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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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ersten hundert Metern dahinter.
    Ein paar Minuten vergingen, während die Konkurrenten in ihre Abteile gebracht wurden; dann war Blitz an der Reihe. Ohne jede Nervosität ging der große Hengst in die Startmaschine, offensichtlich bereit für den Augenblick des Startens. Die Tür fiel hinter ihm zu, gleich würde die Glocke ertönen. Alec fühlte, wie sich der muskulöse Pferdekörper unter ihm spannte, um ungesäumt losschnellen zu können. Der Reiter wurde ein Teil seines Pferdes, er winkelte die Knie an, neigte den Rücken schräg vor, duckte sich in die Mähne — in diesem Moment schrillte die Startglocke, und die vergitterten Türen der einzelnen Abteile sprangen auf. Das Rennen begann!
    Blitz galoppierte sofort in vollem Lauf davon. »Jaa! Jaa!« schrie Alec im Chor der fünf Konkurrenten, die ihre Pferde aneiferten, noch schneller zu werden, um aus dem Pulk freizukommen. Jeder strebte aus dem Gedränge; die stampfenden, eisenbeschlagenen Hufe hatten bei einer Rempelei schon so manchem Jockey schwere Verletzungen zugefügt.
    Alecs Arme wurden schier aus den Schultern gerissen, so stürmisch warf sich Blitz nach vorn. Der strömende Regen und der verdunkelte Himmel waren ihm gleichgültig, wenn ein Wettkampf erfolgte. Alec versuchte den Hengst an die Außenseite zu dirigieren, um aus der Nähe der anderen wegzukommen. Es war ein quirlendes Durcheinander von Pferden und Reitern; mehrere hatten Mühe, auf dem schlammigen Boden festen Tritt zu fassen, eines glitt aus und stürzte. Der Jockey schoß über den Pferdekopf. Gleich danach rempelte ein Kastanienbrauner Blitz hart an.
    Der Hengst geriet aus dem Takt. Alec half ihm, das Gleichgewicht wiederzufinden, stützte ihn und brachte ihn aus dem Gewirr der anderen. Zwei Konkurrenten liefen noch vor ihnen, aber Alec zweifelte nicht, daß Blitz sie einholen würde. Seine Hufe galoppierten mit großer Sicherheit durch den Schlamm, und wenn Alec in der Führung keine Fehler beging, mußten sie sich den Sieg holen.
    Er beobachtete, wie der an zweiter Stelle galoppierende Reiter jetzt versuchte, sein Pferd durch eine schmale Lücke am Innenzaun an die erste Stelle zu bringen. Im selben Moment aber, in dem er sich durchschieben wollte, schloß sich die Lücke, so daß er nun gezwungen war, sein Pferd zurückzunehmen, um nicht gegen den Zaun geschleudert zu werden. Er verhielt sein Pferd, seinem Wagemut war kein Erfolg beschieden gewesen.
    Alec trieb Blitz neben ihn und blieb dicht am Zaun. Blitz war überaus begierig, vorzupreschen, gehorchte aber Alecs Händen. Das allgemeine Tempo war schnell, doch Blitz lief so mühelos, daß er zu bummeln schien.
    Alec horchte auf das Donnern der Pferdehufe ringsum. Er fühlte den Regen und die aufgewirbelten Erdklumpen im Gesicht. Er wünschte sich kein anderes Leben, für ihn gab es kein schöneres als dieses: auf einem überlegen schnellen und ausdauernden Pferd gegen andere Jockeys kämpfen, die ebenso entschlossen wie er den Sieg zu erringen trachteten.
    Er ließ Blitz ein wenig mehr die Zügel, damit der Hengst in der Kurve zu dem führenden Pferd aufschließen konnte. Er wechselte im Bogen vom Rechts- zum Linksgalopp, und dann durfte sein Pferd laufen, wie es die ganze Zeit schon hatte laufen wollen.
    Ein paar flüchtige Sekunden lang versuchte der andere Jockey mit aller Kraft, sich neben dem Rappen zu halten; er rüttelte, stieß und gebrauchte die Peitsche, kurz, er tat alles, um sein Pferd zu äußerster Schnelligkeit anzustacheln. Aber Blitz zog unaufhaltsam an ihm vorbei, er wurde schneller und schneller und bog, bereits in Führung gegangen, in die Zielgerade.
    Die Zuschauer wußten, daß der Champion keinen Konkurrenten mehr an sich heranlassen würde. Mehr als 70 000 Menschen sprangen wie elektrisiert auf und brachten Blitz eine donnernde Ovation dar, während seine Hufe in herrlich gleichmäßigem Rhythmus über die Bahn fegten. Er war siegreich nach New York zurückgekehrt und bewies erneut seine Unschlagbarkeit.
    Eine Stunde später — nach der Siegerehrung, der Hengst war trockengerieben und zur Abkühlung hin und her geführt worden — kam Henry Dailey in die Sattelkammer und gab Alec eine zusammengefaltete Zeitung. »Hier, lies das«, sagte er. »Ich wollte nicht, daß du es vor dem Rennen sahst.«
    Der alte Trainer hatte die gleiche Reiterfigur wie Alec, die meiste Kraft lag in Brust und Armen. Er war stattlich, aber nicht korpulent, und als er durch den Raum schritt, hatte sein Gang die Geschmeidigkeit eines

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