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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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würde es bald ein Gewitter geben.
    Auf einer Steinbank saß Luk, der wütend einen Apfel aß und gleichzeitig auf den düster blickenden Ga-nor einredete. Irgendwann warf er einen Blick in unsere Richtung und schrie auf, womit er vermutlich alle Schreitenden im Umkreis weckte: »Da platzt doch die Kröte! Endlich! Ich hab schon geglaubt, die hätten euch gefressen!«
    »Hat Ug also ein Auge auf euch gehabt«, begrüßte uns Ga-nor.
    »Anscheinend«, erwiderte ich. »Obwohl ich bezweifle, dass sich dein Gott um solche wie uns kümmert.«
    »Er schätzt gute Krieger, welchem Glauben auch immer sie anhängen mögen«, entgegnete Ga-nor.
    »Ich weiß ja nicht, wie es mit Ug ist«, mischte sich Luk ein, der gerade den Rest seines Apfels wegwarf. »Aber ich bin unglaublich froh, euch zu sehen!«
    Erstaunlicherweise konnte ich ihm dieses Mal mit seinen eigenen Worten antworten.
    Auch ich war unglaublich froh, die beiden zu sehen.
    Da platzt doch die Kröte!

Kapitel
9
    Drei Stunden vor Tagesanbruch erhellte ein Wetterleuchten den Horizont. Eine Reihe greller Blitze zerriss den samtenen Vorhang der Nacht, ließ die Soldaten, die auf den Stadtmauern Posten standen, blinzeln und Gebete an Meloth senden. Das Donnern des heraufziehenden Gewitters erreichte Alsgara ein paar Minuten später. Das Unwetter zog rasch von Osten heran, rückte der schlafenden Stadt immer näher. Schließlich barst der Himmel förmlich auseinander und flutete die Erde mit Wasser.
    Das Gewitter tobte vom frühen Morgen an mit Blitz und Donner und zog dann übers Meer ab, um tief hängende, bleischwere Wolken zurückzulassen und der Stadt einen endlosen Regen zu bescheren, der alles durchweichte, dessen er habhaft werden konnte.
    Thia stand neben einem der eingeschlagenen Fenster und starrte auf die Bäume in dem verwucherten Garten hinaus. Die Regentropfen prasselten auf die Blätter, ein Bild, das den Unmut der Verdammten nur noch schürte.
    Wie sie dieses Wetter hasste! Am letzten Tag der Schlacht bei Bragun-San war es genauso gewesen. Auch damals hatte es wie aus Kübeln gegossen. Ghinorha war die Einzige von ihnen gewesen, die sich durch dieses Wetter nicht die Laune hatte vermiesen lassen. Aber sie war ohnehin stets heiter und fröhlich gewesen, ein Zug, der Thia immer geärgert hatte. Heute gestand sie sich jedoch zum ersten Mal ein, dass sie die andere nur um diese Fähigkeit, Freude an den einfachen Dingen des Lebens zu finden, beneidete.
    Am Ende war allerdings auch Ghinorha das Lachen vergangen. Ihre Knochen ruhten nun schon lange Zeit in den Erlika-Sümpfen. Was bedauerlich war. Vor allem da eigentlich Rowan oder Mithipha einen Platz in den Sümpfen verdient hätten. Um dort den Sumpfgeistern, Blutegeln und Fröschen Gesellschaft zu leisten.
    Thia schüttelte missmutig den Kopf. Bei allen Sternen von Hara! Warum kehrten ihre Gedanken in letzter Zeit bloß ständig in die Vergangenheit zurück? Das sollte sie sich unbedingt wieder abgewöhnen. Denn wenn du allzu oft an die Toten denkst, überschreiten sie eine bestimmte Grenze und kommen zu dir zurück. Von diesen Überlegungen verstört, wand sich Porks Geist im Schlaf, den sie ihm aufgezwungen hatte, hin und her und stöhnte leise. Thia beruhigte ihn sogleich wieder und zog die Zügel fester an.
    Obwohl sich nun jemand respektvoll hinter ihr räusperte, starrte sie unverwandt in den Garten hinaus, der sich im Regen zusammenzukauern schien. Allmählich begann sie diesen Ort zu hassen. Zu viele Erinnerungen waren mit ihm verbunden.
    Ihr einstiges, so glückliches und sorgloses Leben war für immer zwischen diesen alten Bäumen und Mauern geblieben. Es hatte hier, auf diesem Friedhof unerfüllter Träume und Hoffnungen, sein Grab gefunden.
    In Augenblicken wie diesem kam sich Thia wie eine alte Bäuerin vor. Ihr eigentliches Ich schien längst im Ofen des Hasses und der Bosheit verbrannt. Zurückgeblieben war von ihm nur ein unbarmherziges Monster, das einzig zu Zerstörung imstande war.
    Dabei wollten sie anfangs doch alle nur dem Skulptor nacheifern. Sie wollten etwas aufbauen. Neues schaffen. Andere ausbilden. Die Magie in eine dauerhafte und allen zugängliche Kunst verwandeln. Sie davor bewahren, dass sie zum schalen Abklatsch eines Handwerks herabsank. Und schließlich: ihren endgültigen Verlust verhindern.
    Doch am Ende hatten sie nur Zerstörung gebracht und gemordet.
    »
Das
wollten wir doch gerade nicht.
Ich
wollte das nicht«, flüsterte sie tonlos. »Rethar … warum? Warum ist

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