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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Weg zu erkennen. Mit Mühe hielt Alec Blitz zurück, denn der Hengst wollte weiterlaufen. Über ihnen schimmerte die erlöschende Flamme nur noch trübe, und die Nacht wurde plötzlich sehr still und kalt. Beinahe unglaublich, daß sich die Luft so schnell abkühlen konnte. Wo war die glühende Hitze geblieben, fragte sich Alec. Und nun versank die Nacht rasch in frostiger Schwärze.
    Plötzlich hörte Alec hinter sich gedämpfte Stimmen, denen laute Schreie folgten: »Führe uns!«
    Alec drehte sich um, konnte die Indianer aber in der Finsternis nicht sehen. Wirre Gedanken schossen durch seinen Kopf, und in seine Verzweiflung mischte sich Schuldgefühl, daß er diese Menschen zurücklassen mußte. Er konnte ihnen ja nicht helfen! Was sollte er für sie tun? Ihr Schicksal war ein ganz anderes als seins; und ihrer aller Verderben nur noch eine Frage der Zeit.
    Eine große Hoffnungslosigkeit überkam Alec. Es war ein lähmendes Gefühl, das er nicht verstand, dem er sich aber auch nicht widersetzte. So trug er kaum die Verantwortung für das, was er jetzt tat. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er Blitz gewendet hatte und zu den Indianern zurückritt. Und dabei hatte er das sichere Gefühl, das Richtige zu tun. Es war, als wenn er im Traum handelte, und alles ganz ruhig, sozusagen von außen beobachtete, obwohl er sich vor dem, was nun kam, doch hätte fürchten sollen; denn jetzt mußte er in das Heilige Pueblo zurückkehren. Die Indianer kamen ihm entgegengelaufen. Sie trieben ihre Schafe und Hunde vor sich her. Alec veranlaßte Blitz, auf sie zu warten, und ritt ihnen dann voran durch die Nacht und die eisige Kälte.

    ZWANZIGSTES KAPITEL

Der Anfang vom Ende

    Die Indianer folgten Alec auf dem Weg, der von der Mesa hinunterführte. Aber, so erkannte Alec bald, aus dieser Hölle gab es kein Entrinnen. Sie waren den Naturgewalten schutzlos preisgegeben. Immer wieder barst unter ihnen die Erde, und die Todesangst schnürte ihnen die Kehle zu. Alec klammerte sich erschöpft und ratlos an den Hals seines Pferdes, getröstet bei dem Gedanken, daß sie auch im Tod beieinander sein würden.
    Aber noch war der Wille zu leben nicht ganz in ihm erloschen. Erneut richtete er den Blick zum Himmel. Der Vorhang der Nacht hatte sich geöffnet, und eine Weile konnte er die Sterne sehen. Doch dann verblaßten sie, und tiefe Finsternis hüllte die Erde ein. Es begann in Strömen zu regnen, und Alec beugte sich tief über den Hals des Rappen, als die Schauer ihn völlig durchnäßten. Ein wütender Sturm begleitete den Regen, und die in rascher Folge aufzuckenden Blitze gingen wie eine glühende Flut auf sie nieder. Doch ebenso plötzlich wie das Gewitter gekommen war, verzog es sich wieder, und ließ sie in völliger Finsternis zurück.
    Alec wartete in der Dunkelheit, vor Angst fast erstarrt. Hinter sich hörte er die Schreie der Indianer, aber es war zu dunkel, um sie zu sehen. Die entsetzlichen Erlebnisse lähmten Alec die Sinne. Und wenn er noch einmal Mut faßte, dann nur, weil er auf seinem geliebten Blitz saß.
    Um sie herum stiegen Dampfwolken auf, und immer wieder prasselten vor ihnen Felsstücke und Lawinen von den Bergen herab. Allmählich war Alec über alle Furcht hinaus. Was ihm geschah, schien unvermeidbar und irgendwie notwendig zu sein. Halb bewußtlos schloß er die Augen. Er wußte wohl, daß die Gase, die aus der Erde aufstiegen, ihn so matt und stumpf machten, denn gleichzeitig fiel ihm das Atmen schwer. Wieder hörte er die Indianer ihn rufen, doch er beachtete ihr Schreien nicht. Statt Furcht und Schrecken empfand er nur noch Einsamkeit und Traurigkeit; und dafür war er dankbar.
    Der Hengst kämpfte sich weiter durch die Dunkelheit. Plötzlich wurde sie von den Blitzen neuer Explosionen erhellt. Lautes Dröhnen zerriß die Stille. In einiger Entfernung wankten die Spitzen der Berge und barsten; Steinmassen stürzten herab.
    Wie konnte nur irgend jemand, selbst die Indianer, glauben, daß es in diesem Steinhagel einen sicheren Hafen gab?
    Alec wußte auf diese Frage keine vernünftige Antwort. Er klammerte sich an die Mähne des Rappen, denn schon wieder krachte es. Und nun bot sich ihm in dem zuckenden Licht ein entsetzlicher Anblick.
    Über die Ebene kam ihm ein wüster Haufen bemalter Leiber entgegengetaumelt. Die Kiffer! Alec holte tief Luft, als die Gestalten vor ihm immer größer wurden. Wie sehr hatte er gehofft, diese gräßlichen Ungeheuer niemals mehr wiederzusehen. Aber sie kamen immer näher und

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