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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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auf und trat ans Fenster. Gerade tauchte der Halbmond aus einem wallenden Wolkenmeer auf und verschwand wieder. In einiger Entfernung konnte Alec die Berge sehen. Einige ihrer Gipfel waren kegelförmig und schneebedeckt, und alle lagen unbeweglich im Licht des Mondes. Eine Brise erhob sich, und ein undeutlicher Ton, wie ein Heulen, drang an sein Ohr.
    Plötzlich unterbrach eine heftige Erschütterung Alecs Gedanken. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Töpfe und Pfannen polterten durch das Zimmer, und die Wände der Hütte zerrissen wie Zelttücher im Sturm. Jetzt verstand Alec, warum der Hengst so unruhig gewesen war. Tiere spürten es, wenn ein Erdbeben bevorstand.
    Der Erdstoß dauerte nur wenige Sekunden, obwohl es Alec viel länger vorkam. Doch kaum hatte er sich aufgerafft, als kurz hintereinander fünf weitere Stöße folgten, die ihn wieder zu Boden warfen. Dort blieb er liegen, bis die Erde aufhörte zu beben. Dann, als Alph und die anderen zur Tür stürzten, sprang auch er auf und folgte ihnen in die Nacht hinaus.
    Die Indianer waren nicht weniger erschrocken als Alec. Sie standen in einer Gruppe zusammen, und Alec wurde von Hilflosigkeit und Mitleid übermannt, als er sah, welchen Schaden das Erdbeben angerichtet hatte.
    Die Hütten lagen auf der Seite wie gestrandete Schiffe, und Männer, Frauen und Kinder kamen aus den zerstörten Behausungen herausgekrochen. Sie schrien vor Angst und schleppten ihre Habseligkeiten mit sich.
    Als die Erde unter ihnen wieder zu beben begann, gelang es Alec nur mit Mühe, seine eigene Todesangst zu unterdrücken. Er versuchte trotz des schwankenden Bodens, auf den Beinen zu bleiben. Die Dorfbewohner drängten sich in seiner Nähe zusammen, und als Alec zu ihnen hinüberschaute, erfaßte ihn ungläubiges Staunen.
    Alle standen regungslos und mit ausgestreckten Armen da, die Augen zum Himmel gewandt. Und dann sah Alec, wohin ihre Blicke gerichtet waren. Der Komet, den er schon gesehen hatte, schoß jetzt wie eine riesige Rakete durch den Himmel und zog eine Spur von kaltem, blauem Feuer hinter sich her. Und nun schien er auf die Erde zuzusteuern. Die feurige Masse wurde immer heller und größer vor Alecs Augen. Er versuchte, sich einzureden, daß kein Grund zur Panik bestünde, weder vor dieser Erscheinung noch vor sonst einer am Nachthimmel. Meteoriten verglühten, sobald sie in die Erdatmosphäre eintraten. Auch mit Erdbeben mußte man in dieser Gegend immer rechnen. Es hatte schon Hunderte gegeben, registrierte und unregistrierte. Und nur selten kam jemand dabei um.
    Alec beschloß, zu seinem Pferd zu gehen, denn in einer solchen Stunde wollte er vor allem bei seinem Rappen sein. Aber seine Beine gehorchten ihm nicht, und er fühlte sich schwach und schwindelig. Was war mit ihm geschehen?
    Als er wieder zum Himmel schaute, war der funkelnde, blaue Stern kein Lichtfleck mehr, sondern zu einem riesigen Flammenball angewachsen. Sein Leuchten nahm ständig zu, bis die Gesichter der Menschen in Alecs Nähe in seinem grellen Licht deutlich zu erkennen waren.
    Ja, die Indianer glaubten tatsächlich, daß das Ende der Welt gekommen sei. Ihre Mienen drückten staunende Erwartung und demütige Unterwerfung aus, und ihre Arme streckten sich der Feuerkugel entgegen.
    Immer noch schwoll der Stern an, und alles flackerte unwirklich in seinem Licht. Jetzt war er so groß geworden, daß er den ganzen Himmel zu füllen schien. Eine ungeheure Kuppel blauen Feuers wölbte sich über ihnen.
    In ohnmächtiger Angst wurde Alec klar, daß der Meteorit ganz in ihrer Nähe einschlagen könnte und daß dann niemand von ihnen auch nur die geringste Chance hätte, in der darauf folgenden Katastrophe am Leben zu bleiben.

    NEUNZEHNTES KAPITEL

Die Erde brennt

    Wie alle anderen warf Alec sich zu Boden und kauerte dort in der Erwartung, daß der Meteorit auf die Erde fallen würde. Sekunden später zerriß eine gewaltige Explosion die Luft, die alle seine Vorstellungen übertraf. Das Getöse versetzte Alec in Todesangst und Schrecken, und seine Ohren schmerzten und summten, als die Druckwelle sie erreichte. Die Erde wölbte sich und bebte unter ihnen, und nun brach auch noch die letzte Hütte im Dorf zusammen.
    Vorsichtig hob Alec den Kopf, den er flach an den Boden gedrückt hatte, und stellte fest, daß er noch am Leben war. Die Angst lähmte seine Gedanken. Unter ihm brachen die Erdmassen auf, hoben sich, rutschten zur Seite. Krampfhaft krallte Alec die Finger in den Boden, als

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