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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ging, zu dämpfen.
    Rowan war ohne Frage ein Glückspilz. In Alsgara hockten keine Dummköpfe. Trotzdem war ihnen seine riesige Streitmacht nicht aufgefallen. Sämtlichen Schreitenden und Glimmenden, Spähposten, Patrouillen, Spionen und wachsamen Augen des Imperiums war das Heranrücken des Gegners schlicht und ergreifend entgangen. Und in der Tat musste es für alle Außenstehenden einem Wunder gleichkommen.
    Als Rowan Thia mitgeteilt hatte, er würde vom Krähennest aus nur zwei Tage bis nach Alsgara brauchen, hatte sie das anfangs nicht glauben wollen. Selbst wenn er Tag und Nacht marschierte, war es unmöglich, diese Strecke in einer so kurzen Zeit zurückzulegen. Fünf Tage bräuchte er mindestens dafür. Dann wären die Truppen allerdings durch den Marsch derart erschöpft, dass sie fürs Erste wohl kaum ein Schwert führen könnten. Aber Rowan hatte das Unmögliche möglich gemacht. Und das konnte nur eines heißen: Er hatte den Pfad der Geister genommen, war über die Kehrseite der Welt herangerückt, die für alle in Hara unsichtbar war. Wie viele Seelen er den Geistern wohl geopfert hatte, damit sie ihn durchließen? Zehntausend dürften es mindestens gewesen sein. Mit ihrem Blut hatte er sich den Weg erkauft.
    Rowan musste endgültig den Verstand verloren haben. Bisher hatte es noch niemand gewagt, diesen Weg zu nehmen, der für Menschen verboten war. Leider war er jedoch nicht wahnsinnig genug, mit seiner Armee ins Herz von Alsgara vorzustoßen: Die Kräfte, die der Skulptor in diese Mauern gelegt hatte, wären jedem zum Verhängnis geworden, der sich ihnen über die Kehrseite der Welt näherte.
    Als nun die Zeit zum Handeln herankam, vergaß Thia alle Bedenken und wirkte einen Zauber, um mit Rowan in Verbindung zu treten. Dieser blickte so finster drein, als litte er unter Zahnschmerzen.
    »Ich öffne dir ein Tor!«
    »Ach ja?! Schon?!«, schrie Rowan. Seine widerwärtige Visage glich einem einzigen purpurroten Fleck. »Das hättest du längst tun sollen! Und zwar während meines Angriffs auf die Stadt!«
    »Nur musste ich da einen Flatterer der Tiefe schaffen und folglich erst wieder frische Kräfte sammeln. Ich war also gar nicht imstande, dir zu helfen.«
    »Du …«
    »Heb dir deine Vorwürfe für später auf«, unterbrach sie ihn. »Die Schreitenden können mich jederzeit bemerken. Schick so viele Einheiten wie möglich zum Salattor. Dir bleiben nicht mehr als fünf Minuten.«
    »Sie werden da sein!«, brüllte Rowan und zerriss das Geflecht des Zaubers.
    Thia lachte leise. Wie leicht Rowan doch zu steuern war! Sobald er die Möglichkeit zum Kämpfen bekam, war er sogar bereit, den Hass gegen sie zu vergessen. Insofern: Möge dieser Krieg ewig währen!
    »Dasmin!«, rief Thia, worauf eine der beiden Nekromantinnen, eine alte Frau, das Zimmer betrat. »Was ist mit den Schreitenden?«
    »Die ahnen nicht das Geringste, Herrin.«
    Daraufhin begab sich Thia in den Nebenraum, trat über die Zeichnung am Boden, ging nach unten und spähte auf die Straße hinaus. Bis zum Salattor waren es nicht mehr als zweihundert Yard.
    In der Tat, es wurde Zeit.
    »Lasst die Fische los! Wirkt den Zauber!«, sagte Thia der anderen Auserwählten, die förmlich an ihren Lippen hing. Dann setzte sie sich auf die Vortreppe des Hauses, um das Geschehen zu beobachten.
    Die zwanzig Fische kamen aus dem Keller und marschierten raschen Schrittes in Richtung der Stadtmauer, ohne sich von den Menschen um sie herum von ihrem eigentlichen Ziel ablenken zu lassen. Jemand schrie noch, um die Soldaten zu warnen – doch da erfasste bereits eine Reihe von Explosionen die Männer am Tor und tötete die meisten Menschen im Innenhof.
    Aber nicht die Schreitenden.
    Die hatten es dank der Warnung dieses scharfsichtigen Dummkopfs gerade noch geschafft, Schilde heraufzubeschwören. Obwohl Thias Plan damit platzte, dachte sie gar nicht daran aufzugeben.
    Sie wechselte in den Körper eines Toten, den sie sich für alle Fälle besorgt hatte, befahl Pork, im Haus auf sie zu warten, und schickte eine Reihe von Zaubern gegen die Schreitenden. Die hatten nicht mit einem Angriff gerechnet, sodass Thia die Schilde von zweien aufsprengen und von innen her verbrennen konnte. Auf gut Glück schleuderte sie noch weitere verhängnisvolle Zauber in ihre Richtung, ehe sie sich zurückzog.
    Dennoch erwischte sie der Gegenschlag der Schreitenden an der Schulter. Der linke Arm wurde ihr abgerissen, zusammen mit einem Teil des Brustkorbs. Das bekümmerte sie

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