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Blink! - die Macht des Moments

Titel: Blink! - die Macht des Moments Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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»Arbeitsplatz« unter »Beruf« einzuordnen, wenn diese Spalte
     zugleich die Kategorie »weiblich« ist – den meisten fällt die Zuordnung leichter, wenn »Beruf« und »männlich« zusammen stehen.
     Das liegt daran, dass die meisten von uns das Berufsleben nach wie vor mit Männern assoziieren und Frauen eher mit allem,
     was mit Familie zu tun hat. »Männlich« und »Firma« gehen in unseren Köpfen ähnlich zusammen wie »männlich« und »Hans«. Aber
     wenn in einer Spalte die beiden Kategorien »männlich« und »Familie« und in der anderen »weiblich« und »Beruf« zusammengefasst
     sind, dann müssen wir länger nachdenken – und seien es bloß ein paar Zehntelsekunden –, ehe wir wissen, wo wir Wörter wie
     »Hausarbeit« oder »Arbeitsplatz« zuordnen sollen.
    Wenn Psychologen den IA-Test machen, dann benutzen sie natürlich nicht Papier und Bleistift, so wie Sie eben, sondern Computer.
     Die Wörter blitzen auf dem Bildschirm auf, und wenn ein bestimmtes Wort in die linke Kategorie gehört, dann drücken Sie den
     Buchstaben »e«, und wenn es in die rechte Kategorie gehört, dann drücken Sie den Buchstaben »i«. Der Vorteil des Computers
     ist, dass Ihre Reaktionszeit auf Tausendstel Sekunden genau bestimmt werden kann, und diese Zeiten werden bei der Auswertung
     Ihres Tests berücksichtigt. Sollten Sie zum Beispiel für den zweiten Test ein wenig länger gebraucht haben als für den ersten,
     dann würden die Tester darauf schließen, dass Sie eine leichte Tendenz dazu haben, das Berufsleben mit »Männlichkeit« in Verbindung
     zu bringen. Sollten Sie für den zweiten Teil erheblich länger gebraucht haben, würden die Psychologen Ihnen sagen, dass Sie
     beim Thema Berufsleben reflexartig an Männer denken.
    Einer der Gründe, warum sich IA-Tests in den letzten Jahren bei Wissenschaftlern immer größerer Beliebtheit erfreuen, ist
     ihre Einfachheit und Überzeugungskraft. Wenn Sie bei der letzten Fragerunde bemerkt haben, dass Sie plötzlich mit Schwierigkeiten
     zu kämpfen hatten, dann können Sie nachvollziehen, dass IA-Tests nicht erst lange interpretiert werden müssen. »Wenn eine
     starke frühere |88| Assoziation besteht, dann antworten Testpersonen innerhalb von vier bis sechs Zehntelsekunden«, sagt Greenwald. »Wenn nicht,
     dann benötigen sie zwei bis drei Zehntel länger. Für Reaktionszeiten ist das eine Menge. Einer meiner Kollegen scherzte einmal,
     man könne implizite Assoziationen auch mit einer Sonnenuhr messen.«
    Wenn Sie sich an einem IA-Test versuchen wollen, finden Sie im Internet unter www.implicit.harvard.edu die unterschiedlichsten
     Fragebögen. Unter anderem können Sie dort auch den wohl bekanntesten IA-Test machen, den Rassismus-IAT. Ich habe diesen Test
     mehrmals gemacht, und das Ergebnis hinterlässt bei mir jedes Mal ein mehr als ungutes Gefühl. Zu Beginn des Tests werden Sie
     gebeten, Ihre Meinung zum Thema Hautfarbe darzulegen. Natürlich habe ich, wie vermutlich die meisten Teilnehmer, angegeben,
     dass Hautfarbe für mich keine Rolle spielt und ich der Ansicht bin, dass Menschen aller Rassen gleich sind. Dann beginnt der
     Test. Sie werden aufgefordert, die Fragen möglichst schnell zu beantworten. Zuerst kommt eine Aufwärmübung. Eine Folge von
     Bildern flackert über den Bildschirm. Wenn Sie ein schwarzes Gesicht sehen, drücken Sie »e« und sortieren das Bild damit in
     die linke Kategorie ein. Wenn Sie ein weißes Gesicht sehen, drücken Sie »i« und sortieren das Bild damit in die rechte Kategorie
     ein. Es geht
blink, blink, blink, blink:
Es gibt nicht viel nachzudenken. Dann beginnt der erste Teil des Tests.

    Und so weiter. Augenblicklich passierte etwas ganz Merkwürdiges. Es fiel mir unglaublich schwer, Bilder und Gesichter in die
     richtige Kategorie einzuordnen. Ich wurde langsamer, musste nachdenken. So sehr ich mich anstrengte, es kam vor, dass ich
     Fehler machte und Dinge in die eine Kategorie einordnete, obwohl ich sie in die andere sortieren wollte. Mich beschlich ein
     wachsendes Gefühl der Beschämung: Warum fiel es mir so schwer, Wörter wie »großartig« und »wunderbar« in die Kategorie »gut«
     einzuordnen, wenn »gut« mit »schwarze Hautfarbe« zusammenfiel, oder »böse« in die Kategorie »schlecht«, wenn darüber »weiße
     Hautfarbe« stand? Dann begann der zweite Teil des Tests. Diesmal waren die Kategorien vertauscht.

    Und so weiter. Mein Gefühl der Beschämung wuchs: Jetzt hatte ich keine

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