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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Luk.
    Sofort eilten vier Männer herbei, um die Leiter mithilfe eines Spießes wegzudrücken. Luk sah sich derweil um. Der Kampf neigte sich dem Ende zu. Alle Feinde, die auf die Stadtmauer hatten kraxeln können, waren förmlich zerhackt worden.
    »Das wär geschafft«, seufzte er erleichtert und legte sich den Streitflegel über die Schulter. Das Beil hatte er im Gemenge verloren, danach hatte er sich die erstbeste Waffe geschnappt.
    Er spuckte sich auf die Hand und betrachtete eingehend seinen Speichel. Als er kein Blut entdeckte, wischte er die Finger an der nassen Jacke ab.
    »Die gehen sicher nicht nach Hause«, meinte ein Soldat. »Sobald sie wieder bei Kräften sind, kriegen wir neue Arbeit.«
    »Wir bestimmt nicht«, widersprach ein anderer. »Es ist Zeit für die Ablösung. Für heute haben wir genug gekämpft.«
    »Das war ein schöner Spaß«, bemerkte Ga-nor, als er sich Luk näherte. Sie beide hatte es in die Festung beim Salattor verschlagen, und er hatte in den vordersten Reihen gekämpft.
    »Von wegen! Meine Seite schmerzt fürchterlich. Außerdem habe ich mein Beil verloren.«
    »Und wo?«
    »Da platzt doch die Kröte! Im Kampf natürlich, wo sonst?! Es ist über die Mauer geflogen. Dafür hab ich jetzt den hier!«
    Ga-nor warf einen Blick auf die Waffe in Luks Händen, musterte eingehend die Kette, die ihm über der Schulter lag, und die mit Dornen besetzte Kugel, sagte aber kein Wort.
    Sie nahmen die schmale Wendeltreppe nach unten. Einmal mussten sie haltmachen, um Tragen mit Verletzten vorbeizulassen. Im weitläufigen Festungshof rannten Soldaten und Medikusse hin und her. Etwas abseits waren sechs Schmiede zugange, um die Waffen zu schärfen und die Rüstungen auszubessern. Neben einigen kleineren Schmiedeöfen wurde von zwei Soldaten Kohle ausgeladen. Ein Sergeant mit finsterer Miene trieb die beiden an. In diesem Moment ging ein Glimmender an Luk und Ga-nor vorbei, der seine Schritte zum Salattor lenkte, das nicht mehr als vierzig Yard entfernt lag.
    »Nordländer!«, rief der Anführer ihrer Hundertschaft. »Nimm deine Kröte und geh mit ihr was essen. Der Hauptmann war so gütig, heute doppelte Portionen austeilen zu lassen.«
    »Da platzt doch die Kröte, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht Kröte heiße!«
    »Nicht? So oft wie du dieses Viech im Munde führst?«, mischte sich Ga-nor ein und zog in Richtung Wache ab. »Übrigens sind mir noch ganz andere Namen für dich zu Ohren gekommen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Blasge.«
    Luk verschluckte sich geradezu vor Empörung und verlor kurzfristig die Gabe der Rede. »Wer nennt mich so?«, fragte er, als sie sich in der Reihe zum Essen anstellten.
    »Du meinst, wer
hat
dich so genannt«, erwiderte Ga-nor, der gerade eine große Tonschale mit Reis und Fleisch sowie ein Stück Roggenbrot gereicht bekam. Trotz der Belagerung wurden die Männer, die in den vorderen Linien kämpften, fürstlich bewirtet, die Stadtväter wussten nämlich nur zu gut, dass sie die Soldaten besser nicht hungern ließen. »Inzwischen zieht er es vor, den Mund zu halten.«
    »Oh«, brachte Luk heraus. »Also deshalb läuft dieses Scheusal aus der sechsten Einheit jetzt ohne Vorderzähne durch die Gegend.«
    Ga-nor grinste bloß, verkniff sich aber jeden Kommentar.
    Die beiden setzten sich unter einen Unterstand, von dem aus sie auch das Tor im Blick hatten.
    Luk machte sich über sein Essen her. Genüsslich verspeiste er zunächst die besten Stücke. Als er die Reste des Reises am Boden der Schale mit einem Stück Brot stippte, bemerkte Ga-nor durch das Gitter am Tor ein paar seltsame Gestalten, die durch die Straße auf sie zukamen: Obwohl es nicht mehr regnete, trugen die Unbekannten schwere Umhänge und hatten sich die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Er wusste sofort, was es mit ihnen auf sich hatte, und schrie aus voller Kehle: »Fische!«
    Es war kein leichtes Unterfangen gewesen, zum Salattor vorzudringen. Noch dazu in Begleitung von zwei Nekromantinnen. Dennoch hatte es Thia geschafft. Sie brannte zwar nicht gerade darauf, Rowan zu helfen, wusste aber, dass sie Alsgara sonst nie würde verlassen können. Deshalb hatte sie sich mit ihrem kleinen Gefolge zur Stadtmauer begeben und in einem Haus versteckt, das durch den Beschuss halb zerstört worden war.
    Da sie alle fürchteten, die Aufmerksamkeit des Turms auf sich zu lenken, rief niemand von ihnen seine Gabe an. Thia hatte den beiden Auserwählten obendrein befohlen, ihren Funken, so weit es irgend

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