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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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leistete auch er einen kleinen Beitrag zu dem großen Geschehen auf der Rennbahn.

Ein denkwürdiger Tag

    Vier Wochen später, am 19 April, ritt Alec auf Blitz zum Start der Aquädukt-Rennbahn in New York. Es handelte sich um das Toboggan-Handicap über eine Distanz von 1 200 Meter. 25 000 Dollar waren zu gewinnen. Fünf Pferde paradierten auf dem Sattelplatz; es waren nur so wenige, weil Blitz teilnahm. Er war einziger Favorit und trug das hohe Zusatzgewicht von 130 Pfund, um den anderen Pferden bei seiner Verteidigung der Handicap-Meisterschaft eine Gewinnchance zu lassen.
    Aus dem dunklen Himmel fielen die ersten Tropfen auf Alecs Gesicht. Kurz darauf strömte der Regen so dicht, daß die Startmaschine vor ihm kaum noch zu erkennen war. In der Ferne zuckten die Blitze, der Donner grollte.
    Der junge Jockey fühlte Unbehagen in sich aufsteigen. Er dachte, es würde sicher noch lange dauern, bis ihn ein Gewitter nicht mehr an die schlimmen Stunden in jenem Schuppen auf einem Hammock in den Everglades erinnerte. Ihm war es inzwischen gleichgültig geworden, daß kein Mensch, nicht einmal sein Freund und Vertrauter Henry Dailey, ihm glauben wollte, was er in jener Nacht erlebt hatte. Der Arzt hatte bei ihm einen Nervenschock festgestellt, und es war bekannt, daß der Sumpf bei Menschen, die unter seelischer Anspannung standen, mit seinen Dünsten und Nebeln Wahnvorstellungen hervorrief.
    Er war froh, daß er de Villas goldenes Figürchen in der Schreckensnacht nicht weggeworfen hatte. Wenn er es zum Beweis vorzeigte, hieß es jedesmal, er habe es sicher im Sumpf gefunden, das sei glaubwürdig, aber alles andere nicht
    Da er nicht imstande gewesen war, über die Todesursache de Villas und seine eigenen haarsträubenden Erlebnisse eine einleuchtende Erklärung abzugeben, tat er so, als ob er ihre Darstellung gelten ließe, wenn auch nur um seines eigenen und ihres Seelenfriedens willen.
    Mehrere Tage lang war er mit Medikamenten beruhigt worden. Er hatte eingesehen, daß diese Behandlung seinen Nerven guttat, und er hegte keinen Groll gegen Joe Early und den Arzt. Der Druck war von ihm gewichen; er hatte wieder klar denken können und das Sumpfgebiet ohne Angst betrachtet. So weit sein Auge reichte, war nichts zu sehen außer rauchender Asche. Das Feuer hatte im Süden und Westen erbarmungslos gewütet. Auf sein Drängen hin hatten sie ihn zu dem Buckelhammock begleitet; es geschah, weil sie ihn beschwichtigen wollten, nicht etwa, weil sie seinem Bericht Glauben schenkten.
    Auf der Sumpfinsel war nichts mehr zu finden, der Brand hatte alles restlos verzehrt, auch de Villas Leiche. Wenigstens konnte sich Alec mit eigenen Augen davon überzeugen.
    In seine Alltagswelt zurückgekehrt, begrüßte er die unerbittliche Routine der Arbeit. Sie ließ ihm tagsüber keine Zeit, dem Erlebten in Gedanken nachzuhängen. Nur manchmal des Nachts meinte er den Sumpfgeruch zu riechen, und im Traum stiegen die unvergeßlichen Bilder wieder vor ihm auf. Er zweifelte nicht, daß ihn dieser Traum noch lange verfolgen würde, aber aus irgendeinem Grund fürchtete er sich nicht davor.
    Blitz spürte, daß sein Reiter anderen Gedanken nachhing, und schoß plötzlich vor. Alec kehrte in die Gegenwart zurück und spähte durch den strömenden Regen zu den unruhigen Pferden vor der Startmaschine. Die Rennhelfer bemühten sich, die Pferde in ihre Abteile zu lenken, aber der Regen erschwerte ihnen ihre Aufgabe.
    Alecs schwielige Hände leiteten den Hengst mit sanftem Nachdruck auf das für ihn bestimmte Abteil zu. Er wußte, daß Blitz bereit war zu laufen; der Deckakt hatte ihm nichts von seiner Kraft genommen, er würde das schwere Geläuf ohne weiteres meistern. Zwölfhundert Meter waren für ihn eine sehr kurze Distanz. Er mußte gleich nach dem Start ohne Verzögerung in Schwung kommen. Henry war an diesem Schnellstart gelegen als Vorbereitung auf die langen Rennen, die Blitz noch bevorstanden. Henrys Weisung lautete schlichtweg: »Halte ihm jede Störung fern.«
    Alec wußte aus Erfahrung, daß es nicht immer leicht war, Henrys Befehlen zu entsprechen, insbesondere in Ausnahmesituationen wie heute, wenn das Rennen bei strömendem Regen auf dem schlammigen Boden gelaufen werden mußte. Schon schlitterte vor ihm eins der Pferde nervös quer über die Bahn und rempelte ein anderes an, bevor es sich auffangen konnte. Es gab kennen, die wurden bereits entschieden, ehe die Startmaschine in Aktion trat, oder, wenn es das Unglück wollte, auf den

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