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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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nicht von dir verlangt. Bevor die Nacht hereinbricht, müsst ihr den Turm verlassen haben. Morgen macht ihr euch dann auf den Weg. Und damit zum letzten Punkt.« Daraufhin schnippte die Mutter unvermittelt mit den Fingern – und Lahen richtete sich auf dem Stuhl auf, als erwachte sie aus einem langen Schlaf.
    In ihren Augen spiegelte sich jenes blaue Licht, das ich nur zu gut kannte. Lahen hatte Verbindung zu ihrer Gabe aufgenommen – und die Flamme, die in ihren Augen tanzte, deutete darauf, dass ihr alter Funke nach der Begegnung mit Typhus endlich wieder in voller Kraft loderte. In den Jahren, die wir gemeinsam durchlebt hatten, hatte ich gelernt, seine Kraft abzuschätzen. Fast schon so, als wäre ich ein Glimmender. Diesmal brannte er hell. Sehr hell.
    »Wunderbar. Du strahlst geradezu«, stellte Ceyra fest. »Allmählich bedauere ich, dass Ghinorha dich vor uns entdeckt hat. Bei entsprechender Ausbildung hättest du mit Sicherheit einen Platz im Turm eingenommen. Du hast deinen Funken zurück, weil ich dich in der gegenwärtigen Lage im Land nicht schutzlos auf diese Reise schicken will. Deine Gabe wird euch helfen, solltet ihr in Schwierigkeiten geraten. Freilich gibt es dieses Zuckerbrot nicht ohne Peitsche.«
    Keine Ahnung, was Ceyra diesmal anstellte, aber Lahens Begeisterung wich jähem Schmerz. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus und wand sich in Krämpfen. Ohne lange zu überlegen, stürzte ich mich auf die Mutter. Doch noch ehe ich sie erreichte, wurde ich wie eine Feder von einem Wind erfasst und durch den Saal beängstigend nah an die Wegblüte getragen, um schließlich mit voller Wucht gegen die Wand geschmettert zu werden. Das Erstaunlichste war die Verletzung, die mir dieser Flug bescherte: eine aufgebissene Lippe, aber nicht ein einziger gebrochener Knochen.
    Die Mutter hatte mich also nicht verkrüppeln, sondern mir lediglich eine Lektion erteilen wollen. Was allerdings kaum ihrer Gutmütigkeit geschuldet gewesen sein dürfte.
    Ich spuckte das Blut aus und stand auf.
    »Fehlt dir etwas?«, fragte mich Lahen besorgt und kam auf mich zugerannt. Ihr eigener Schmerz hatte offenbar bereits nachgelassen.
    »Glaub nicht.«
    »Ich habe dich gewarnt«, bemerkte Ceyra kalt. »Und sieh mich nicht so grimmig an. Mir jagst du damit keine Angst ein. Geht jetzt auf euer Zimmer und packt. Shen wird euch auf eurer Reise begleiten. Ich empfehle euch dringend, mich nicht zu enttäuschen.«
    Damit war die Audienz beendet.
    Eine junge Glimmende brachte uns mit finsterer Miene zu unserem Zimmer zurück.
    »Bei Sonnenuntergang werde ich hier auf euch warten«, murmelte sie an der Tür.
    »Was hat sie dir angetan?«, fragte ich Lahen, sobald wir allein waren.
    »Nichts weiter. Während meiner Ausbildung habe ich Schlimmeres erlebt. Meine Schläfen schmerzen noch ein wenig, aber das geht vorbei. Würdest du den Wein aufmachen?«
    Während wir bei Ceyra gewesen waren, hatte uns eine gute Seele eine Flasche Muskatperle aufs Zimmer gebracht.
    »Der scheint nicht vergiftet zu sein«, erklärte ich, nachdem ich den mit Wachs versiegelten Korken eingehend gemustert hatte.
    Es war ein leichter Weißwein, wie Stumpf ihn liebte. Lahen leerte ein ganzes Glas in einem Zug, nahm mir anschließend die Flasche ab und setzte sie an den Mund.
    »Alle Achtung!«, brachte ich heraus, als sie die Flasche wieder absetzte.
    »Sei froh, dass sie mir keinen Schnaps gebracht hat«, murmelte sie und nahm einen weiteren kräftigen Zug.
    »Lass mir wenigstens auch noch einen Tropfen übrig, du Märtyrerin!«
    »Nach dem, was unsere vielgeliebte Mutter mir gerade angetan hat, brauche ich den Wein wesentlich dringender als du. Was glaubst du denn, weshalb die den hierher gebracht haben? Halt mal!«
    Als ich ihr die Flasche abnahm, enthielt sie entgegen meiner Erwartungen noch knapp die Hälfte ihres Inhalts.
    »Seit wann greift man im Turm zu einer derart seltsamen Methode, um die Körperkräfte wiederherzustellen?«
    »Es geht dabei nicht um deine Kräfte, sondern um den Funken. Auch wenn es seltsam klingt, aber Wein oder Schnaps helfen, wenn dich gerade jemand mit dem Sklavenzauber belegt hat.«
    »Mit was?«
    »Mit dem Sklavenzauber. So heißt dieses Geflecht. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Eine nette kleine Überraschung von Ceyra.«
    »Kannst du mir das auch mit verständlichen Worten erklären?«, verlangte ich ungehalten.
    »Das ist für einen Menschen, der nicht über die Gabe verfügt, nicht so leicht nachzuvollziehen. Das,

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