet sich in ihrer rechten Wange ein Grübchen. Ihre Ohren sind zart und glatt wie feines Glas.
    Tray drückt zweimal ab, und sie fällt tot über den vor dem Sessel stehenden Fußschemel. Ihr Gesicht liegt auf dem Teppich und ist von ihrem Haar verhüllt, aber ihr Hintern ragt in die Luft. Der Rock hat sich hochgeschoben, so dass ihr Slip sichtbar ist.
    Obwohl das Wort Würde noch nicht zu meinem Vokabular gehört, weiß ich, dass das so nicht richtig ist. Ich spüre den Wunsch, ihr den Rock nach unten zu ziehen, sie auf dem Boden auf den Rücken zu legen und ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen.
    Merkwürdigerweise stelle ich mir nicht vor, dass sie tot ist, jedenfalls nicht sofort. Das ist eine Erkenntnis, gegen die ich rebelliere.
    Ich will nicht, dass Davena albern und tollpatschig aussieht, weil sie eigentlich klug und anmutig ist. Aber sosehr ich auch spüre, dass ich mich um sie kümmern und sie anständiger hinlegen sollte - ich kann mich nicht bewegen.
    Die Schüsse haben die Gäste in den anderen Zimmern aufgeschreckt. Man hört erstaunte Rufe.
    Manche versuchen zu fliehen.
    Aber Tray ist mit zwei Kumpanen gekommen. Der eine
dringt nun durch die Hintertür der Küche ein, der andere durch die Gartentür des Esszimmers.
    Die Schreie werden lauter, doch das Farmhaus ist weit von irgendwelchen Nachbarn entfernt.
    Mein Vater, der ebenfalls im Wohnzimmer ist, erkennt offenbar, dass die Zeit, sich erfolgreich zu wehren, rasch verrinnt. Er ergreift eine massive Bronzestatuette, die einen Bauernjungen mit Hund darstellt, läuft auf Tray zu und hebt das Kunstwerk, um es zu schwingen, wenn er nahe genug ist.
    Tray schießt ihm ins Gesicht. Als er schon tot auf dem Boden liegt, verpasst Tray ihm zwei weitere Kugeln.
    Das sehe ich alles und wende mich ab.
    Ich nehme Zuflucht zu der Fantasiewelt, mit der Kinder sich gern gegen seelische Erschütterungen schützen, und rede mir ein, man werde meinen Vater retten können. Bald wird ein Krankenwagen kommen, die Sanitäter werden ihn und Davena rasch ins Krankenhaus schaffen, und dort wird man beide im letzten Augenblick wiederbeleben. Dann wird man sie heilen und bald wieder gesund nach Hause schicken.
    Im letzten Augenblick. Da geschieht nämlich immer das Richtige. Das steht in jedem Kinderbuch.
    Niemand schafft es, durch ein Fenster zu flüchten, bevor die drei Bewaffneten alles unter Kontrolle haben.
    Sie treiben die Familie im Wohnzimmer und im Esszimmer zusammen. Dort zwingen sie alle, sich auf einen Stuhl, einen Sessel oder den Boden zu setzen.
    Tray versucht erneut, Ewen unter Druck zu

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