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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Anderseits begann er, an vieles bisher Unbekanntes zu glauben, das er schon in kurzer Zeit von diesem Volk gelernt hatte.
    Aus den verfallenen Hütten drang Stimmengewirr und das Geklapper von Töpfen und Tellern. Lampen leuchteten als kleine Lichtpunkte in der Dunkelheit. Aber Alec hatte den unbeschreiblichen Schmutz in den Hütten gesehen; es war dort weder warm noch gemütlich.
    Wie viele, die von den Indianern nur in Schulbüchern und Romanen gelesen hatten, hatte er bisher geglaubt, daß ihr Leben hell und farbig wäre, so schön wie der Schmuck, den sie anfertigten, so bunt wie ihre Malereien und Feste. Statt dessen begegnete Alec ihnen hier in Armut und Krankheit. Sie lebten in einer öden Steppenlandschaft, plagten sich den ganzen Tag, um ausreichend Nahrung für sich anzubauen und froren nachts in ihren verfallenen Hütten, wo sie auf dem schmutzigen Boden schliefen. Nach dem, was er bisher von ihnen gesehen hatte, waren sie alles andere als ein auserwähltes Volk, sondern gehörten zu den hoffnungslosesten Menschen der Erde.
    Ein kalter Wind fegte über die Mesa und trug das laute Wiehern des Rappen und das Geräusch von Schritten in der Dunkelheit zu Alec. Die Jäger kehrten heim, und Alec ging ihnen entgegen.

    ACHTZEHNTES KAPITEL

Der Blaue Stern

    Als Alec sich dem Gehege näherte, in dem Blitz stand, hörte er flüstern und das leise Scharren menschlicher Füße. Endlich konnte er die Gesichter mehrerer Männer erkennen, die an der Umzäunung standen und den Hengst betrachteten, der sonderbarerweise keinerlei Beunruhigung zeigte.
    Der größte der Männer kam auf Alec zu, mit erhobenen Armen, als wenn sie Flügel wären.
    »Unsere Welt ist zum Untergang verdammt«, rief der Indianer, »aber selbst dieser Untergang ist voller Herrlichkeit!« Seine Stimme klang froh, aber er sprach, als wenn er etwas verkündigte. »Diese Nacht ist keine Nacht des weißen Mannes«, fuhr er mit zum Himmel gerichtetem Blick fort. »Dies ist nicht der Himmel seiner Rasse. Der Gott in diesem Feuer ist so gewaltig, daß der weiße Mann es nie verstehen könnte.«
    Er ließ die Arme sinken und packte Alec an der Schulter. »Du bist mit >Schwarzes Feuer< gekommen, um uns in die Fünfte Welt zu geleiten, wie unser alter Vater es prophezeit hat. Wir sind bereit. Führe uns!«
    Alec schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich kann euch nirgendwohin führen«, sagte er. »Ich bin nicht der, den ihr erwartet. Ich habe mich verirrt. Ich war krank. Ich muß wieder nach Hause zurückfinden.«
    »Niemand ist verloren, der >Schwarzes Feuer< folgt«, sagte der Indianer. »Er wird uns in die Fünfte Welt geleiten, denn er ist vom Rand des Himmels herabgestiegen. Er ist das Pferd unseres Vaters Sonne und trägt das Zeichen des ewigen Lebens auf der Stirn.« Der Indianer nahm eine Adlerfeder aus seinem Stirnband, kniete neben Blitz nieder und befestigte sie rasch an einem der Vorderbeine des Hengstes. »Sein Körper ist wie ein adlerbefiederter Pfeil«, fuhr er fort und betrachtete das Pferd voller Bewunderung. »Sein Schweif ist eine wandernde schwarze Wolke. Seine Ohren sind der Halbmond. Aus seinen Nüstern zucken Blitze. Er hat die Macht, bei Tag und Nacht sehen zu können, denn die funkelnden Sterne sind seine Augen.«
    Noch einmal schaute der Indianer zum Himmel empor und verkündete: »Er wird uns zum Heiligen Pueblo führen, denn das Ende der Welt ist nahe.«
    Als Alec dem Blick des Mannes folgte, sah er am fernen Horizont etwas, das wie ein kleiner Komet aussah. Er zog eine schwache Spur bläulicher Gase hinter sich her.
    Jetzt richtete der Indianer die Augen auf Alec und fragte: »Brechen wir schon in dieser Nacht auf?«
    Alecs Stimme zitterte, als er antwortete: »Nein, heute nacht nicht, morgen, vielleicht morgen.« Bis dahin, so hoffte er, würde ihm etwas eingefallen sein, womit er verhindern könnte, noch einmal zu der unterirdischen heiligen Stätte zurückkehren zu müssen.
    Als Alec sich später am Abend auf seiner Lagerstätte aus Schaffellen ausgestreckt hatte, grübelte er immer noch darüber nach, was er tun könnte. Aber er fand keine Lösung und schlief schließlich völlig erschöpft ein.
    Er wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er mit dem eigentümlichen, aber ganz sicheren Gefühl erwachte, daß etwas Ungewöhnliches passieren würde. Er richtete sich auf und betrachtete die reglosen Gestalten von Alph und seiner Familie. Langsam begann ein weißes Licht in dem Raum zu glühen. Zuerst glaubte Alec, daß die

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