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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Luft machen wollte, kam Lahen mir zuvor. »Du Idiot!«, stauchte sie ihren Schüler zusammen. »Du darfst niemals die Kontrolle über deinen Funken verlieren! Wie oft soll ich dir das eigentlich noch sagen?! Die Kontrolle ist alles, Shen! Sonst tötest du nicht nur uns, sondern auch dich selbst! Wie konnte das geschehen?!«
    »Ich … ich habe geglaubt, ich hätte den Funken gebändigt«, hauchte er benommen.
    »Und das hat dich so verblüfft, dass du ihm gleich die Zügel hast schießen lassen, ja? Auf dass die freigesetzte Kraft hübsch das Gras versengt!«
    »Wahrscheinlich … ja, so muss es gewesen sein … Tut mir leid!«
    Lahen atmete schwer durch, um dann ruhiger fortzufahren: »Lass dir das eine Lehre sein. Dein Funke ordnet sich nicht dir unter, sondern du dich ihm. Aber dein Funke muss stets wissen, wer von euch der Stärkere ist, wer das Sagen hat. Und das bist du!
Du
erteilst die Befehle. Sonst wird dich deine Gabe nämlich von innen verbrennen, sobald sie deine Schwäche spürt. Das willst du ja wohl nicht, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Dann achte gefälligst auf das, was du tust. Der Funke ist ein Teil von dir. Du musst ihn spüren. Du musst ihm wie einem störrischen Pferd Zügel anlegen. Zeige ihm deine Sicherheit. Hast du das verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann noch mal. Ganz von vorn.«
    Die Tage waren einander zum Verwechseln ähnlich. Ein korallenroter Streifen zog sich am frühen Morgen über den Horizont, dann tagte es rasch. Vier Stunden nach Sonnenaufgang trug der Wind, der durch die Bluttäler ging, keine Kälte mehr heran, sondern glich einem feuerspeienden Dämon. Oder, nach dem Mittag, dem glühenden Atem aus dem Reich der Tiefe, der unsere Haut zu verbrennen drohte.
    Die Sonne stand dem Wind in nichts nach und knallte uns derart auf den Kopf, dass wir glaubten, er würde gleich platzen. Selbst der Waldsaum mit seinen Spagen und Gowen kam mir bald lieblicher vor als diese Täler.
    Tagaus, tagein stapften wir durch die Steppe, in der hohes, bereits gelb werdendes Gras wuchs, und durchstreiften Wiesen, die ein niedriges, sprödes Gewächs wie ein flauschiger Teppich überzog.
    Am schlimmsten war es, wenn wir auf Wermut stießen. Der bittere Geruch betäubte uns fast, außerdem lag uns allen schon nach kurzer Zeit ein unangenehmer Geschmack auf der Zunge. Und selbst nachdem wir diese Stellen hinter uns hatten, kratzte es uns noch im Hals, als würden Katzen ihre Krallen sprechen lassen. Außerdem hatte ich den Eindruck, die ganze Welt sei von einem widerlichen Gestank durchtränkt.
    Die schmalen Bäche führten nach dem langen, heißen Sommer zwar nur noch wenig Wasser, das aber nahm uns immerhin die Furcht zu verdursten.
    Erst wenn spätabends das Gezirpe Tausender von Grashüpfern einsetzte und sich dichtes Dämmerlicht herabsenkte, schlugen wir unser Nachtlager auf. Da wir kaum anständiges Brennholz fanden und das Gras im Nu niederbrannte, konnten wir nur ein kümmerliches Lagerfeuer entzünden. Erst am sechsten Tag entdeckten wir rein zufällig Pflanzen, die stark an gelbe Federgräser erinnerten. Sie brannten länger als alles, was wir bisher versucht hatten. Auf diese Weise konnten wir uns auch wieder ein ordentliches Essen zubereiten und mussten nicht länger den Zwieback essen, den uns Kapitän Dash mit auf den Weg gegeben hatte. Fleisch gab es wenigstens genug. Hier traf man einfach auf alles, angefangen von kleinen, kaum hundsgroßen Antilopen bis hin zu großen Herden von krummbeinigen Saiga und Wildpferden. Von Ziesel- und Steppenmäusen und anderem Kleinvieh ganz zu schweigen.
    Menschen begegneten uns dagegen nie. Seit dem Anbeginn der Zeiten schien noch niemand einen Fuß in diese Gegend gesetzt zu haben. Erstaunen konnte dieser Eindruck letzten Endes nicht, denn selbst Jahrhunderte nach der Gründung des Imperiums gab es in ihm noch genügend unerschlossene und unbewohnte Ecken. Der mittlere Teil der Bluttäler bildete seit jeher auf allen Karten einen solchen weißen Fleck, zogen die Menschen es doch vor, sich in der Nähe der Handelsstraßen anzusiedeln, östlich und westlich dieser Steppe.
    Uns kam die Einsamkeit allerdings ganz gut zupass. So war unser Weg – wie beschwerlich und ermüdend er auch sein mochte – wenigstens nicht sonderlich gefährlich. In der Nähe von Gash-shaku oder Okny hätten wir uns sicher nicht derart sorglos bewegen können. Hier dagegen war die größte Unannehmlichkeit, auf die wir stießen, der Wermut. Die Begegnung mit diesem Kraut

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